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LAIRE/136: Eier-Skandal USA - Massentierhaltung erzeugt Massenerkrankungen (SB)


Mehrere tausend US-Bürger an Salmonellen erkrankt

Infektionsherd Eier aus der Massentierhaltung


In den USA haben sich zwischen Mai und Mitte Juli mindestens 2000 Einwohner mit Salmonellen infiziert, das sind 1300 Personen mehr als im statistischen Durchschnitt. Als Hauptinfektionsquelle gilt die Firma Wright County Egg aus Iowa. Sie muß 380 Millionen Eier vom Markt nehmen. Damit handelt es sich um eine der größten Rückrufaktionen für Eier seit Jahrzehnten.

Die Meldung ging kaum über den Ticker, da setzte schon die Rationalisierung ein: Zu vielen dieser Erkrankungen wäre es gar nicht erst gekommen, wenn nur die neuen Bestimmungen für die Eierproduktion mit zusätzlichen Prüfungen und anderen Vorsichtsmaßnahmen einige Monate früher in Kraft getreten wären, behauptet die US-Lebensmittelbehörde FDA. Der Unternehmenseigner sei in der Vergangenheit mehrmals wegen Verstößen gegen Gesundheits- und Sicherheitsbestimmungen verwarnt worden, sekundieren die Medien.

Also nur ein schwarzes Schaf unter weißen Unschuldslämmern? So hätten sie es gern. Dieser vermeintliche Einzelvorfall steht für die Massentierhaltung insgesamt. Er steht für eine Produktionsweise der menschlichen Nahrung, die das auf Vollverwertung orientierte Verhältnis des Menschen zu seiner tierischen Mitwelt charakterisiert. Daß sich diese fundamental räuberische Einstellung nicht auf die pflanzliche und nicht-menschliche Sphäre reduzieren läßt, zeigt sich an der alltäglichen Ausbeutung menschlicher Arbeitskraft und damit der humanen Physis durch fremdnützige Interessen, die von einer Welt profitieren, in der mehr als eine Milliarde Menschen hungern. Diese bilden das Faustpfand der gesellschaftlich vorherrschenden Kräfte, mit der Mensch und Tier vernichtende Produktionsverhältnisse, deren Hauptmerkmal das ihrer stetigen Qualifizierung ist, geschaffen wurden und immer wieder von neuem begründet werden. Angeblich sind sie alternativlos. Ist das so?

380 Millionen Eier werden vernichtet. Zwangsprodukte, die von hochgezüchteten Hühnern gelegt wurden, die nur zu eben diesem Zweck auf die Welt kamen. Nicht die unfaßbar hohe Zahl sollte erschrecken, sondern daß das die Produktion von nur drei Monaten ist und die Eier auf jeden Fall vernichtet worden wären - über die menschliche Verdauung.

Andere Hühner werden gezüchtet, damit sie keine Eier legen, sondern innerhalb weniger Monate kräftig Fleisch ansetzen. Wenn die Beine das Gewicht nicht mehr tragen und brechen - was soll's, schlimmstenfalls ein Kollateralschaden im Getriebe. So soll im niedersächsischen Wietze Europas größte Hähnchenschlachtfabrik entstehen. Im Endausbau werden hier jährlich 137 Millionen Hähnchen getötet und zerlegt, 7,5 Tiere pro Sekunde. So schnell kann man diesen Satz gar nicht lesen, wie die Köpfe rollen.

Tierbefreier, die den Bauplatz besetzt hatten, wurden kürzlich von der Polizei geräumt. Die örtliche Bürgerinitiative gegen die Schlachtfabrik erlebt einen enormen Zulauf und zählt schon mehr als 900 Mitgliederinnen und Mitglieder.

Die Gefahr der Ausbreitung von Salmonellen oder anderen Krankheitserregern, wie sie aktuell in den USA aufgrund des Verzehrs von Eiern zu teils schweren Erkrankungen geführt haben, ist einer von zahlreichen Gründen, die gegen diese und jede andere Massentierhaltung sprechen. Und das muß nicht das Ende der Fahnenstange sein. Letztlich steht hier jede Form von Haltung, von nicht-menschlichen wie von menschlichen Tieren, zur Diskussion.

20. August 2010