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FORSCHUNG/468: Rückkoppelungen in der Ökohydrologie - Kleine Larve, große Wirkung (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1046, vom 17. Okt. 2014 - 34. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Rückkoppelungen in der Ökohydrologie: Kleine Larve - große Wirkung



Die komplexen Wechselwirkungen zwischen hydrologischen und ökologischen Vorgängen in Gewässern sind immer noch sehr unzureichend untersucht. Anhand zahlreicher Beispiele werden die immer noch nicht verstandenen Rückkoppelungen von EVA NORA MÜLLER ET AL. in dem Aufsatz "Skalen, Schwerpunkte, Rückkoppelungen und Herausforderung der ökohydraulischen Forschung in Deutschland" in einem großen Übersichtsaufsatz beschrieben. Für limnologisch interessierte RUND-BR.-LeserInnen ist der Aufsatz in der HYDROLOGIE UND WASSERBEWIRTSCHAFTUNG 4/2014, S. 221-240, ein Muss.

Hier kann aus Platzgründen nur eines der zahlreichen Beispiele zitiert werden: In den Sedimenten von Seen bauen die kleinen Larven einer bestimmten Zuckmückenart (Chironomus plumosus) U-förmige Wohnröhren. Dort pumpen die Larven Seewasser durch die Röhren, um an Sauerstoff und Nahrung zu gelangen. Eine einzelne Larve pumpt etwa 60 Milliliter pro Stunde durch die Wohnröhre:

"Bei typischen Individuendichten ergeben sich Pumpraten von einem Kubikmeter pro Quadratmeter und Tag. Das heißt, das gesamte Wasservolumen eines durchschnittlich 5 m tiefen Flachlandsees wie dem Müggelsee wird alle 5 Tage einmal durch das Sediment gepumpt. Auswirkungen dieser Pumpleistung wurden bislang nicht quantifiziert. Berücksichtigt man, dass C. plumosus Larven effiziente Filtrierer sind, muss von einem erheblichen Fraßdruck auf das Phytoplankton ausgegangen werden. Obwohl die Größenordnung mit der Filtrierleistung des Zooplanktons vergleichbar ist, wurde sie bei Ökosystembetrachtungen bislang vernachlässigt."

Dass viele sich selbst verstärkende Rückkoppelungen zwischen Biotik und Abiotik immer noch nicht erkannt oder verstanden werden, erscheint den AutorInnen bedenklich. Denn diese Rückkopplungen könnten zu "katastrophalen Verschiebungen" führen, die kaum noch rückgängig gemacht werden können.

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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 1046
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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© Freiburger Ak Wasser im BBU


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2014