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WALD/586: Aus Forsten werden Wälder (Naturschutz heute)


NATURSCHUTZ heute - Heft 4/08
Mitgliedermagazin des Naturschutzbundes (NABU) e.V.

Aus Forsten werden Wälder
Waldumbau durch die NABU-Stiftung Nationales Naturerbe

Von Frauke Hennek


2003 übernahm die NABU-Stiftung im Stechlinsee-Gebiet die ersten 550 Hektar Waldfläche aus dem ehemalig volkseigenen Besitz der DDR, um diese dauerhaft für die Natur zu bewahren. Darunter sind auch Moor- und Bruchwälder, die sofort aus der Nutzung genommen wurden. Zudem wird das Wegenetz wird reduziert und verlegt, damit ungestörte Rückzugsräume für Kranich, Rohrdommel und Rotmilan entstehen.

Größere Partien bestehen aber aus sehr artenarmen Kiefernforsten. Würde man auch diese einfach nur ungenutzt lassen, würde es extrem lange dauern, bis daraus naturnahe Laubmischwälder entstünden. Diese Partien werden deshalb aktiv umgebaut.


Sterbende Fichten, wachsende Buchen

Auch wurden 18 Hektar standortfremde Fichten geringelt und zum Absterben gebracht. Die im Unterholz stehenden Jungbuchen nutzen das gestiegene Licht- und Nährstoffangebot sofort zu einem Wachstumsschub. Das Ziel einer Umwandlung hin zu einem Buchenlaubmischwald mit reichem Totholzangebot konnte damit rasch erreicht werden. In den kommenden Jahren ist eine regelmäßige Beobachtung der Fläche notwendig, um gegen einzelne Neuaustriebe der geringelten Fichten und gegen frisch keimende Schösslinge vorgehen zu können.

Ebenfalls nördlich von Berlin liegt das Biesenthaler Becken mit seinen großräumigen Wäldern und dazwischen gelegenen Niedermooren. Ein Fünftel des rund 1.000 Hektar großen Naturschutzgebietes gehört der NABU-Stiftung. Zwar sind die ehemals prägenden Buchenwälder nur noch in Resten vorhanden. Sie bieten aber immerhin ein wertvolles Samenpotenzial für eine zügige Umwandlung der artenarmen Forsten.


Einsatz von Rückepferden

Naturverjüngung hat in den NABU-Wäldern immer Vorrang, gelegentlich ist aber doch eine Initialzündung durch Saat oder Pflanzung angebracht. So wurden unter Anleitung von Stiftungsmitarbeiter Immanuel Schmutz ein vom Borkenkäfer befallener Lärchenforst aufgelichtet, Gatter gegen Rehfraß eingerichtet und im Gatter 2.000 Jungbuchen gepflanzt. Auf einer weiteren Teilfläche wurden Kiefern ausgelichtet, um bereits vorhandenen Jungbuchen Luft zu schaffen. Anstelle von schweren Maschinen rückten Pferde die gefällten Kiefern für Jungbuchen und Boden schonend an die Waldwege.

Die übrig gebliebenen Altkiefern werden nach dem Ende ihres natürlichen Lebenszyklus in die Zerfallsphase übergehen und den Buchenwald durch wertvolle Totholzstämme bereichern werden. Eine Vielzahl an Pilzen, Insekten, Vögeln und Fledermäusen ist auf diese besonderen Biotope angepasst oder sogar angewiesen. Der Erhalt einzelner Altkiefern ist auch kulturhistorisch interessant. An ihrem Stammfuß finden sich die charakteristischen Ritzungen der manuellen Harzgewinnung, die im Biesenthaler Becken noch bis zur Wiedervereinigung betrieben wurde.


Spechtbäume stehen lassen

Standortfremde Fichten und dichte, monotone Kiefernforste waren auch die Ausgangslage im Piepergrund bei Schwedt an der Oder. Inzwischen sind die Fichten entfernt und die Kiefern aufgelichtet. Da bei der Durchforstung sämtliche Bäume mit Spechthöhlen markiert und stehen gelassen wurden, besitzt der neue Mischwald mit seinen jungen Buchen, Ahornen, Wildkirschen und Eichen bereits eine beachtliche Nischenvielfalt.

Von den derzeit 6.100 Hektar Flächenbesitz der Stiftung bestehen rund 3.600 Hektar aus Wald. Davon konnten zwei Drittel bereits aus der Nutzung genommen werden. Langfristiges Ziel ist die Entwicklung heimischer Waldgesellschaften auch auf den Restflächen, um diese dann ebenfalls komplett dem natürlichen Geschehen zu überlassen.


Ausführliche Infos zum Flächenmanagement enthält der Jahresbericht 2007 der NABU-Stiftung Nationales Naturerbe
Infos und Downloadmöglichkeit Jahresbericht -> www.nabu.de


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

• Am Wittwesee wurden 18 Hektar standortfremde Fichten geringelt und zum Absterben gebracht. Die im Unterholz stehenden Jungbuchen nutzten das gestiegene Licht- und Nährstoffangebot sofort zu einem Wachstumsschub.

• Im Besienthaler Becken wurden in einem Gatter 2.000 Jungbuchen gepflanzt.

• Sperber.


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Quelle:
Naturschutz heute - Heft 4/08, S. 12-13 (Online-Version)
Verlag: Naturschutz heute, 10108 Berlin
Tel.: 030/284984-1500, Fax: 030/284984-2500
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E-Mail: naturschutz.heute@nabu.de
Internet: www.naturschutz-heute.de
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Internet: www.NABU.de

"Naturschutz heute" ist das Mitgliedermagazin
des Naturschutzbundes Deutschland (NABU) e.V.
und erscheint vierteljährlich. Für Mitglieder
ist der Bezug im Jahresbeitrag enthalten.


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Januar 2009