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STANDPUNKT/815: Totalherbizid Glyphosat darf nicht wieder zugelassen werden (BÖLW)


Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW) - 29. Juni 2016

Aktuelle Glyphosat-Funde in Honig belegen: Totalherbizid darf nicht wieder zugelassen werden


Berlin, 29.06.2016. Vier Abstimmungsversuche für die Zulassungsverlängerung des umstrittenen Unkrautvernichters Glyphosat scheiterten im Rat der EU-Mitgliedsstaaten. Jetzt kündigte der EU-Gesundheitskommissar Vytenis Andriukaitis eine Verlängerung von 18 Monaten an. Die Entscheidung könnte bereits heute fallen. Der Vorsitzende des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, kommentiert:

"Der exzessive Einsatz des Totalherbizids Glyphosat ist ein Dauerverstoß gegen europäisches Pflanzenschutzrecht. Denn dieses erlaubt Herbizide nur dort, wo die Ernte nicht anders und durch vorbeugende Maßnahmen gesichert kann.

Die jüngsten Funde von erheblichen Mengen an Glyphosat im Honig zeigen, dass Glyphosat sogar auf blühende Pflanzen gespritzt wird, womit Bienen geschädigt und Honig kontaminiert wird.

Die EU-Kommission würde mit der Zulassungsverlängerung den notwendigen Umbau der Landwirtschaft Richtung Nachhaltigkeit torpedieren. Glyphosat beeinträchtigt die Artenvielfalt und schädigt damit eine wichtige Ressource der Landwirtschaft.

Über 25.000 Bio-Betriebe und viele konventionelle Landwirte in Deutschland zeigen, dass Landwirtschaft auch ohne Glyphosat funktioniert. Bio-Bauern halten Unkräuter mit innovativen Verfahren erfolgreich ohne Risiko für Mensch und Umwelt und ohne externe Kosten im Zaum."

Hintergrund

Der Totalherbizidwirkstoff Glyphosat beseitigt alle grünen Pflanzen und schädigt als Nebenwirkung viele Bodenorganismen und damit die Fruchtbarkeit und die Stabilität von Böden. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) stufte Glyphosat als 'wahrscheinlich krebserregend' ein. Die Europäische Chemikalienagentur und die Pestizidexperten der WHO haben ihre Bewertung zu Glyphosat noch nicht abgegeben haben. Bereits veröffentlichte Gutachten zu Glyphosat zeigen keine eindeutigen Ergebnisse.


Infos über Glyphosat-Funde in Honig lesen Sie beim Informationsdienst Gentechnik auf
http://www.keine-gentechnik.de/nachricht/31996/

Was der Pestizideinsatz an Folgekosten verursacht, hat das Schweizer Institut Infras in einer Pilotuntersuchung errechnet. Demnach lagen im Studienzeitraum die volkswirtschaftlichen Kosten des Pestizideinsatzes - Gesundheitsschäden, Ökosystemschäden, Regulierungsaufwand - bei 40 bis 80% der Gesamtausgaben für Pestizide. Die Studie lesen Sie auf
http://www.infras.ch/d/news/displaynewsitem.php?id=5160
und eine Zusammenfassung in der BÖLW-Broschüre "Zahlen, Daten, Fakten" (Kapitel 10), s.
http://www.boelw.de/fileadmin/Veranstaltungen/BIOFACH/ZDF/BOELW_ZDF_2016_web.pdf.

Wie Glyphosat das Bodenleben beeinflusst, lesen Sie unter anderem in der Studie "Glyphosate and glyphosate-resistant crop interactions with rhizosphere microorganisms", Abstract auf
http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1161030109000641

Mehr Infos zu Glyphosat lesen Sie im Dossier "Gentechnik & Glyphosat ("Roundup")" des Informationsdienstes Gentechnik auf
http://www.keine-gentechnik.de/dossiers/gift-und-gentechnik/glyphosat-roundup-herbizide/

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Quelle:
Pressemitteilung, 29.06.2016
Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW)
Presse- & Öffentlichkeitsarbeit
Marienstr. 19-20, 10117 Berlin
Tel. 030.28482 307, Fax 030.28482 309
E-Mail: moewius@boelw.de
Internet: www.boelw.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2016

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