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WIESE/018: Bunte Landschaften neutralisieren Isolation von Lebensräumen (idw)


Georg-August-Universität Göttingen - 24.04.2013

Bunte Landschaften neutralisieren Isolation von Lebensräumen

Göttinger Agrarökologen bewerten Einfluss der Umgebung auf die Artenvielfalt von Kalkmagerrasen



(pug) Die zunehmende Isolation naturnaher Lebensräume ist eine der wichtigsten Ursachen des Artenrückgangs in europäischen Kulturlandschaften. Agrarökologen der Universität Göttingen haben nun allerdings herausgefunden, dass dies nur in Landschaften, die von Ackerbau geprägt sind, zutrifft und nicht in bunten, strukturreichen. Die Forscher untersuchten isolierte Kalkmagerrasenflächen rund um Göttingen. Lagen diese in struktur- und abwechslungsreichen Landschaften, wiesen sie genauso viele Insektenarten auf wie gut vernetzte Rasenflächen. Nach Ansicht der Wissenschaftler neutralisiert die Struktur der umgebenden Landschaft die Verinselung der Lebensräume. Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift Journal of Applied Ecology veröffentlicht.

Foto: © Universität Göttingen

Kalkmagerrasen in der Umgebung von Göttingen.
Foto: © Universität Göttingen

Kalkmagerrasen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen in Mitteleuropa. Jahrhundertelang wurden sie in erster Linie für die Schafhaltung genutzt - seit diese aus wirtschaftlichen Gründen zurückgeht, ist ihr Bestand jedoch gefährdet. Die verbliebenen Kalkmagerrasenflächen werden immer kleiner und isolierter. "Das führt dazu, dass die Artenvielfalt zurückgeht und seltene Arten vom Aussterben bedroht sind", erläutert die Göttinger Agrarökologin Verena Rösch. "In dieser Situation ist es wichtig zu wissen, in welchem Typ von Kulturlandschaft auch kleine und isolierte Kalkmagerrasen noch eine Rolle für den Naturschutz spielen können."

Die Wissenschaftler fordern deshalb auch in landwirtschaftlich geprägten Gegenden mehr Strukturelemente wie beispielsweise Hecken und Brachen, um die Artenvielfalt zu fördern und die Aussterberaten gefährdeter Insekten zu verringern. "Unsere Ergebnisse belegen die überragende Bedeutung der Landschaftsstruktur für das Überleben gefährdeter Arten", so Prof. Dr. Teja Tscharntke, Leiter der Abteilung Agrarökologie der Universität Göttingen. "Nur komplexe Landschaften können den notwendigen Austausch zwischen den Populationen ermöglichen und damit ein Aussterben einzelner Arten verhindern."

Foto: © Universität Göttingen

Untersuchte die Insektenarten auf Kalkmagerrasenflächen: die Göttinger Agrarökologien Verena Rösch.
Foto: © Universität Göttingen

Originalveröffentlichung:
Verena Rösch et al (2013). Landscape composition, connectivity and fragment size drive effects of grassland fragmentation on insect communities. Journal of Applied Ecology 50: 387-394. Doi: 10.1111/1365-2664.12056.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.agroecology.uni-goettingen.de

Die gesamte Pressemitteilung inkl. Bilder erhalten Sie unter:
http://idw-online.de/de/news530160
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution77

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Georg-August-Universität Göttingen, Thomas Richter, 24.04.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Mai 2013