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WALD/003: Hambacher Forst - Die Maske fällt (SB)


Hambacher Forst - 13. November 2012, 18.00 Uhr

Die Besatzer halten nach wie vor den Atem an

Aktionsplakat: Stilisierter Baum mit der Aufschrift 'Hambacher Forst bleibt!' - © www.ausgeco2hlt.de

Aktionsplakat
© www.ausgeco2hlt.de

Im Zuge der polizeilichen Räumung des von Umweltschutzaktivisten besetzt gehaltenen Teils des Hambacher Forstes ist es im Verlauf des heutigen Nachmittags zu einer Entspannung der Situation gekommen, die nicht anders als relativ zu bezeichnen ist. Trotz mehrfacher, dringlicher und mit Megaphonen deutlich gemachter Warnungen und Hinweise seitens der Unterstützer, daß die Polizei, so sie die Baggerarbeiten im Bereich des Küchenhauses fortsetzen würde, das Leben der direkt darunter in einem Tunnel festgeketteten Menschen unmittelbar gefährden würde, wurden diese extrem gefährdenden Aktionen erst nach geraumer Zeit eingestellt.

Von einer generellen Beendigung oder auch nur Aussetzung der Räumung kann unterdessen nicht die Rede sein. Informationen über die aktuelle Lage direkt aus dem Wald und dem dortigen Geschehen zu bekommen, hat sich als allerdings schwierig herausgestellt, weil die Polizei Pressevertreter daran hindert, sich frei und uneingeschränkt in dem Einsatzgebiet zu bewegen. Die Repräsentanten der "vierten Gewalt" können ihren Informationspflichten nicht nachkommen, da sie nach Angaben der Aktivisten [1] von der Polizei herumgeführt werden und nur zu sehen bekommen, was sie nach deren Auffassung sehen sollen.

Wie der "Hambacher Forst", so der Name der Website der Aktivistinnen und Aktivisten, in Pressemitteilungen bekannt gab, soll die Polizei im Wald bereits auf einen Beton-Lock-On, wie die Ankettvorrichtungen, mit denen sich die Umweltschützer an Betonblöcken festschweißen lassen, um eine polizeiliche Räumung wenn nicht zu verhindern, so doch erheblich hinauszuzögern, gestoßen sein. An vielen Stellen des Waldes, selbst dort, wo es für die bevorstehende Räumung nicht erforderlich wäre, soll die Polizei Bäume gefällt haben, um - so die Deutung des "Hambacher Forstes" [1] - die seitens des Staates behauptete Zerstörungsnotwendigkeit bildlich zu verdeutlichen.

Ein erster Kletteraktivist soll, nach Annahme der Unterstützer mit Amtshilfe der Feuerwehr, von einem Laufsteg in den Bäumen heruntergeholt worden sein. An einem Baumhaus sollen vier Polizisten mit Hilfe eines Hubwagens dabei sein, dessen Wände zu entfernen, was ihnen auf zwei Seiten schon gelungen sein soll. Wie Untenstehende vermuten, befindet sich in diesem Baumhaus ein Betonblock, an den sich ebenfalls Aktivisten angekettet haben. Die Polizei verwehrt ihren Bezugspersonen den Zugang zu ihnen.

Anläßlich der nach wie vor für die Beteiligten akut bedrohlichen Situation wies der "Hambacher Forst" abermals auf den eigentlichen Zweck und die Hintergründe dieser Aktion hin [1]. Beim Hambacher Forst handelt es sich um den einst größten Wald dieser Region, der jedoch mehr und mehr dem Braunkohleabbau, der hier im Tageabbau im großen Stil betrieben wird, zum Opfer fällt. Bereits 1.100 Hektar wurden zerstört, und so ist das rheinische Braunkohlerevier zur größten Kohlendioxid-Schleuder Europas geworden.

"Im Revier entsteht mehr Feinstaub als in der gesamten BRD durch den Autoverkehr!" [1] heißt es dazu beim "Hambacher Forst", der zudem auf die durch den Tagebau und die Kraftwerke freigesetzte Radioaktivität hinwies, die bereits dazu geführt habe, daß in dieser Region - bis nach Köln und ins Ruhrgebiet hinein - Krebserkrankungen stark angestiegen sind. Da es sich zudem um die landwirtschaftlich besten Böden Mitteleuropas handele, die hier ausgebaggert werden sollen, ist der tatkräftige Protest der Waldbesetzer nicht ausschließlich umweltpolitisch zu verstehen, sondern gilt gleichermaßen dem Erhalt der Gesundheit sowie der Ernährung der in der Region und darüber hinaus lebenden Menschen.

Im Vordergrund Wald, im Hintergrund Braunkohletagebau mit Fördergerätschaften - Foto: Johannes Fasolt, gemeinfrei [1]

Braunkohletagebau Hambach (bei Köln), 6. August 2006
Foto: Johannes Fasolt, gemeinfrei [1]

Fußnoten:
[1] Quelle: Meldungen vom 13.11.2012, 15.00/16.00
Hambacher Forst
E-Mail: hambacherforst@riseup.net
Internet: http://hambacherforst.blogsport.de/kontakt/

[1] Bildquelle:
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/0/06/Surface_Mining_Hambach_200800806.jpg/120px- Surface_Mining_Hambach_200800806.jpg

13. November 2012