Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → MEINUNGEN


STELLUNGNAHME/247: Erweiterung des Altenwerder Hafengebietes - Hände weg vom Vollhöfener Wald! (NABU HH)


NABU Landesverband Hamburg - 22. Mai 2015

Naturoase in Altenwerder nicht zerstören!

NABU fordert sofortigen Planungsstopp für Vernichtung des wertvollen Vollhöfener Waldes im Biotopverbund


Der NABU und die Verbände der Arbeitsgemeinschaft Naturschutz Hamburg haben heute ihre Stellungnahme gegen die Bebauung des ökologisch wertvollen Vollhöfener Waldes am Rande des Hamburger Hafens (Altenwerder-West) bei der Hamburg Port Authority (HPA) eingereicht. Der Wald beherbergt zahlreiche seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten und stellt ein enorm wichtiges Trittstein-Biotop als Verbindung zwischen den Naturschutzgebieten im Süderelberaum dar. Der NABU fordert, dass die HPA die Planung für die Bebauung dieser Naturoase sofort stoppt. Andernfalls erwäge der Umweltverband rechtliche Schritte gegen das Vorhaben.

"Den hohen ökologischen Wert dieses Gebietes bestreiten nicht einmal die Planer der Hafenbehörde", sagt Alexander Porschke, Vorsitzender des NABU Hamburg. "Doch hält sie das nicht davon ab, diese Naturoase unter fadenscheinigen Bedarfsbegründungen der Zerstörung preis zu geben." Aus Sicht des NABU ließen sich durch ein intelligentes und effizientes Flächenmanagement im Hafengebiet ausreichend Alternativen finden. Das Gebiet an der Straße "Vollhöfner Weiden" ist rund 45 ha groß und weist aufgrund seines Waldvorkommens, seiner Vielfältigkeit an Biotoptypen, der Anzahl dort vorkommender gefährdeter Tier- und Pflanzenarten, sowie seiner bedeutenden Biotopverbund- und Trittsteinfunktion zur Erhaltung der genetischen Vielfalt sowie nicht zuletzt wegen der ungestörten Lage eine hohe bis sehr hohe ökologische Bedeutung, insbesondere als Vogellebensraum, auf. Die Alte Süderelbe und ihr Talraum, in dem das Planungsgebiet liegt, stellen den wesentlichen noch verbliebenen Raum dar, der eine großräumige Vernetzung naturnaher Flächen zwischen Elbe, Marsch und Moorgürtel leisten kann. Hier finden neben gefährdeten Vogelarten wie Gelbspötter, Kleinspecht, Neuntöter und Trauerschnäpper nicht nur sechs gefährdete Fledermausarten, sondern auch seltene Insektenarten einen Rückzugsraum. "Wegen dieser Wertigkeiten hat die Fachbehörde dieses Gebiet schon vor geraumer Zeit zu Recht für den länderübergreifenden Biotopverbund eingeplant", erklärt Porschke. "Doch die Planung der HPA steht den Zielen des Biotopverbundes nun diametral entgegen." Aus Sicht des NABU verstößt die Planung der HPA aber auch gegen gesetzliche Bestimmungen des Artenschutzes und das Landeswaldgesetz, nachdem die Rodung eines Waldes nur mit Genehmigung der Forstbehörde und Ersatzverpflichtung zulässig ist. "Doch wo will die HPA denn 45 ha Wald im Süderelberaum ausgleichen?", fragt der NABU-Chef. "Die Biotopverbundfunktion lässt sich schließlich nicht einfach verlagern."

Der NABU fordert daher die HPA auf, die Planung für die Bebauung dieses Naturreliktes an der Alten Süderelbe sofort einzustellen. Die Möglichkeit, sich diesbezüglich im Vorfeld mit den Naturschutzverbänden gütlich zu einigen, vergibt die Wirtschaftsbehörde nun auch hier. Für die Schaffung eines funktionsfähigen und dauerhaften Biotopkorridors zwischen den Naturschutzgebieten Westerweiden / Findenwerder Süderelbe und Moorgürtel als Kompensation für die massiven Naturverluste infolge zahlreicher Planfeststellungsverfahren zur Ausweitung des Obstbausund zum Bau der Ortsumgehung Finkenwerder und A26 wären die Verbände unter Umständen bereit gewesen, auf Klagen gegen die Verfahren zu verzichten. "Wir waren bei den Güteverhandlungen zur A26 in vielen Bereichen zu Entgegenkommen bereit", betont Porschke. "Die BWVI hat eine Einigungsmöglichkeit mit uns jedoch allen Warnungen zum Trotz verstellt und zwingt uns in eine neue Konfrontation. Zum Schutz der Natur sind wir dazu bereit."

*

Quelle:
Pressemitteilung pm 68/15, 22.05.2015
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Hamburg e.V.
Klaus-Groth-Straße 21, 20535 Hamburg
Tel.: 040/69 70 89-0, Fax: 040/69 70 89-19
E-Mail: info@NABU-Hamburg.de
Internet: www.NABU-Hamburg.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2015

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang