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FORSCHUNG/387: Wer frisst die Sauerstofflöcher in den Elbeästuar (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 976 vom 28. August 2011 30. Jahrgang

regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser im Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz e.V. (BBU)

Wer frisst die Sauerstofflöcher in den Elbeästuar


Die regelmäßig im Sommer auftauchenden "Sauerstofflöcher" in der Elbe bei Hamburg sind Anlass fortdauernden Streits zwischen Behörden und Umweltverbänden. Es geht um die Frage, was die Ursache der Sauerstofflöcher ist: Die tiefergelegte Elbe, die jetzt unter der Regentschaft des Hamburger SPD-Senats noch einmal tiefer gelegt werden soll - oder die so genannte Sekundärverschmutzung? Die immer noch zu hohe Nährstofffracht der Elbe führt im Mittellauf zu einem gewaltigen Algenwachstum. Und die Algenmassen werden dann unter Sauerstoffverbrauch mikrobiell beim Eintreffen im Hamburger Hafengebiet abgebaut - was zu den gravierenden Sauerstoffdefiziten im Elbeästuar führt (s. RUNDBR. 799/1-2, 720/2-3). Mit dem Verweis auf diese "Sekundärverschmutzung" haben die Apologeten der fortlaufenden Vertiefung der Elbe bislang alle Schuld an den "Sauerstofflöchern" in der Unterelbe abgestritten. Jetzt haben KLAUS GOCKE ET AL. in HYDROLOGIE UND WASSERBEWIRTSCHAFTUNG 4/2011, S. 188-198, in einer groß angelegten Untersuchung gezeigt, dass sowohl die Vertiefung der Elbe als auch das überbordende Algenwachstum die "Sauerstofflöcher" bedingen. Unter der Überschrift "Der Anteil der Bakterien am Abbau der organischen Substanz im Elbe-Ästuar" zeigen die AutorInnen vom Leibnitz-Institut für Meereswissenschaften, dass es der Algenschwemme aus dem Mittellauf beim Eintreffen in Hamburg ganz schwarz vor Augen wird: Weil die Elbe ständig tiefer gebaggert wird, fehlt den Algen im tiefen und trüben Wasser das Licht, um in dem salziger werdenden Wasser über die Runden zu kommen. Über die absterbenden Algen machen sich sofort Heerscharen von Bakterien her, die unter Sauerstoffverbrauch die Leichname der Algen verstoffwechseln. Die Abbautätigkeit der Bakterien - und der damit verbundene Sauerstoffverbrauch - sind so intensiv, dass der Elbe - bzw. den Fischen - die Puste ausgeht. Am Wegputzen der Algen sind allerdings nicht nur die Bakterien, sondern auch das Zooplankton beteiligt: Für mikroskopisch kleine Krebse und Rädertierchen stellt die absterbende Algenbiomasse ebenfalls ein Festschmaus dar. Und auch das Zooplankton benötigt beim Verdauen der Algen massig viel Sauerstoff. Aber die Abbautätigkeit durch die Bakterien überwiegt eindeutig.

"Flüsse und noch ausgeprägter Ästuare stellen hochdynamische und komplexe Systeme dar, die die Analyse sämtlicher hydrographischer und biologischer Prozesse schwierig machen", schreiben die AutorInnen. Um den Anteil der Bakterien am Algenfraß zu analysieren, waren deshalb höchst aufwendige Probenahmen und Untersuchungen erforderlich. Dass die Unterelbe im Ästuar auf Grund der Tide immer hin und her schwappt, hat die Untersuchungen nicht gerade einfacher gemacht

Weitere Auskunft zu den trickreichen Methoden, mit denen man den Ursachen der "Sauerstofflöcher" auf die Spur kommt bei

Dr. Klaus Gocke - IFM-GEOMAR Leibnitz-Institut für
Meereswissenschaften

Düsternbrooker Weg 20, 24105 Kiel

E-Mail: kgocke[at]ifm-geomar.de


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 976/2011
Herausgeber:
regioWASSER e.V. - Freiburger Arbeitskreis Wasser
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Dezember 2011