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ERSTAUFLAGE/1053: Inhaltliche Zusammenfassung von Nr. 3059 (SB)


Leo Lukas

Der transuniversale Keil

Perry-Rhodan-Heft Nr. 3059


Thantur-Lok am Rande der Bleisphäre, 2. bis 4. Mai 2046 NGZ

Nachdem Atlan die Ladhonischen Scharen aus dem Bereich der das Arkonsystem umschließenden Bleisphäre vertrieben hat und sich viele Anhänger Jarak da Nardonns nach dessen Bombardierung der Talur-Werft auf die Seite der Kristallbaronien geschlagen haben, herrscht relative Ruhe in Thantur-Lok. Da erwacht an Bord der TARTS Chariklis Kavali, die 300-jährige Erbtochter des Militärstrategen Aro Ma-Anlaan, aus ihrem Langschlaf. Sie spürt die Ankunft von etwas Außergewöhnlichen und informiert Atlan darüber. Zusammen mit Gucky, der in ihre Gedankenwelt eindringen darf, werden Koordinaten des Auftauchortes ermittelt. Die TARTS setzt sich sofort dorthin in Bewegung.

Doch auch die Signaten, die sich als Bewahrer der Bleisphäre betrachten, sich ständig in unmittelbarer Nähe dieses sich zwischen Phasen der Realisation und De-Realisation schwankenden Gebildes aufhalten und dabei die Fähigkeit entwickelt haben, für kurze Zeit in die Zukunft zu schauen, haben die Ankunft eines Schiffes am Rande der Bleisphäre vorausgesehen. Da sie ihr Wissen an die Naats weitergegeben haben und diese an die Ladhonen, tauchen wenig später nicht nur die von Atlan informierten Einheiten der Sternenbaronien, sondern auch Naat- und Ladhonen-Schiffe auf.

Beim Erscheinen des Objektes - einem 1600-Meter-Kugelraumer - treten Strangeness-Phänomene auf, die typisch sind, wenn man mit Dingen aus einem anderen Universum zu tun bekommt - kurzzeitige Desorientierung, Schwindel, Übelkeit. Da nicht nur die Besatzungsmitglieder der TARTS, sondern auch die Naats und Ladhonen davon betroffen sind, erwächst Atlan dadurch kein Nachteil. Er, Gucky und der TARA-Psi teleportieren in den Raumer, um ihn zu untersuchen. Sie machen eine seltsame Entdeckung: in der Zentrale liegen drei mit jeweils einem Tuch zugedeckte Leichname, deren Gedanken für Gucky noch lesbar sind. Dieses Phänomen ist auf die Leichentücher zurückzuführen, die aus einem besonderen Material bestehen, das in der Lage ist, Teile der ÜBSEF-Konstanten des Verstorbenen zu speichern. Gucky versucht, von den Tüchern zu erfahren, was der Besatzung geschehen ist, scheitert aber.

Als Ladhonen in das Schiff eindringen und die Zentrale zu erreichen drohen, teleportieren Gucky und der TARA-Psi mit Atlan und den Leichen in einen Lagerraum, wo sie hoffen, ungestört weitermachen zu können. Aber Gucky kann keinen Erfolg erzielen, die Tücher und die Leichen zersetzen sich zu schnell. Als die Ladhonen Verstärkung erhalten, aktiviert sich das Verteidigungssystem des Schiffes und schickt einige Kampfroboter gegen die Eindringlinge. Gleichzeitig taucht ein tobender Haluter auf, bzw. ein leerer halutischer Kampfanzug, der von einem weiteren dieser Tücher in seinem Innern gelenkt wird. Gucky nutzt die Gelegenheit, verschafft sich dieses Tuch und erfährt aus dessen Gedanken eine unglaubliche Geschichte:

Bei dem aufgetauchten Schiff handelt es sich um das Forschungsschiff BLAISE PASCAL, das seit 250 Jahren als verschollen gilt. Es war damals auf Last Hope stationiert, wo Wissenschaftler an der Entwicklung einer Hypertronik arbeiteten, die in der Lage sein sollte, an die Leistungsfähigkeit der Syntroniken anzuknüpfen, die vor der Erhöhung der Hyperimpedanz in Gebrauch waren. Beim Einsetzen des Posizids am 10. September 1777 NGZ, der sämtliche Daten aller Rechner der Milchstraße verfälschte, war die Hypertronik gerade offline gewesen und deshalb nicht infiziert worden.

Einer der Wissenschaftler war der Haluter Ishan Dropat, dessen Gedanken in dem Tuch gespeichert sind. Gucky erfährt, daß der erste Test, bei der die BLAISE PASCAL mit Hilfe der Hypertronik in den Hyperraum eingedrungen war, gleich zu einer Katastrophe geführt hatte. Das Schiff landete in einem anderen Universum, in dem es keine Zivilisation gab. Man fand zwar den Planeten Last Hope, jedoch keine Bebauung und auch keine Bewohner - ein unberührter Planet. Sämtliche Versuche, über Hyperfunk irgendeine Zivilisation zu erreichen scheiterten. Bei der Erkundung des Planeten fand man allerdings auf dem Plateau eines Tafelbergs eine 500 Meter hohe Statue mit sechs kegelförmigen Gliedmaßen. Zwei Arme oder auch Flügel reckten sich in die Höhe, dazwischen flatterten an einer Art Leine einige Tücher. Zwei Arme waren nach unten geneigt, als schrieben sie etwas auf eine Tafel. Die Wissenschaftler nannten die Figur Schreibender Engel.

Nach einiger Zeit setzten sich diejenigen Wissenschaftler durch, die dafür plädierten, zu versuchen, mit einer weiteren Transition ins Standarduniversum zurückzukehren. Doch dieser Versuch endete nur in einem noch merkwürdigeren Universum - in einem, dessen physikalische Gegebenheit eine menschliche Existenz unmöglich machte. Schnell wurde eine weitere Transition durchgeführt, die in einem vollkommen leeren Universum endete. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, um von diesem Nicht-Ort wieder wegzukommen. Doch schließlich gelang es dem Schiff irgendwann nach etlichen Transitionen in immer merkwürdigerere Universen, wieder in jenem Universum des Schreibenden Engels zu materialisieren. Man beschloß keine weiteren Versuche mehr zu unternehmen und eine Welt zu suchen, auf der man sich ansiedeln konnte.

Nach wochenlangem Suchen fand sich eine erdähnliche Welt, die Ithaka getauft wurde. Das Sonnensystem, das die Kommandantin der BLAISE PASCAL Hyperionsystem nannte, hatte zwölf Planeten. Auf dem äußersten, einer Eiswelt, die Chione getauft wurde, stand ein weiterer Schreibender Engel. Hier richteten die Wissenschaftler einen Außenposten ein, der die Skulptur und die Tücher untersuchen sollte, deren Funktion man nicht zu deuten wußte.

Die BLAISE PASCAL wurde im Orbit von Ithaka geparkt, ein Teil der Besatzung siedelte sich auf dem Planeten an. Nach 24 Jahren hatte sich Port Odysseus, wie die Siedlung genannt worden war, zu einer pulsierenden Kleinstadt mit 17.000 Einwohnern entwickelt. Der andere Teil der Besatzung blieb an Bord des Schiffes, um weiter an einer möglichen Rückkehr zu forschen. Dabei erwies sich die Hypertronik nicht unbedingt als hilfreich. Sie war offensichtlich die einzige, die von der Irrfahrt durch die Universen profitiert hatte. Sie entwickelte immer mehr Eigenbewußtsein und verlangte permanent, in den Hyperraum gebracht zu werden.

Eines Tages brachte es der Zufall, daß eine auf Chione beim Eisklettern tödlich verunglückte Wissenschaftlerin mit einem der Tücher des Schreibenden Engels zugedeckt wurde. Die Tote konnte über das Tuch noch mitteilen und erzählen, was sie bis zu ihrem Tod erlebte.

Es stellte sich heraus, daß man nicht nur mit der Toten kommunizieren konnte, sondern über sie sogar mit den Statuen. Und diese offenbarten nun, daß sie Teil einer metauniversellen Struktur seien, die sich das Totum nannte. Eine Biohistorische Fraktion dieses Totums hatte in einigen für sie interessanten Universen, die alle bewußtseinslos waren, Bewußtseinsmarken gesetzt. Einige dieser Marken wurden vor geraumer Zeit von algorithmischen Sonden aus einem anderen Universum kontaktiert. Dabei, so schlossen die Wissenschaftler, mußte es sich um Aktivitäten der Hypertronik gehandelt haben. Und dabei wurde deutlich, daß in dieses Universum, das von den Galaktikern als Standarduniversum begriffen wird, ein universenübergreifender Keil getrieben worden ist. Um festzustellen, ob von dort eine Infiltration droht, hat die Biohistorische Fraktion die Hypertronik befähigt, zwischen den Universen zu wechseln.

Ishan Dropat kam nach Berechnungen seines Planhirns zu dem Schluß, daß es sich bei dem universenübergreifenden Keil um den Atopischen Konduktor handeln mußte, den das Atopische Tribunal im 16. Jahrhundert NGZ im Arkonsystem installiert hatte. Um ihn herum entstand die Bleisphäre, die wohl in etliche andere Universen austrahlt. Die Erwartung der Galaktiker, vom Totum zu erfahren, wie sie ins Standarduniversum zurückkehren könnten, erhielt einen Dämpfer, als sie erfuhren, daß die Hypertronik vom Schreibenden Engel auf Chione zwar geschult werden kann, ins Standarduniverum zurückzukehren und dabei auch in die Bleisphäre eindringen zu können, dies aber 200 Jahre in Anspruch nehmen würde.

Nach dieser langen Zeit lebte außer dem Haluter niemand mehr von der ursprünglichen Besatzung. Viele Verstorbene fungierten zwar über die aufgelegten Tücher als Totbotschafter, ihre Nachkommen hatten sich jedoch längst auf Ithaka eingelebt und wollten diese Welt nicht mehr verlassen. Auch Ishan Dopat hatte eine Sohntochter, die die Saat in sich trug, eine Haluter-Zivilisation zu gründen. Über die sprechenden Toten hatte er zwar noch mehrmals versucht, mit dem Totum Kontakt aufzunehmen, doch das sprach nur noch mit der Hypertronik. Als diese so weit war, die BLAISE PASCAL ins Standarduniversum zurückzufliegen, gab es niemanden mehr, der mitfliegen wollte. Ishan Dopat spielte zwar mit dem Gedanken, blieb dann aber doch lieber im Hyperion-System. Allerdings mußte es ihm gelungen sein, noch zu Lebzeiten seine Erlebnisse in einem Tuch des Schreibenden Engels abzuspeichern, das er dann in seinem Kampfanzug an Bord der BLAISE PASCAL brachte.

Als klar wird, daß der Konflikt um das ominöse Raumschiff zu einer opferreichen Schlacht zu werden droht, zieht sich Atlan mit Gucky und dem TARA-Psi zurück. Allerdings installieren sie quasi als Hintertür einen mobilen Transmitter, über den sie von der TARTS aus jederzeit in die BLAISE PASCAL zurückkehren können.

In der Zwischenzeit sind nahe der Bleisphäre auch noch 50 cairanische Augenraumer aufgetaucht. Der Befehlshaber dieses Verbands, Lakatu Serenedse, beschlagnahmt im Auftrag des Halo-Konsuls Aionguma Baldaraise die BLAISE PASCAL und droht, sie zu vernichten, wenn der Frieden nicht bewahrt werde.

8. April 2020


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