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FORSCHUNG/364: Nährstoffeintrag - Höhere Wasserqualität für die Mongolei (verbundjournal)


verbundjournal - Dezember 2010
Das Magazin des Forschungsverbundes Berlin e.V.

Höhere Wasserqualität für die Mongolei

Von Jan Zwilling


In Berlin entwickelten Forscher des Leibniz-Instituts für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB) das wissenschaftliche Modell MONERIS, das Nährstoffeinträge in Gewässer simuliert. Ihre Expertise kommt nun rund 6.000 Kilometer entfernt in der Mongolei zum Einsatz - um die dortigen Wasserressourcen erfolgreich zu nutzen und zu schützen und das Modell weiterzuentwickeln.

In einem Punkt gleichen sich die Regionen Berlin-Brandenburg und Darkhan im Norden der Mongolei: Der Klimawandel zeigt sich immer deutlicher an sinkenden Niederschlägen und intensiveren Trockenperioden. Der Wasserhaushalt wird sich dadurch in beiden Teilen der Welt zukünftig auf Veränderungen einstellen müssen. Die Ausgangslage unterscheidet sich jedoch grundsätzlich, wie der Geograph PD Dr. Jürgen Hofmann vom IGB berichtet. Er arbeitet an einem Modell der Nährstoffeinträge in das Flussgebiet des Kharaa, dessen Einzugsgebiet etwa so groß ist wie der Neckar. Das Projekt "Integriertes Wasserressourcen-Management in Zentralasien: Modellregion Mongolei (MoMo)" wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert. Das lokale Klima ist extrem kontinental, das bedeutet hohe Temperaturunterschiede zwischen Sommer und Winter sowie geringe Niederschläge. "Anhand von Langzeitreihen haben wir festgestellt, dass immer weniger Wasser im Kharaa fließt", sagt Hofmann. Dazu kommen eine intensive Viehhaltung, unzureichende Abwasserbehandlung sowie eine zunehmende Ausbeutung von Bodenschätzen, vor allem im Goldbergbau. Nährstoffprobleme und Wasserbelastungen seien vorprogrammiert, so Hofmann.

In der ersten Förderphase des Projekts von 2006 bis 2009 haben die Berliner Wissenschaftler mit Kollegen aus Magdeburg, Kassel und Ilmenau vor allem Bestandsaufnahme betrieben. Die Nährstoffsituation im Fluss Kharaa sei noch vergleichsweise gut, fasst Hofmann zusammen. Dennoch steige der Gehalt an Nährstoffen stetig und bei den Schwermetallen sei die Lage punktuell dramatisch. Vor allem Arsen und Quecksilber belasteten das Grundwasser in einigen Regionen. "Mit dem Nährstoffeintragsmodell MONERIS wollen wir dazu beitragen, unter möglichst hohem Schutz der Ressourcen mit kosteneffizienten Maßnahmen den guten Zustand zu erhalten", blickt Hofmann auf die zweite Phase des Projekts, die im Mai 2010 begonnen hat. Er sieht die Mongolei, ein Land mit wachsender Bevölkerung und immer größeren Umweltproblemen, am Scheideweg.

Das Modell MONERIS wurde von Dr. Horst Behrendt (†) und Dr. Markus Venohr am IGB entwickelt. Es ist in der Lage, die Quellen und Eintragspfade von Nährstoffen zu identifizieren. Im Rahmen von Szenarien können die Wissenschaftler die Wirksamkeit von Maßnahmen berechnen, die die Wasserqualität verbessern. "Für uns als Wissenschaftler ist ein solches Projekt attraktiv, weil wir ein hierzulande etabliertes Modell in einem anderen Kontext einsetzen und weiterentwickeln können", sagt Hofmann. Am Kharaa-Fluss kann er beispielsweise die Nährstoffeinträge in besiedelten Gebieten mit den naturnahen Bedingungen im nahezu unbesiedelten Gebirge vergleichen. Das MoMo-Projekt ist also zugleich Entwicklungszusammenarbeit und angewandte Wissenschaft. Natürlich werde der Beitrag des IGB hierzulande an Veröffentlichungen gemessen, so Hofmann. Für die Mongolen bedeute das deutsche Engagement aber vor allem Aufbauarbeit für ein Integriertes Wasserressourcen-Management. Ein Monitoring-Netz wird installiert, mongolische Wissenschaftler geschult und eine Flussgebietskommission gegründet. "Wir wollen, dass nach Ende des Projektes die Mongolen in der Lage sind, ihre Wasserqualität selbst zu kontrollieren und zu verbessern. Zugleich ist MoMo ein wichtiges Forschungsprojekt, diesen Spagat müssen wir schaffen", resümiert der Berliner Wissenschaftler.

www.iwrm-momo.de
moneris.igb-berlin.de

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Der Flusslauf des Kharaa ist in großen Abschnitten noch in seinem natürlichen Zustand


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Quelle:
verbundjournal Nr. 84, Dezember 2010, Seite 6
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011