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OFFENER BRIEF/009: Herr Präsident Yudhoyono, schützen Sie Indonesiens Regenwälder und deren Bewohner! (RW)


Gemeinsame Pressemitteilung von Rettet den Regenwald und ROBIN WOOD

ROBIN WOOD - Hamburg, den 31. Oktober 2012

Herr Präsident Yudhoyono: Schützen Sie Indonesiens Regenwälder und deren Bewohner!



Rettet den Regenwald und ROBIN WOOD haben heute gemeinsam mit 25 weiteren Organisationen aus aller Welt den indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono aufgefordert, mit ganzer Kraft die Regenwälder zu erhalten und deren Bewohner und Rechte zu schützen. Anlass ist der Staatsbesuch Yudhoyonos in Großbritannien. Während des Gesprächs zwischen dem Gast aus Indonesien und dem britischen Premierminister David Cameron demonstrierten am Mittag Menschenrechtler und Umweltschützer in der Richmond Terrace gegenüber der Downing Street in London gegen die schweren Menschenrechtsverletzungen und die rasante Regenwaldzerstörung in dem südostasiatischen Land. David Vollrath von Rettet den Regenwald übergab den offenen Brief an die indonesische Regierungsdelegation.

Mit dem Schreiben fordern die Organisationen den Präsidenten auf, das von ihm selbst im Mai 2011 unterzeichnete . Ohne die Kontrolle des Waldschutzes und die strenge Strafverfolgung bei Umweltzerstörungen stünden alle Bemühungen nur auf dem Papier.

Aufgrund der Regen- und Torfwaldabholzung ist Indonesien inzwischen der drittgrößte CO2-Emittent und damit einer der größten Umwelt- und Klimaverschmutzer der Erde.
Hauptursachen der Regenwaldzerstörung und unzähliger Landkonflikte in Indonesien sind der industrielle Holzeinschlag, die Anlage von Plantagen mit Ölpalmen und von schnell wachsenden Baumarten wie Akazien für die Holz- und Papierindustrie. Der Großteil dieser Produkte wird für den Weltmarkt produziert und exportiert.

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Offener Brief an den indonesischen Präsidenten Susilo Bambang Yudhoyono

London, 31.10.2012

Sehr geehrter Präsident Yudhoyono,

anlässlich Ihres Europabesuches bitten wir Sie mit diesem offenen Brief, sich mit ganzer Kraft für den Erhalt der Regenwälder und den Schutz der Bewohner sowie deren Rechte einzusetzen.

Der industrielle Holzeinschlag, die Anlage von Plantagen mit Ölpalmen und schnellwachsenden Baumarten wie Akazien für die Holz- und Papierindustrie sind die Hauptursachen der Regenwaldzerstörung in Indonesien. Ihr Land ist schon jetzt der größte Palmöl-Produzent der Welt und einer der wichtigsten Exporteure von Hölzern, Zellstoff und Papierprodukten. Die Ölpalm-Monokulturen bedecken bereits 9 Millionen Hektar Land, weitere Millionen Hektar wurden bereits für künftige Plantagen abgeholzt. Und die Palmölindustrie plant sogar, die Plantagen auf 20 Millionen Hektar auszuweiten.

Aufgrund der Regen- und Torfwaldabholzung ist Indonesien in den letzten Jahren zu einem der weltweit größten CO2-Emittenten und somit zu einem der globalen Umweltverschmutzer aufgestiegen. Eine aktuelle Studie der Yale-Universität kommt zu dem Ergebnis, dass die indonesische Ölpalm-Industrie allein durch die Ausweitung der Plantagen in den Waldgebieten und die damit verbundene Zerstörung der natürlichen Kohlenstoffsenken mehr klimaschädliches CO2 in die Atmosphäre entlässt als Kanada.

Indonesien macht damit die Bemühungen zur Senkung des globalen Ausstoßes von Treibhausgasen zunichte, die Ihr Land als Gastgeber der UN-Klimakonferenz in Bali 2007 maßgeblich unterstützte. Sie selbst unterzeichneten im Mai 2011 ein Rodungsmoratorium für das gesamte Staatsgebiet. Ohne die konsequente Kontrolle des Waldschutzes und die strenge Strafverfolgung bei Umweltzerstörungen stehen Ihre Bemühungen lediglich auf dem Papier und halten die weitere Vernichtung der indonesischen Regenwälder nicht auf.

Davon ist auch ganz besonders die Artenvielfalt bedroht. Indonesien ist durch seine einmalige Natur einer der globalen Biodiversitäts-Hotspots. Die internationale Naturschutzorganisation IUCN bezeichnet die Ausweitung der Ölpalm-Monokulturen in Indonesien als größte Bedrohung für das Überleben seltener Tierarten wie der Orang-Utans und der letzten Sumatra-Tiger. Auf der Bali-Konferenz 2007 stellten Sie fest: "Wenn wir die Orang-Utans schützen wollen, müssen wir die Wälder schützen." Wir fordern Sie auf, Ihren Worten auch Taten folgen zu lassen. Der Erhalt der globalen Artenvielfalt liegt auch in Ihren Händen, Herr Präsident!

Die Abholzung der Regenwälder und Expansion der Industrieplantagen in Indonesien bedrohen auch den sozialen Frieden in Ihrem Land. Als Umweltorganisationen stehen wir in direktem Kontakt mit zivilgesellschaftlichen Organisationen, indigenen Minderheiten und Kleinbauernvertretern in Indonesien. Deren traditionelle Land- und Menschenrechte werden auf das gröbste verletzt.

Dazu gehören auch der Zugang zu Wasser und die Ernährungssicherheit der betroffenen Gemeinden. Hunderte soziale Konflikte sind im Zusammenhang mit der Palmöl-Industrie dokumentiert.

Wir appellieren daher an Ihre nationale und globale Verantwortung als Präsident der Republik Indonesien: Setzen Sie das von Ihnen unterzeichnete Rodungsmoratorium sofort und konsequent um - aus klimapolitischen, ökologischen und sozialen Gründen. Stoppen Sie die Ausweitung der Ölpalm-Monokulturen und industriellen Holzplantagen.

Hochachtungsvoll

ALDAW INDIGENOUS NETWORK, Philippines
BI "Kein Strom aus Palmöl !", Germany
Biofuel Watch, United Kingdom
BOS Deutschland e.V., Germany
Borus Jarosch und Maik Schäffer, The Environmentalists e.V., Germany
Bruno Manser Fonds (BMF), Switzerland
Center for Encounter and active Non-Violence, Austria
Centre for Environmental Law and Community Rights (CELCOR) Inc.
Friends of the Earth: PNG Papua New Guinea
Dritte-Welt-Kreis Panama e.V., Germany
ecodevelop. Aktion für ökologische Entwicklung, Germany
ECOTECTURA, Spain
Freunde der Naturvölker e.V., Germany
Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) - Society of Threatened People, Germany
Mangrove Action Project (MAP), USA
ONGD AFRICANDO, Senegal
Pax Christi Germany - Commission Solidarity One World
Regenwald-Institut e.V. - Institut für angewandten Regenwaldschutz, Germany
Rettet den Regenwald e.V. (Rainforest Rescue), Germany
Robin Wood e.V., Germany
Pro Regenwald e.V., Germany
Pro Wildlife e.V., Germany
SaveOurBorneo, Kalimantan Tengah, Indonesia
Save Wildlife Conservation Fund, Germany
Suvival International, Germany
Timberwatch Coalition, Mayville, South Africa
Urgewald e.V., Germany
Watch Indonesia, Germany

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Quelle:
Pressemitteilung, 31.10.2012
Herausgeber:
Robin Wood, Pressestelle
Nernstweg 32, 22765 Hamburg
Tel.: 040/380 892-0, Fax: 040/380 892-14
E-Mail: presse@robinwood.de
Internet: http://www.robinwood.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. November 2012