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INTERNATIONAL/490: Lateinamerika - Fast die Hälfte aller 2023 getöteten Umweltschützer*innen waren Indigene oder Schwarze (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Lateinamerika

Fast die Hälfte aller 2023 getöteten Umweltschützer*innen waren Indigene oder Schwarze


Im Jahr 2023 wur­den welt­weit 196 Um­welt­schüt­zer*innen ge­tö­tet, 85 Pro­zent davon in La­tein­ame­ri­ka. 49 Pro­zent ge­hör­ten in­di­ge­nen Be­völ­ke­rungs­grup­pen und Schwar­zen an.

(Lima, 10. Sep­tem­ber 2024, servin­di) - Fast die Hälf­te aller im Jahr 2023 ge­tö­te­ten Land- und Um­welt­schüt­zer*innen ge­hör­ten zur in­di­ge­nen oder schwar­zen Be­völ­ke­rung, so der ak­tu­el­le Be­richt [1] der Nicht­re-

gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on Glo­bal Wit­ness (GW).

Von den 196 ge­tö­te­ten Um­welt­schüt­zer*innen ge­hör­ten 85 zur in­di­ge­nen Be­völ­ke­rung und zwölf zu schwar­zen Ge­mein­schaf­ten (ins­ge­samt 49 Pro­zent). Dies macht die be­son­de­re Vul­ne­ra­bi­li­tät die­ser Be­völ­ke­rungs­grup­pen als Haupt­leid­tra­gen­de deut­lich. 85 Pro­zent aller re­gis­trier­ten Morde im Jahr 2023, also 166 von 196 Fäl­len, wur­den in La­tein­ame­ri­ka ver­übt.

Die meis­ten Morde in Ko­lum­bi­en, Bra­si­li­en, Me­xi­ko und Hon­du­ras

Die töd­li­chen An­grif­fe kon­zen­trie­ren sich dabei ins­be­son­de­re auf vier Län­der, in denen mehr als 70 Pro­zent der An­grif­fe statt­fan­den: Ko­lum­bi­en, Bra­si­li­en, Me­xi­ko und Hon­du­ras. GW weist schon seit Jah­ren auf diese Ten­den­zen in der Re­gi­on hin.

Ko­lum­bi­en führt die Liste mit 79 Mord­fäl­len an. Es ist damit er­neut das Land mit der höchs­ten Mord­ra­te an Um­welt­schüt­zer*innen in einem ein­zel­nen Land, die GW in all sei­nen Be­rich­ten un­ter­sucht hat. Bra­si­li­en folgt mit 25 Straf­ta­ten, da­nach Me­xi­ko und Hon­du­ras mit je­weils 18 und die Phil­ip­pi­nen mit 17 Fäl­len.


Viele Morde im Zu­sam­men­hang mit Berg­bau

Ob­wohl es nach wie vor schwie­rig ist, einen di­rek­ten Zu­sam­men­hang zwi­schen Mor­den an Um­welt­schüt­zer*innen und wirt­schaft­li­chen In­ter­es­sen her­zu­stel­len, konn­te GW im Jahr 2023 be­wei­sen, dass der Berg­bau die bei wei­tem re­le­van­tes­te Ur­sa­che für diese Straf­ta­ten war. Dies kann dar­auf zu­rück­ge­führt wer­den, dass 25 Um­welt­schüt­zer*innen ge­tö­tet wur­den, nach­dem sie sich Berg­bau­ak­ti­vi­tä­ten ent­ge­gen-

stell­ten.

Mit den 196 re­gis­trier­ten Mord­fäl­len im Jahr 2023 zählt GW seit 2012 welt­weit ins­ge­samt 2.106 Er­mor­dun­gen an Um­welt­schüt­zer*innen. Glo­bal Wit­ness ist eine welt­weit agie­ren­de Nicht­re­gie­rungs­or­ga­ni­sa­ti­on, die sich für eine nach­hal­ti­ge und ge­rech­te Welt ein­setzt. Die Or­ga­ni­sa­ti­on kon­zen­triert sich dabei vor allem auf die­je­ni­gen, die be­son­ders stark vom Kli­ma­wan­del be­droht sind, wie Men­schen des Glo­ba­len Sü­dens, in­di­ge­ne Ge­mein­schaf­ten, Peop­le of Co­lour, Frau­en und Kin­der.

"Wir wer­den wei­ter­hin gegen das sys­te­ma­ti­sche zum Schwei­gen brin­gen von Land- und Um­welt­schüt­zer*innen vor­ge­hen", schluss­fol­gert der Be­richt. Der Be­richt be­tont, dass seine bis­he­ri­gen Er­geb­nis­se ver­mut­lich nicht das ganze Aus­maß der Pro­ble­ma­tik er­fas­sen. Es ist näm­lich be­kannt, dass viele Mord­fäl­le aus Angst gegen die Re­pres­sa­li­en gar nicht erst zur An­zei­ge ge­bracht wer­den. Nur in we­ni­gen Fäl­len wer­den die Täter zur Re­chen­schaft ge­zo­gen und die Fa­mi­li­en er­hal­ten Ge­rech­tig­keit.

Über­set­zung: Va­le­rie Sy


Anmerkung:
[1] https://www.globalwitness.org/es/missing-voices-es/#killed-es

URL des Artikels:
https://www.npla.de/thema/umwelt-wirtschaft/die-haelfte-getoeteter-umweltschuetzerinnen-sind-indigene/

Link zum Originalartikel:
https://servindi.org/actualidad-noticias/10/09/2024/la-mitad-de-defensores-asesinados-eran-indigenas


Der Text ist lizenziert unter Creative Commons Namensnennung-Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0 international.
https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0/

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Quelle:
poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen
Herausgeber: Nachrichtenpool Lateinamerika e.V.
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Telefon: 030/789 913 61
E-Mail: poonal@npla.de
Internet: http://www.npla.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick zum 21. Dezember 2024

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