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MESSE/099: "Zukunft erleben" - 67. Internationale Automobilausstellung (Irene und Gerhard Feldbauer)


"Zukunft erleben"

Unter diesem Motto ist am 14. September in Frankfurt/Main die 67. Internationale Automobilausstellung (IAA) eröffnet worden

von Irene und Gerhard Feldbauer, 14. September 2017


Die 67. Internationale Automobilausstellung (IAA) für Pkw ist am Donnerstag in Frankfurt am Main im Congress Center der Messe von Bundeskanzlerin Angela Merkel offiziell eröffnet worden. Anwesend waren u. a. auch Hessens Ministerpräsident Volker Bouffier und Frankfurts Oberbürgermeister Peter Feldmann. Nach einer Einführung des Präsidenten des Verbandes der Automobilindustrie (VdA), Matthias Wissmann, Show-Einlagen und einem Auftritt von Facebook-Geschäftsführerin, Sheryl Sandberg, kam Merkel nach einer dreiviertel Stunde zu Wort.

Vor Fachbesuchern und Experten, denen der Donnerstag und Freitag vorbehalten sind, hob sie in einer knapp halbstündigen, von ntv life übertragenen Rede die Rolle der Auto-Industrie mit 870.000 Beschäftigten und einem Umsatz von 2016 rund 400 Milliarden Euro als Schlüsselindustrie von "außerordentlicher Bedeutung" hervor. Die deutsche Autobranche baue "immer effizientere Motoren" und "Deutschland stehe gut da". Einleitend erwähnte die CDU-Chefin kurz die Skandale in der Branche, räumte Fehler ein, aus denen gelernt werden müsse und appellierte an die Autofirmen, Glaubwürdigkeit und Vertrauen wieder herzustellen. Kein Wort zu den Anschuldigungen, dass ihre Regierung selbst in die Skandale verwickelt sei. Sie nannte als Ziel eine "umweltfreundlichere" Produktion und eine "Emissionsfreie Mobilität". Wie und wann solche Ziele erreicht werden sollen, blieb offen. Denn Merkel wandte sich ausdrücklich gegen eine "Verdammung" der Dieseltechnologie und erklärte: "Es geht kein Weg daran vorbei, dass wir auf Jahrzehnte noch Verbrennungsmotoren brauchen und gleichzeitig in neue Antriebstechnologie investieren". Damit stimmte die Regierungschefin voll mit VDA-Chef Wissmann überein, der vorher behauptete, der "moderne Diesel sei zukunftsfähig" und entschieden "pauschale Fahrverbote" ablehnte. Im Anschluss an die Eröffnungsfeier begab sich die Kanzlerin auf einen Rundgang durch die Hallen der IAA.


© 2017 by Irene Feldbauer

Für den Schattenblick berichtet das Journalistenteam Irene und Gerhard Feldbauer
© 2017 by Irene Feldbauer

Vorangegangen waren am Dienstag und Mittwoch Pressetage, zu denen sich die zunächst kaum glaubhafte Zahl von über 10.000 Journalisten aus rund 100 Ländern akkreditieren ließ. Auf Anfrage bestätigte uns das Pressebüro des VDA, des Veranstalters der Messe, die Richtigkeit der Teilnehmerzahl. Entsprechend groß war dann das Gedränge auf den knapp 200.000 Quadratmetern des Messegeländes, auf dem 994 Aussteller aus 39 Ländern vertreten sind, rund 100 weniger als bei der letzten IAA 2015. Mehrere hundert sind Zulieferer, darunter Rückkehrer wie der ThyssenKrupp-Konzern, der zuletzt 2007 ausstellte oder BorgWarner, der zuletzt 2011 teilnahm.

Von den Journalisten kommt jeder zweite aus dem Ausland, mit 400 belegt die Volksrepublik China den 1. Platz, gefolgt von Frankreich, Italien, Großbritannien und Japan. Ab Sonnabend, dem 16. September, ist die IAA dann bis 24. des Monats täglich von 9 bis 19 Uhr zu einem Ticketpreis ab 7,50 Euro für Besucher geöffnet. 2015 waren es 931.700 IAA-Besucher, über 50.000 mehr als 2013 und das war das beste Ergebnis seit acht Jahren. Nun bleibt abzuwarten, ob es gelingt, dieses Jahr noch mehr Gäste auf die IAA zu locken.


363 Innovationen, davon 228 Weltpremieren

Die diesjährigen Aussteller bieten, wie Matthias Wissmann informierte, mit 363 Innovationen 52 mehr als 2015. 228 sind Weltpremieren, 64 Europa-Präsentationen und 32 Erstvorstellungen in Deutschland. 39 sind Forschungsstudien. Die Palette der über 50 Pkw-Marken der größten Automobilhersteller aus Europa, den USA und Asien, darunter erstmals Aussteller aus Ägypten, Finnland und Peru, reicht vom Kleinwagen über die SUVs und Crossover bis hin zu Luxusautos und Sportwagen. Bei den meisten der letzteren wird deutlich, dass es noch immer um größer, breiter, schwerer, stärker und schneller geht.

In den Blickpunt der Fachwelt dürften u. a. Neuheiten und Studien von Audi, BMW und Ford treten. Wenn wir einmal davon absehen, dass die IAA ohnehin nicht für Harz IV-Bezieher und ähnliche in der Armut lebende Menschen veranstaltet wird (die damit, um es nebenbei zu bemerken, vom "Zukunft erleben" ausgeschlossen werden), dürften auch manche Neuheiten und Highlights mit über 1000 PS und Kaufpreisen von mehr als einer Million Euro kaum für einen größeren Käuferkreis in Frage kommen, weshalb die Stückzahlen auch begrenzt sind. Ein solches Automobil ist der neue AMG-Supersportwagen Project One von Daimler, der auf der IAA Premiere feiert. Mit seinem technischem Know How aus der Formel 1 bringt er es auf etwa 1.000 PS, feiert mit 2,2 Millionen Euro auch einen Preisrekord und ist deshalb auf 275 Exemplare limitiert. Deshalb rücken in den Blickpunkt der verbleibenden zahlungskräftigeren Käufer vor allem Supersportwagen, Oberklasse-Limousinen und natürlich SUV.


Foto: © Irene Feldbauer

Lamborghini Reventon Roadster
Foto: © Irene Feldbauer


New Mobility World dominiert die IAA

Wissmann stellte die Digitalisierung als Mittelpunkt der IAA heraus. Das Auto der Zukunft werde vernetzt und automatisiert fahren. Das sollte auch das Motto der IAA "Zukunft erleben" ausdrücken. Keine andere Automobilmesse setze den Schwerpunkt Digitalisierung so stark wie die IAA, was sich in der ganzen gezeigten Innovations-Bandbreite zur Mobilität, von der Digitalisierung über die Elektromobilität bis hin zu neuen Mobilitätskonzepten, insbesondere in Städten zeige. Insgesamt sind auf der New Mobility World über 250 beteiligte Unternehmen und Organisationen vertreten. Das Motto "Zukunft erleben" werde demonstriert durch New Mobility World Partner wie Facebook, Google, Qualcomm und viele mehr.

Die New Mobility World wird nicht nur in den Messehallen demonstriert, sondern auch auf einer "Agora" des Freigeländes. Auf einer großen Open-Air-Fläche zeigen Hersteller und Zulieferer automatisierte und digitalisierte Fahrprogramme. Beteiligt sind Audi, Daimler und Volkswagen sowie die großen Zulieferer Bosch, Continental und ZF.


Foto: © VDA, Verband der Automobilindustrie e.V.

Impressionen vom ersten Pressetag
Foto: © VDA, Verband der Automobilindustrie e.V.

Der Messerundgang zeigt, dass die IAA für die größten IT- und Tech-Firmen zu einer Plattform der Zusammenkunft mit den Auto-Konzernen wird. Dazu einige Fakten, die im Presse Center herausgestellt werden:

  • Facebook als Partner der New Mobility World - COO Sheryl Sandberg sprach auf der Eröffnungsfeier.
  • Google als Platinum-Partner der Media-Night, die am Abend des ersten Pressetages stattfand.
  • Carlo D'Asaro Biondo, President of Southern & Eastern Europe, Middle East and Africa Operations, Google Inc., sprach als Keynote-Speaker auf der Media-Night.
  • SAP und Google waren bzw. sind auf der New Mobility World prominent vertreten.
  • Chip-Gigant Qualcomm ist ebenfalls Aussteller auf der IAA/New Mobility World, CEO Steve Mollenkopf mit einer Keynote.

Der amerikanische Technologie-Riese Google ist außerdem mit SAP auf einem Gemeinschaftsstand vertreten.

Weitere IT- und Tech-Unternehmen sind beispielsweise BlaBlaCar, Harman, IBM, International Industries, Kaspersky, Merck, NXP, Siemens, Sony, TomTom, Telekom, Allianz oder McKinsey, und natürlich die Daimler-Töchter Moovel, MyTaxi und Car2Go sowie die VW-Tochter Moia.


Bekannte Firmen bleiben der IAA fern

Zu der diesjährigen IAA, die Wissmann als eine der wichtigsten Automessen überhaupt herausstellte, haben elf bekannte Firmen sich gar nicht erst angemeldet: Neben dem schwedischen Autobauer Volvo der schon 2015 nicht vertreten war, fehlen Mitsubishi, Nissan, Nissan-Tochter Infinitiv und die französischen PSA-Marken Peugeot und die zu Peugeot Citroën gehörende DS oder DS Automobiles. Citroën selbst ist aber gekommen. Komplett verzichtet haben mit Alfa Romeo, Fiat, Lancia, Abrath und Jeep alle europäischen Marken des Fiat-Crysler-Konzerns. In letzter Minute haben mit Aston Martin und Tesla noch weitere wichtige Hersteller abgesagt. Rolls Royce hat auf einen eigenen Stand verzichtet, zeigt sich aber unter dem Dach von BMW.

Der Automobilwissenschaftler Professor Ferdinand Dudenhöffer meinte, das läge nicht nur an den hohen Standkosten, sondern auch an einem anhaltenden Zuschauerschwund und einem Bedeutungsverlust der IAA. Deren Konzept habe sich überlebt. Neue Autos könne man im Internet mittlerweile früher und besser sehen als in einer Messehalle, so der Professor für Betriebswirtschaft und Automobilwirtschaft an der Uni Duisburg-Essen. VDA-Chef Wissmann ignorierte diese Aussagen geflissentlich und zeigte sich überzeugt: "Alle mobilitätbegeisterten Besucher und Automobil-Enthusiasten, aber auch allgemein Mobilitätsinteressierte und bisher skeptisch Fragende können sich auf eine tolle und spannende IAA freuen".


Foto: © Irene Feldbauer

Journalisten auf dem VW-Stand
Foto: © Irene Feldbauer

Dennoch, der von VW ausgelöste Abgasskandal bei seinen Dieselfahrzeugen, der inzwischen auch zum Thema der Bundestagswahlen geworden ist, war mehr am Rande ein Gesprächsstoff. Wenn man einmal davon absieht, dass ADAC die IAA dazu nutzte, seiner Forderung Publizität zu verschaffen, VW solle freiwillig je 5.000 Euro an die 2,6 Millionen geschädigten Autobesitzer zahlen, denen der Konzern Autos mit seiner Schummelsoftware verkaufte. Das wären insgesamt 13 Milliarden Euro.

Dabei hatte Spiegel Online das Thema noch mit der Frage angeheizt, ob eine neue Regierung Niedersachsens als "Akt der politischen Hygiene" nicht den 20-prozentigen Landes-Anteil an VW verkaufen sollte. VW hätte sich solche Abgasbetrügereien wohl nicht getraut, wenn der Konzern nicht die Gewissheit gehabt hätte, am Ende immer die Fürsprache der Politik zu erhalten. Nun ja, das kann sich "Der Spiegel" erlauben, auf den Pressekonferenzen spielten solche Fragen, wenn überhaupt, eher eine untergeordnete Rolle.

Der Automobilexperte Dudenhöffer hatte dagegen Klartext gesprochen und die möglicherweise geheimen Absprachen deutscher Autobauer als "Erschütterung für die Autoindustrie" bezeichnet. Im Interview für MDR AKTUELL sprach er mit Bezug auf den entsprechenden "Spiegel"-Bericht davon, dass der Weg von Legalität in die Illegalität möglicherweise über die technischen Arbeitskreise der Autoindustrie erfolgt sei.


Volkswagen mit einer 150 Millionen-Premiere

Vor allem deutsche Autohersteller nutzen die IAA 2017 wieder, um ihre neuen Modelle ins rechte Licht zu rücken. Der VW-Konzern, für den die Automesse ein Heimspiel ist, präsentiert sich auf einer Ausstellungsfläche von knapp 440 Quadratmetern und einem 25 Meter breiten, ebenso langen und 21 Meter hoher Glaskubus mit einer als "Markenkern" bezeichneten Medienskulptur. Zu den Erfolgsmeldungen von VW gehört, dass im August 2017 mit dem Golf GTE, der 150millionste Volkswagen im Stammwerk Wolfsburg vom Band lief. Unter der Marke befanden sich Ikonen wie der Golf oder der Käfer. Dass der Käfer von 1937 ein KdF - Kraft durch Freude-Fahrzeug - war, das in Allradversion von 1941 bis 1944 von VW als Kommandeurswagen (VW Typ 87) für Hitlers Wehrmacht gebaut wurde, wird hier natürlich tunlichst verschwiegen, interessiert wohl auch kaum jemanden. Eher schon, dass man in Wolfsburg mit dem blauen Golf GTE einen Plug-In-Hybrid als Jubiläums-Modell ausgewählt hatte, der für einen symbolischen Ausblick in die Zukunft der Mobilität bei Volkswagen stehen soll.

Trotz des Abgasskandals ist VW nach vorherrschenden Medienberichten (Handelsblatt, Automobilwoche) 2016 mit 10,2 Millionen verkauften Fahrzeugen weltweit größter Automobilhersteller geworden und hat seinen japanischen Konkurrenten Toyota (10,1 Millionen) auf Platz 2 verwiesen. Mit nur 100.000 Autos war der Vorsprung allerdings nicht gerade groß. Und weil sich das Blatt auch wieder wenden könnte, wird der Erfolg nicht herausgestellt.


Foto: © Irene Feldbauer

VW Tiguan Allspace
Foto: © Irene Feldbauer


Im Schatten der Skandale

Die IAA steht im Schatten der diversen Skandale, die vor allem die deutsche Autobranche seit nunmehr zwei Jahren erschüttern. Diese beziehen sich nicht mehr nur auf die Manipulationen von VW bei den Abgaswerten, sondern auf die Verwicklung der gesamten Automobilbranche. Dann kamen die kartellrechtswidrigen Preisabsprachen zwischen den großen Unternehmen ans Licht. Auf den zwei vorangehenden Pressetagen am 12./13. September, denen am 14./15. Fachbesuchertage folgten, versuchten das die Konzerne - wie Volkswagen und seine Töchter, so Audi, aber auch Daimler - mit verbreitetem Optimismus, der Darstellung erfolgversprechender Strategien und der Vorstellung neuer Modelle zu überdecken.

Unter der VW-Palette neuer Modelle ragte der VW T-Roc getaufte neue Golf-SUV hervor. VW-Tochter Audi reiste mit den Flaggschiffen Audi A8, A7 an. Kein Unternehmen ohne SUV. Dementsprechend zeigt Porsche erstmals den Cayenne der Öffentlichkeit.


In vier Jahren selbstfahrende Autos

BMW lag 2016 mit 1,5 Millionen verkauften Autos, die einen Umsatz von 56,02 Milliarden Euro ausmachten, an 10. Stelle der weltweit größten Autohersteller. Bis 2021 will der Münchener Oberklassehersteller selbstfahrende Autos auf die Straße bringen. BMW hat dazu eine Allianz ausgerufen, der sich Fiat Chrysler, der US-Chipriese Intel, der israelische Kameratechnikspezialist Mobileye und der Zulieferer Continental angeschlossen haben. Fiat Chrysler bringe in die Kooperation neben Entwicklungskapazität auch hohe Absatzzahlen und eine langjährige Erfahrung in Nordamerika ein, hieß es bei BMW. Finanzielle Details waren nicht zu erfahren. BMW will demnächst in Unterschleißheim bei München einen Campus einrichten, auf dem nach Fertigstellung (wann, war nicht zu erfahren) mehr als 2.000 Ingenieure am automatisierten Fahren arbeiten sollen.


Mercedes mit neuen S-Klasse Coupés und Cabrios

Auch Mercedes Benz kommt mit einem neuen Absatzrekord vom August zur IAA. Der Münchener Autobauer hat in diesem Monat weltweit 170.341 Fahrzeuge verkauft, was gegenüber dem Vorjahr ein Plus von 9 Prozent ist. An der Spitze liegen die SUVs mit +13,8 Prozent und der Dream Car sogar mit +20,1 Prozent. Besonders scheint die neue High Society Polens auf Fahrzeuge mit dem Stern erpicht, denn über die Oder gingen im August 46,8 Prozent mehr Einheiten als im Vorjahr. Insgesamt seien in den ersten acht Monaten 1.496.406 Fahrzeuge mit dem Stern verkauft worden, was gegenüber dem Vorjahreswert 12,8 Prozent ausmache. Diesen Zuwachs verbuche man schon seit viereinhalb Jahren und setze darauf, dass es so bleibe. Dazu sollen, so Britta Seeger, Mitglied des Vorstands der Daimler AG, und verantwortlich für Mercedes-Benz Cars Vertrieb, "die neuen S-Klasse Coupés und S-Klasse Cabrios" beitragen. Mit den Modellen, die auf der IAA Weltpremiere feierten, werde die S-Klasse umfassend überarbeitet und komplettiert.


Foto: © Irene Feldbauer

Seat Ibiza
Foto: © Irene Feldbauer


Ausländische Autobauer haben viel zu bieten

Auch wenn die IAA von den deutschen Auto-Konzernen dominiert wird, ist die ausländische Konkurrenz nicht zu übersehen. Seat zeigt auf seinem Stand das City-SUV Arona, das bereits in Barcelona eine Premiere hatte. Im gleichen Segment stellte ŠKODA einen Yeti-Nachfolger Karoq vor. Ob es sich bei den beiden VW-Töchtern eigentlich um echte Ausländer handelt, ist immer etwas umstritten. Keine Rolle spielt das dagegen bei der Toyota-Tochter Kia, die ihren neuen Stonic, einen Kompakt-SUV, und eine Studie zum neuen Cee'd vorstellt. Toyota selbst feiert mit Land Cruiser, einer Geländewagen-Ikone, Weltpremiere und bringt den Yaris GRMN auf die Strecke. Renault stellt seinen neuen Mégane R.S vor. Bei Opel ist das neue SUV Grandland X zu sehen, der Insignia Country Tourer und die anderen Insigina-Modelle, die mit neuen Biturbo-Diesel ausgerüstet sind. Zur Opel Insignia-Familie gehört auch die Sportlimousine, zu der noch ein GSi kommt. SUV dominieren auch den Stand von Porsche, der seinen Cayenne vorstellt. Bei Ford wurde der neue Focus enthüllt. Hyundai zeigt auf der Basis des i30 zwei Neuheiten: Den i30 N, eine sportliche, bis zu 275 PS starke Ausführung des Kompakten und den i30 Fastback, eine fünftürige Fließheck-Variante.

Auf dem Stand von Subaru, dem weltgrößten Allrad-Pkw-Hersteller, wird mit Subaru Impreza eine Europa-Premiere gefeiert und erstmals die zweite Modellgeneration des Grossover-SUV Subaru XV in vier Ausstattungslinien gezeigt. Es sind, wie der Japaner hervorhebt, die Vorboten einer neuen Fahrzeuggeneration, die beide auf der neuen Plattform von Subaru basieren. Sie verspricht eine verbesserte Fahrdynamik und dank der Subaru Global Plattform - Boxermotoren und Allradantrieb - höhere Sicherheit. Zu sehen ist eine sportlich-elegante Linienführung, bei robusten Elementen, einem hohem Fahrkomfort mit dem Versprechen einer außergewöhnlichen Geländetauglichkeit. Die erhöhte Bodenfreiheit und der permanente Allradantrieb Symmetrical AWD, der wie bei nahezu allen Subaru-Modellen zum Serienumfang gehört, haben hieran entscheidenden Anteil. Die elektronische Drehmomentverteilung Active Torque Vectoring und das erstmals im XV verfügbare X-Mode Allradmanagement-System sollen beste Traktion selbst in schwierigen Situationen sicherstellen.


Chinas Autobauer sind schon auf der Strecke

In Halle 8 ist ein nicht gerade großer Stand von den Autobauern der Volksrepublik China zu finden. Bisher werden die Chinesen in der Fachwelt meist nur als begehrter Absatzmarkt der großen europäischen und US-amerikanischen Auto-Hersteller erwähnt. Aufmerksame Besucher werden hier feststellen können, dass die Chinesen wie in anderen Wirtschaftsbereichen, wo sie dabei sind, den Europäern und den USA ihre führenden Plätze streitig zu machen, sich darauf auch in der Autobranche vorbereiten. Angereist sind die Unternehmen Chery Motors und Great Wall Motors (Great Wall Automobile Holding Co., Ltd. - GWM) mit seinem Luxus SUV Wey, der auf der IAA Europa-Premiere hat. Der Name geht von einem Herrschersitz in der Stadt Wei aus. Mit dem SUV will der Chinese, wie Jens Steingräber, Chef der Wey-Vertretung in Deutschland, gegenüber DPA sagte, in drei bis vier Jahren auch auf den wichtigen Automärkten in Europa und USA vertreten sein. "Wir wollen bis zum Jahr 2020 rund 400.000 Autos verkaufen", so Steingräber, der für dieses Jahr als Ziel 8.000 Fahrzeuge anvisierte. Wey werde sich "bei der Qualität mit den Besten messen: den deutschen Autobauern". Die Wey-Autos seien aber günstiger. "Wir rollen das Feld von hinten auf", so der deutsche Wey-Vertreter. Die Chinesen haben bisher nur Benziner im Angebot, wollen aber bald einen Plug-in-Hybrid und schon im nächsten Jahr ein Elektroauto anbieten.

Auch Chery Motors will mit einem neuen Kompakt-SUV, der auf der IAA Weltpremiere hat, in drei Ausführungen auf den europäischen Märkten starten. Angetrieben werden die SUV von 231 PS Great Wall Havel H7 starken Zweiliter Ottomotoren, die in zwei Ausführungen WO1 und eAD mit zwei Elektromotoren kombiniert werden. Für den Pflug-in-Hybrid wird eine Leistung von 364 PS angegeben, die den SUV in 6,9 Sekunden auf 100 km/h bringen soll. Die elektrische Reichweite betrage 50 Kilometer. Wenn man davon ausgeht, dass von der 1997 in Wuhu in der Provinz Anhui gegründeten Chery Motors 1999 das erste Fahrzeug vom Band lief und bis 2005 erst 200.000 Fahrzeuge produziert wurden, von denen aber schon 170.000 ins Ausland gingen, ist das eine ziemlich steile Entwicklung. Inzwischen werden rund 1,2 Millionen produzierte Fahrzeuge angegeben. Seit 2008 stellt Chery einige seiner Marken in Ägypten als Speranza Chery her und verkauft sie auch dort. Auch in Russland soll eine Produktionsstätte geplant sein. In Europa Design- und Entwicklungszentren.

Great Wall (was für große Mauer steht) beschäftigt derzeit etwa 18.000 Mitarbeiter, die vor allem Kleinwagen, SUVs und Pickups herstellen. 2010 wurde mit dem Voleex C30 eine erste Stufenheck-Limousine produziert. GWM ist bereits nach Osteuropa vorgedrungen, wo es in Bulgarien bei der Stadt Lowetsch 2012 ein Montagewerk für Fahrzeuge errichtete. 2013 liefen dort 2.000 Fahrzeuge vom Band. Die Kapazität soll auf 50.000 Fahrzeuge pro Jahr steigen.


Foto: © VDA, Verband der Automobilindustrie e.V.

Messeimpressionen
Foto: © VDA, Verband der Automobilindustrie e.V.


Reklame für E-Mobilität auf allen Ständen

Eine groß aufgezogene Reklame, was alles für die E-Mobilität unternommen werden soll, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass das schon lange überfällige E-Auto weiter in der Warteschleife parkt, denn Benziner und selbst der Diesel sind noch lange nicht zu Auslaufmodellen erklärt worden.

In diese Situation hinein platzte ein Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua aus Peking, die sich auf den stellvertretenden Industrieminister Xin Guobin berief, dass erwogen werde, ab 2040 Produktion und Verkauf von Verbrennungsmotoren sowohl auf Diesel- als auch Benzin-Basis zu verbieten. Das würde, so Experten, sich tiefgreifend auf die deutsche Autoindustrie auswirken, für die die Volksrepublik als weltweit größter Automarkt ein Rettungsanker für Absatzkrisen ist.

Aber nichtdestotrotz, auf der IAA gibt es kaum einen Aussteller, der nicht ein E-Mobilitäts-Programm mit stärkeren Antrieben und größerer Reichweite verspricht. Volkswagen verkündet, eine neue Generation innovativer Elektrofahrzeuge zu entwickeln und präsentiert die weiterentwickelte Version eines I.D. CROZZ. Das überarbeitete Concept Car, so ist zu hören, basiert auf dem Modularen Elektrifizierungsbaukasten (MEB). Unter der breiten Motorhaube des hochmodernen SUV mit großen Kotflügeln ist ein kompakter Elektroantrieb und eine im Fahrzeugboden integrierte Lithium-Ionen-Batterie untergebracht. Dezent wird darauf verwiesen, dass die Studie nicht zum Kauf angeboten wird und daher nicht der Richtlinie 1999/94 EG unterliege.


Bosch will das Problem mit eAchse und Start-up Antrieb lösen

Dass für eine größere Reichweite eine leistungsstärkere Batterie gebraucht wird, ist inzwischen eine Binsenweisheit. Bosch, der weltweit größte Automobilzulieferer, will das Problem mit einer Bosch eAchse in einem Start-up Antrieb für Elektroautos lösen. Aus drei Antriebsteilen ist hier eins gemacht worden. Motor, Leistungselektronik und Getriebe sind kompakt kombiniert und treiben unmittelbar die Achse des Autos an. Das soll den Antrieb nicht nur deutlich effizienter, sondern auch günstiger machen. "Bosch bringt mit der eAchse das All-in-one Prinzip in den Antrieb", erklärt Dr. Rolf Bulander, Geschäftsführer und Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions. Der neue Antrieb wird bei Bosch als ein enormes Geschäftspotenzial gesehen. Denn die eAchse könne in Hybride und Elektroautos, kleine Pkw, SUV und sogar leichte Nutzfahrzeuge eingebaut werden. Wirtschaftlich kann die eAchse "zum großen Wurf werden", so Bulander.

Dazu bringt das 1886 von Robert Bosch gegründete Unternehmen ein Wirtschaftspotenzial ein, das heute zu einem der größten nicht nur in Deutschland gerechnet wird. Durch die Übernahme des US-amerikanischen Industriekonzerns SPX Service Solutions 2012 wurde Bosch zu einem weltweit führenden Anbieter von Diagnose-Servicegeräten. 2015 stieg Bosch zu den 10 der größten Automobilzulieferer Deutschlands auf.


Foto: © VDA, Verband der Automobilindustrie e.V.

Messeimpressionen
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Quelle:
© 2017 by Irene und Gerhard Feldbauer
Mit freundlicher Genehmigung der Autoren


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. September 2017

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