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MESSUNG/053: Hohe Nitratbelastung in der Weser führt zu Algen und Schaum an Nordseestränden (VSR)


VSR-Gewässerschutz - 5. Juli 2010

VSR-Gewässerschutz stellt hohe Nitratbelastung in der Weser fest:

Algen und Schaum an den Nordseestränden sind die Folge


Die hohen Nährstoffeinträge in die Nordsee verursachen an den Stränden starke Algenentwicklungen, Wassertrübung und Schaumbildung. Ein großer Teil der Belastung stammt aus dem Binnenland und wird über die Flüsse in die Nordsee transportiert. Die Messfahrt vom VSR-Gewässerschutz im Dezember 2009 bestätigte, dass die Weser immer noch mit einer viel zu hohen Nitratkonzentration in der Nordsee mündet.

Die Weser entsteht in Hann. Münden durch den Zusammenfluss von Werra und Fulda. Beide besaßen im Dezember schon eine hohe Belastung. Durch die hohen Nitratkonzentrationen der Werra von 16,8 Milligramm pro Liter (mg/l) Nitrat und der Fulda von 16,9 mg/l lag der Wert in der Weser bis in den Raum Holzminden immer etwas oberhalb von 16 mg/l. Ab Bodenwerder stieg der Nitratwert bis in den Mindener Raum auf 18 mg/l an. Ab hier kletterte die Belastung durch zuströmendes nitratreiches Grundwasser noch höher und erreichte bei Verden mit 21,4 mg/l seinen höchsten Wert. Nach dem Zufluss der Aller mit ihrer etwas geringeren Nitratkonzentration von 19,6 mg/l sank die Belastung geringfügig auf wenig über 20 mg/l. Mit diesem Wert passierte die Weser dann Bremen in Richtung Nordsee.

Der »Rat von Sachverständigen für Umweltfragen« der Bundesregierung (SRU) fordert für die in die Nordsee mündenden Flüsse einen Gesamtstickstoffgehalt von höchstens 0,6 bis 1,8 Milligramm pro Liter. Umgerechnet auf Nitrat würde sich hieraus ein maximaler Wert von 7,9 mg/l ergeben. Die Messwerte, die die Gewässerschützer im vergangenen Winter am Unterlauf der Weser gemessen haben war fast dreimal so hoch. Somit trägt die Weser weiterhin dazu bei, dass die Nordsee mit Nährstoffen verschmutzt wird.

Am deutlichsten lässt sich für den Urlauber das Überangebot an Nährstoffen an den häufig auftretenden Schaumbergen, die unangenehm riechen und kleben, erkennen. Durch das hohe Nährstoffangebot entwickeln sich massenhaft winzige Algen, deren Eiweiß beim Absterben freigesetzt wird. Heftige Wellen wirbeln dies Algenkolonien durcheinander und erzeugen einen ähnlichen Effekt wie beim Schlagen von Eiweiß zu Eischnee. Sehr unangenehm wird es für Urlauber, wenn es aufgrund der hohen Stickstoffkonzentrationen an der Küste der Deutschen Bucht zu Algenblüten kommt, die das Baden beeinträchtigen.

Während sich der Stickstoffeintrag in die Weser durch den Ausbau der kommunalen Kläranlagen stark verringert hat, fand keine Reduzierung des Stickstoffeintrags über die diffusen Quellen statt. Inzwischen stammt die Nitratbelastung der Weser zu über drei Viertel aus diffusen Quellen wie Drainage, Grundwasser oder dem Oberflächenabfluss. Insbesondere durch eine Düngung zum falschen Zeitpunkt oder durch zu großen Mengen aufgrund ungenügender Informationen über den Nährstoffvorrat im Boden kommt es zu einer unnötigen Nitratauswaschung ins Grundwasser. "Durch Massentierhaltungen fällt im Wesereinzugsgebiet viel Gülle an, die entsorgt werden muss. Dies geschieht direkt über die betriebsnahe Flächen oder über die sogenannten Güllebörsen. In Regionen mit einer hohen Viehdichte wird der Transport der Gülle für viele Agrarbetriebe unwirtschaftlich. Da auch noch die Kontrollen über den Verbleib der Gülle fehlen, kommt es schnell zur Überdüngung der Böden und damit zur starken Nitratauswaschung ins Grundwasser", so Susanne Bareiß-Gülzow, Vorsitzende vom VSR-Gewässerschutz. "Gerade in Gegenden mit vielen Massentierhaltungen schießen aber auch die Biogasanlagen wie Pilze aus dem Boden. Da die derzeitig bestehenden Vorschriften zur Aufbringung der anfallenden Gärreste auf die Felder nicht ausreichen, kommt auch hier zur verstärkten Auswaschung der Nitrate."

Anders als in Deutschland richtete sich in Dänemark die Diskussion schon lange auf die Gefährdung der Meere durch Nitratüberschüsse aus der Landwirtschaft. In Deutschland versucht man selbst heute noch die Nitratkonzentrationen im Grundwasser nur so weit zu senken, dass es die Trinkwassergrenzwerte einhält. Doch bereits ab 25 mg/l Nitrat trägt das Grundwasser zur Stickstoffbelastung der Flüsse und damit zur Eutrophierung der Nordsee bei. Der VSR-Gewässerschutz fordert, dass auch in Deutschland der Schutz der Gewässer im Vordergrund steht.

Messwerte der Weser


Nitrat
Bremen
Rinteln
Achim
Hess. Oldenburg
Verden
Hameln
Dörverden
Bodenwerder
Hoya
Holzminden
Nienburg
Höxter
Stolzenau
Beverungen
Petershagen
Karlshafen
Minden
Veckerhagen
20,2 mg/l
17,6 mg/l
20,5 mg/l
17,4 mg/l
21,4 mg/l
17,6 mg/l
21,2 mg/l
17,4 mg/l
20,6 mg/l
16,3 mg/l
20,8 mg/l
16,4 mg/l
18,4 mg/l
18,1 mg/l
17,8 mg/l
16,4 mg/l
18,4 mg/l
16,9 mg/l

Geldern, im Juli 10

Weitere Informationen unter www.VSR-Gewaesserschutz.de


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Quelle:
Pressemitteilung, 05.07.2010
VSR-Gewässerschutz
Egmondstr. 5, 47608 Geldern
Internet: www.vsr-gewaesserschutz.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2010