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STANDPUNKT/748: Glyphosat aus Gärten, Parks und Gewässern verbannen (BUND BW)


BUND Landesverband Baden-Württemberg - 13. November 2015

Nach EFSA-Stellungnahme:
Glyphosat aus Gärten, Parks und Gewässern verbannen

Der BUND fordert von der Landesregierung Mensch und Umwelt in Baden-Württemberg zu schützen


In Gärten, auf deutschen Äckern, in Parks oder Straßenbegleitstreifen - Glyphosat ist überall. Obwohl Krebsforscher der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft haben, kommt die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zu gegenteiligem Schluss. Für den Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, ist diese Bewertung inakzeptabel und nicht sehr wissenschaftlich. Denn die EFSA hat ihren Bericht aufgrund überholter Grundlagen abgegeben. Der BUND Baden-Württemberg erwartet von der Landesregierung, den Einsatz von Glyphosat im Südwesten so weit wie möglich zu untersagen.

Stuttgart. "Die Einschätzung der EFSA ist falsch. Glyphosat ist für Mensch und Umwelt gesundheitsschädlich. Mit der aktuellen Bewertung ist nun zu befürchten, dass die Zulassung für Glyphosat in Europa verlängert wird", sagt Dr. Brigitte Dahlbender, Landesvorsitzende des BUND in Baden-Württemberg. "Das was hier passiert ist fatal. Die EU verlässt hier Prinzipien des vorsorgenden Umweltschutzes. Unweigerlich kommt die Frage auf: Ist diese Entwicklung ein Vorbote für das, was uns mit TTIP erwarten wird?"

Krebs-Forscherinnen und Forscher der WHO kommen in ihren Untersuchungen zu dem Ergebnis, dass Glyphosat gesundheitsschädlich ist. "Jetzt ist die Landesregierung gefragt, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Mensch und Umwelt im Südwesten zu schützen. Wir erwarten von der Landesregierung, den Einsatz von Glyphosat in Baden-Württemberg so weit wie möglich zu untersagen", fordert die Landesvorsitzende.


BUND-Forderungen: Was die Landesregierung gegen Glyphosat tun muss:
Glyphosat aus Gewässer verbannen

Glyphosat ist ein Wasserschadstoff. Gelangt er in Bäche, Flüsse und ins Grundwasser, wird er dort zum Problem für Wasserlebewesen. Der BUND hat in einer Studie von 2013 in Kleinstgewässern, die direkt neben Äckern liegen, Glyphosat nachgewiesen. Dass Glyphosat auch ins Grundwasser gelangen kann, zeigen Nachweise im landesweiten Grundwasserüberwachungsprogramm. "Was einmal ins Wasser gelangt ist, kann nicht mehr kontrolliert werden. Das Land muss den Einsatz glyphosathaltiger Herbizide in Wasserschutzgebieten durch die Aufnahme in die Schutzgebiets- und Ausgleichs-Verordnung (SchAlVO) verbieten."

Glyphosat aus Haus- und Kleingärten verbannen

Viele Baumärkte verkaufen das Pflanzengift an Verbraucherinnen und Verbraucher. Das Land muss, so wie bis 1990 geschehen, ein Gesetz erlassen, das die Anwendung von Pestiziden in Haus- und Kleingärten verbietet. "Hobby-Gärtner haben in der Regel keine Schutzkleidung und müssen keinen Sachkundenachweis ablegen. Sie sind durch krebserzeugende Pestizide besonders gefährdet. Das Land muss ein Gesetz erlassen, dass das Glyphosat im Haus- und Kleingärten komplett verbannt."

Glyphosat aus landeseigenen Flächen verbannen

Die Landesregierung muss den Einsatz von glyphosathaltigen Herbiziden auf allen landeseigenen Flächen verbieten. "Wir fordern, dass das Land den Einsatz glyphosathaltiger Herbizide auf verpachteten Flächen per Vertrag oder auf von Landeseinrichtungen bewirtschafteten Flächen per Anweisung verbietet. Zudem muss das Land die Kommunen auffordern, ebenso zu handeln."

EFSA und BfR bewerten aufgrund von Studien von Monsanto & Co.

Die Stellungnahme zu Glyphosat der europäischen Lebensmittelbehörde ist inakzeptabel und nicht sehr wissenschaftlich. Die EFSA hat keine eigenen Studien durchgeführt, sondern beruft sich auf den verharmlosenden Bericht des relativ industriefreundlichen Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) oder Studien, die die Hersteller Monsanto & Co. selbst in Auftrag gegeben haben.

"Glyphosat schadet Mensch und Umwelt. Zu diesem Schluss kommt der internationale Rat der Krebssachverständigen der WHO (IACR). Er hat im März 2015 Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" bewertet." Diese Einschätzung belegen auch die Erfahrungen von Menschen, die an Äckern leben, auf denen in großem Umfang Glyphosat eingesetzt wird, beispielsweise in Argentinien. Dort ist eine signifikante Erhöhung von Krebserkrankungen zu beobachten.

Experten-Streit um Glyphosat: WHO setzt Taskforce ein

Die WHO hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, um den Expertenstreit zwischen der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IACR) und der gemeinsamen Arbeitsgruppe der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) und der WHO zur Bewertung von Pestizidrückständen (JMPR), die Glyphosat als unbedenklich bewertet, zu entscheiden. Diese hat dem IACR auf ganzer Linie Recht gegeben und die JMPR aufgefordert, ihre internen Standards zu überprüfen.



Weitere Informationen:

BUND-Studie von 2013: Glyhphosate and AMPA: Determination of Glyphosate residues in human urine samples from 18 European countries:
http://www.bund.net/fileadmin/bundnet/pdfs/gentechnik/130612_gentechnik_bund_glyphosat_urin_analyse.pdf

BUND-Aktion gegen Glyphosat:
http://www.bund.net/aktiv_werden/aktionen/glyphosat_verbieten/kurzinfo/fragen_und_antworten/

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Quelle:
Presseinformation, 13.11.2015
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
Landesverband Baden-Württemberg e.V.
Marienstraße 28, 70178 Stuttgart
Tel.: 0711 620306-17, Fax: 0711 620306-77
E-Mail: presse.bawue@bund.net
Internet: www.bund.net/bawue


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. November 2015

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