Marc A. Herren
NATHANS Testament
Perry-Rhodan-Heft Nr. 3311
Luna, Solsystem, 3. bis 9. August 2250 NGZ
Die KIS-Agentin Sira Nylling hat ihre Kollegin Rhea Caburra vor einem mörderischen Gestaltwandler gerettet und auf ihr geheimes Raumschiff gebracht, das über dem Ylatorium schwebt und über eine hochwertige Tarntechnik verfügt. Rhea fordert von ihr, endlich mit der Wahrheit über sich herauszurücken. Da Sira Nylling sie für vertrauenswürdig hält, offenbart sie ihr, dass sie in Wirklichkeit Sahira heißt und Alaska Saedelaeres Tochter ist. Außerdem ist sie auch noch Reginald Bulls Enkelin. Aber zu keinem der beiden Männer habe sie Kontakt. Sie vermute sogar, das Alaska gar nichts von ihrer Existenz weiß. Und das solle auch so bleiben. Sämtliche positronischen Spuren, die auf ihre Existenz hinweisen, wurden stets von ihr gelöscht. Und der SERUN, den sie Rhea gibt, ist so programmiert, dass er sämtliche persönlichen Gespräche, die sie mit ihr führt, herausfiltert und den Namen Sahira durch Sira ersetzt.
Sahira folgt einem Auftrag, den sie vor vielen Jahren erhalten hat und der absolut geheim halten muss. Sie hat sich nur deshalb als TLD-Agentin ausbilden lassen, um an NATHAN heranzukommen, der Informationen gespeichert hat, die für die Erfüllung ihrer Mission wichtig sind. Doch bevor sie an ihn herankam, hatte das Brennende Nichts ihn vernichtet.
Ihr Schiff, die CORELLA, das eine höherwertigere Technik besitzt, als den Terranern zur Verfügung steht, stammt von den Ayindi, dem Volk aus dem Arresum, der anderen Seite des Möbiusbandes. Sein Inneres besteht aus Formenergie, die den Terranern seit dem Hyperimpedanzschock nicht mehr zur Verfügung steht.
Sahiras Großmutter Vanity Fair war eine Ortungsspezialistin, die im Jahr 490 NGZ in einem Raumschiff das Perseus Black Hole beobachtete. Sie traf Reginald Bull, als der zusammen mit Perry Rhodan in diese Zeit zurückversetzt worden war und hatte eine Affäre mit ihm, bei der Siela Corell gezeugt wurde. Bull und Rhodan kehrten in ihre Gegenwart zurück und Vanity Fair kam noch vor der Geburt ihrer Tochter ums Leben. Der Fötus wurde in einen robotischen Uterus gelegt und in einem Medoschiff zur Kleingalaxis Fornax gebracht. Schon auf dem Weg dorthin entwickelte der Fötus ein Bewusstsein und nahm Kontakt zum Schiffsbewusstsein auf, das er MUTTER nannte. Das Kind, das nicht geboren werden wollte, kam eines Tages über den Hypersender des Raumschiffs in Kontakt zu Nocturnen, Bewusstseinsinhalten, die sich frei durch den Weltraum bewegen. Es konnte sie tanzen lassen, womit es ihnen half, in die zweite Phase ihres Lebens einzutreten und sich auf dem 14. Planeten des Faalinsystems zu einem Stock zusammenzufinden. Dieser Nocturnenstock, den Siela Corell VATER nannte, entwickelte mit der Zeit eine gewaltige Intelligenz.
Sahira besitzt eine Paragabe, die sie von ihrer Mutter geerbt hat, sie ist eine 5-D-Interpreterin. Das heißt, sie kann fünfdimensionale Impulse empfangen und senden - und sie ist in der Lage, paranormale Aktivitäten von Mutanten aufzuspüren.
Das ungeborene Kind brachte die Nocturnen über Hyperimpulse dazu, Schiffe einzufangen und deren Besatzungen und Fracht dem Kontor Fornax zuzuführen, einem anderen Planeten des Faalinsystems. So versorgte es 664 Jahre lang die Menschen auf dieser Welt, die von der Kosmischen Hanse abgeschnitten war. Im Jahr 1155 NGZ wollte der Fötus dann doch geboren werden. Ein Techniker namens Unbred Corell leitete die Geburt ein, gab dem Mädchen den Vornamen Siela und seinen eigenen als Nachnamen. Durch die Geburt verlor Siela zunächst ihre Paragabe, wodurch der Kontakt zu den Nocturnen abbrach. Dann kehrte die Gabe wieder zurück und sie konnte die Nocturnen wieder tanzen lassen, womit sie den Bewohnern des Kontors Fornax große Freude bereitete.
Im Jahr 1171 besuchten Ernst Ellert, Testare und Alaska Saedelaere auf der Suche nach ES diesen Planeten. Siela verliebte sich in Alaska und begleitete ihn eine Weile, kehrte dann aber, als sie schwanger war, zu ihren Nocturnen zurück. Am 7. Dezember 1174 NGZ wurde Sahira geboren. Siela band sie jedoch so stark an sich, dass das Mädchen Abstand gewinnen wollte und seinen eigenen Nocturnenstock schuf, den es SCHWESTER nannte.
Eines Tages tauchte die Ayindi Moira auf und überredete Siela Corell, die Nocturnen ins Arresum zu bringen, damit sie dort neues Leben schaffen. Der Weise von Fornax, der wichtigste Nocturnenstock, war damit einverstanden. Er übertrug Sahira eine Aufgabe, der sie sich aber nicht gewachsen fühlte, weil sie sich ihrer Meinung nach für die kosmische Bühne nicht eignete. Außerdem war sie mit seiner Entscheidung nicht einverstanden. Sie misstraute Moira - mit Recht, denn diese verweigerte Siela, ins Arresum mitzukommen, was sie zuerst versprochen hatte, weil Sahiras Mutter die Nocturnen dazu bringen sollte, so viele Stöcke wie möglich zu bilden. Als die größten und weisesten Nocturnenstöcke fort waren, verstummten die wenigen jungen, die auf Kontor Fornax geblieben waren. Und Siela Correl kehrte als gebrochene Frau zurück.
Als Sahira 115 Jahre alt war, traf sie ein 5-D-Impuls, der ihren Alterungsprozess umkehrte, sie wurde immer jünger. Als dies nicht gestoppt werden konnte, entschied Siela, dass Sahira, die sich inzwischen ins Alter von 15 Jahren zurückgewandelt hatte, in einen Kryosarg gelegt und in dem Medoschiff MUTTER nach Tahun geschickt wurde, wo sie so lange hätte bleiben sollen, bis jemand eine Lösung für das Problem finden würde, was aber nicht geschah. Eine Änderung trat erst ein, als Sahira von einem dunklen 5-D-Impuls geweckt wurde, der die Extrasinne von Arkoniden manipulieren sollte. Ein Nebeneffekt war, dass Sahiras Alterungsprozess wieder einsetzte. Da dieser Impuls von einer Maschine ausging, die jemand nutzte, um die Macht über Arkon zu erlangen, traten Gucky und Perry Rhodan auf den Plan, um diese unrechtmäßige Machtübernahme zu verhindern. Sie konnten die Maschine an sich bringen, die Atlan dann zerstören wollte. Doch Perry Rhodan setzte sich dafür ein, dass Sahira sie bekam, weil sie damit ihren Alterungsprozess steuern konnte. Bedingung war, dass sie die Milchstraße verließ und niemals in die Nähe von Arkoniden kam.
Nach zwölf Jahren kehrte sie nach Kontor Fornax zurück, wo sie ihre Mutter nicht mehr wiederfand. Diese hatte den Nocturnenstock VATER auf dem 14. Planeten des Faalinsystems aufgesucht, sich neben seinen Sockel gelegt und war dort gestorben. Sahira verließ Fornax und kehrte niemals zurück. Aber sie nahm nun die Aufgabe an, die der Weise von Fornax ihr einst gestellt hatte.
Nachdem sie sich gegenseitig über ihr Leben ausgetauscht haben, legt Rhea ihr Misstrauen Sira gegenüber vollständig ab, auch wenn ihr nicht wohl dabei ist, den TLD zu hintergehen.
Da trifft der hochfrequente Puls, der bei der Vereinigung zweier Brennender Nichtse auf Terra entstanden ist, auf Luna ein und fügt Sahira extreme Schmerzen zu. Sie zuckt konvulsivisch und stößt Worte in einer fremden Sprache hervor. Als sie wieder normal reden kann, meint sie, es wäre etwas in der Nähe erwacht.
Es sind die abgeschalteten Ylanten. Sie streben aus ihrer Halle, verlieren aber bald die Kontrolle über sich, fallen übereinander her und reißen sich gegenseitig Gliedmaßen heraus, die sie dann mit sich führen. Bonnifer, der eingreifen will, wird von ihnen bedroht, so dass er sich zurückziehen muss. In dem Moment bezieht die BOX der Posbis Stellung über dem Ylatorium und entsendet unzählige Posbis. Sahira und Rhea verlassen die CORELLA, um einschreiten zu können, denn die Posbis, die die Ylanten mit Prallfeldprojektoren voneinander trennen wollen, werden von diesen angegriffen. Dabei gehen die Ylanten äußerst brutal vor.
Sahira verlangt von Sloreg, seine Brüder zu stoppen, doch dieser bekommt keinen Zugang zu ihnen. Er plädiert dafür, dass die Posbis sich zurückziehen, da sie es sind, die ins Ylatorium eingedrungen sind, in dem den Ylanten Autonomie zugesichert worden ist. Wenn sie beschließen, Selbstmord zu begehen, steht es niemandem zu, sie dabei zu stören.
Sahira kann die beiden Posbis Gladmann-Zwo und Winkelstein dazu bringen, ihre Artgenossen zum Rückzug zu bewegen. Sofort lassen die Ylanten von ihnen ab und demontieren sich wieder selbst. Dabei bewegen sie sich auf ein bestimmtes Ziel zu.
Gladmann-Zwo und Winkelstein halten Bonnifer, dessen Audiodateien sie heimlich abgehört haben, für einen begnadeten Techniker und stufen ihn als vertrauenswürdig ein. Sie bitten ihn deshalb, ihnen bei dem Ylantenproblem zu helfen und auf die BOX zu kommen. Dort präsentieren sie ihm ein Ylanten-Körperteil, das er untersuchen soll.
Sahira, Rhea und Sloreg beobachten, wohin die Ylanten die abgetrennten Teile ihrer Brüder bringen. 20 Stunden lang fließt ein Strom von der Lagerhalle aus mehr als 400 Kilometer weit nach Nordosten zu einem Krater, an dessen Rand eine zehn mal zehn Meter große Plattform errichtet wurde. Auf einer Art Thron liegt der aufgebrochene Körper des gesuchten Posbis Wilhelm. Der Behälter seines Zellplasmas liegt frei und die Ylanten fangen an, ihre abgerissenen Körperteile mit ihm zu verbinden. Die Posbi-BOX greift ein, um das zu bergen, was von Wilhelm übrig geblieben ist. Schwärme von Posbis regnen auf die Mondoberfläche herab. Die Plattform wird jedoch von mehr als tausend Ylanten verteidigt. Es kommt zum Kampf.
Sahira gelingt es, den Behälter mit dem Zentralplasma Wilhelms zu Bonnifer auf die Posbi-BOX zu bringen. Dieser kann eine hypertoyktische Verzahnung zwischen Wilhelm und Gladmann-Zwo herstellen. So kann sich Wilhelm verständigen, bis man ihm einen neuen Körper geschaffen hat. Er erinnert sich daran, dass die Ylanten ein Kollektiv bauen wollen. Es geht um das große Werk, um NATHANS Testament, das die Wiedergeburt des Mondgehirns regeln soll. Dabei handelt es sich um ein Programm, das die Ylanten quasi fernsteuert. Sie wollen es erfüllen, verstehen aber nicht, was sie tun. Beim Herunterladen dieses Programms war es wohl zu einem Fehler gekommen. Vermutlich ist es abgebrochen worden und daher unvollständig. Um dem Fehler auf die Spur zu kommen, muss sich ein unbeeinflusster Ylant mit dem Zentralplasma Wilhelms verbinden, wofür nur Sloreg in Betracht kommt.
Es stellt sich heraus, dass in jedem Ylanten ein Backup von NATHAN angelegt ist. Es beinhaltet Informationen zur Wiederherstellung der Hardware und vieler Daten, die in NATHAN gespeichert waren. Allerdings bräuchte man dazu eine viel größere Menge an unverwirrten Ylanten, nicht nur einen.
Der Große Reisende, der Kommandant des Posbi-Raumers, bietet sich freiwillig an, sich und die Technologie der gesamten BOX in das Gesamtwerk einbauen zu lassen. Er möchte ein Teil des neuen NATHAN werden und damit dessen Testament erfüllen. Vier Tage lang bauen Ylanten an dem großen Werk, das sich danach in Bewegung setzt und im lunarischen Orbit über dem Brennenden Nichts, das NATHAN verschlungen hatte, positioniert. Sloreg ist nun der einzige Ylant, der übrig geblieben ist. Alle anderen sind in das große Werk eingegangen. Er kehrt in die Halle des Ylatoriums zurück und schaltet sich ab.
Da die KIS-Agentin Sira Nylling es versäumt hat, Icho Tolot darüber in Kenntnis zu setzen, was sich auf dem Mond zusammenbraut, will der Haluter sie zur Rechenschaft ziehen. Damit steht ihre falsche Identität auf dem Spiel. Rhea und sie sind sich inzwischen so nahegekommen, dass sie gemeinsam planen, zu verschwinden.
Der Shift, in dem sie offiziell versucht hatten, Ylanten von Posbis zu trennen, wurde zerstört. Später finden TLD-Tatortspezialisten nur noch einzelne Gewebeteile der beiden Frauen, weil sie angeblich bei ihrem Einsatz keinen SERUN getragen hätten.
In Wirklichkeit sind sie in der CORELLA unterwegs. In ihrer Begleitung befindet sich der Mattenwilly Tropf, der den Abschuss des Shifts, bei dem Sira Nylling und Rhea Caburra angeblich umgekommen sind, herbeigeführt hat. Da er vermutlich kein Geheimnis bewahren könnte, musste er mitkommen, was ihm nicht schwer fiel, weil auch er Abenteuer liebt. Sahira hat einen Ylanten-Kopf mitgehen lassen und hofft, dass darin die Informationen zu finden sind, die sie zur Erfüllung ihres Auftrags braucht, den sie einst vom Weisen von Fornax erhalten hat.
14. Februar 2025
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