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SCHADSTOFFE/144: Verklappung von Hamburger Hafenschlick in die Nordsee auf den Prüfstand (Schutzstation Wattenmeer)


Schutzstation Wattenmeer - Presseinformation, 25. November 2016

Verklappung von Hamburger Hafenschlick in die Nordsee muss auf den Prüfstand


Drei Millionen Tonnen Bagger-Schlick aus Elbe und Hamburger Hafen dürfen jedes Jahr 15 Kilometer vor Helgoland bei der Tonne E3 in die Nordsee verklappt werden. Anlässlich der Schadstoffwelle, die elbabwärts auf die Hansestadt zurollt, fordern Umweltschützer, diese Entsorgungspraxis erneut auf den Prüfstand zu stellen. Bei Sanierung einer Eisenbahnbrücke in Tschechien sollen vor über einem Jahr mindestens 100 Kilogramm giftige und krebserregende PCBs (Polychlorierte Biphenyle) in Flussboden und Wassersäule gelangt sein, die nun ausgewaschen werden und bereits zu erhöhten Werten an deutschen Messstellen führen.

"Der Hamburger Hafen mit seinen strömungsberuhigen Bereichen fungiert wie eine große Sedimentfalle", erläutert Umweltexpertin Katharina Weinberg von der Schutzstation Wattenmeer. Die an Teilchen im Wasser gebundenen PCBs könnten sich hier besonders gut absetzen und im Boden konzentrieren. "Es ist absehbar, dass Hamburger Schlick wegen der zu befürchtenden Giftbelastung bald als Sondermüll zu behandeln ist", sagt Weinberg.

"Hamburg muss seinen belasteten Schlick an Land entsorgen", fordert die Umweltschützerin und kritisiert die fortgesetzte Einleitung des Elbe- und Hafenschlicks bei der Tonne E3. Die Hansestadt müsse endlich ein tragfähiges Konzept zur Sedimentvermeidung vorlegen. "Auch wenn bei den regelmäßigen Kontrollen die Schadstoffwerte unterhalb der zulässigen Grenzwerte bleiben, kann das auf lange Sicht zu bedenklichen Gesamtmengen führen", so Weinberg weiter.

Zudem sei nicht sicher, dass der Hafenschlick für längere Zeit wirklich an der Ablagerungsstelle bleibe. "In der Nordsee können sich Strömungsverhältnisse sehr schnell ändern und den sicher am Meeresboden geglaubten Hafenschlick ins Wattenmeer schwemmen", sagt Weinberg. Was heute noch als lagestabil gelte, könne später doch verdriftet werden.

"Hamburg muss sich bald etwas einfallen lassen", fordert die Umweltexpertin. Ein Hochwasser am Elboberlauf könne schon im nächsten Frühjahr dafür sorgen, dass die PCB-Konzentration im Hafenschlick den Grenzwert deutlich überschreite. Das Gift gelange dann direkt ins Wattenmeer verbunden mit einer massiven Gefährdung dieses einmaligen Ökosystems.

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Quelle:
Presseinformation, 25.11.2016
Herausgeber:
Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer e.V.
Pressestelle
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Tel.: 04331/23 6 22, Fax:04331/25 24 6
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. November 2016

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