Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LEBENSRÄUME

SCHUTZGEBIET/576: Weltnaturerbe Wattenmeer - wunderbar! (NPN)


Nationalpark Nachrichten - Juli-September 2009
Informationsblatt aus dem Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Weltnaturerbe Wattenmeer - wunderbar!


Bei ihr drehte sich in den letzten Monaten alles um die Anmeldung des deutsch-niederländischen Wattenmeeres als Weltnaturerbe. Vera Knoke, Nationalpark-Referentin im Kieler Ministerium für Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume, hat das Welterbe-Verfahren für Schleswig-Holstein koordiniert und das Land bei der Sitzung des UNESCO-Welterbe-Komitees in Sevilla vertreten.

"Das war ein bewegender Moment, als das Wattenmeer am 26.Juni in Sevilla in die UNESCO Welterbeliste aufgenommen wurde. Alle Redebeiträge der 21 Mitgliedstaaten des Komitees haben die Anerkennung ausdrücklich unterstützt, Nach der langen und intensiven Zeit der Vorbereitung sind wir aufgenommen in die globale Gemeinschaft der weltweit wichtigsten Naturgebiete. Die insgesamt etwa 1.100 Teilnehmer der Konferenz kamen aus fast 120 Staaten. Entsprechend bunt und vielfältig war das Bild. Wie hier in Deutschland haben wir auch in Sevilla von vielen Seiten gehört: Schön, dass das Wattenmeer jetzt dabei ist!

Mit dem Thema Weltnaturerbe Wattenmeer habe ich mich das erste Mal beschäftigt, als ich 2003 von der Nationalparkverwaltung ins Umweltministerium wechselte und anfing, in den Gremien der trilateralen Wattenmeer-Kooperation mitzuarbeiten, Grundlage für unseren Erfolg war der gemeinsame deutsch-niederländische Antrag, den wir im Januar 2008 der UNESCO vorgelegt haben und der dort große Anerkennung gefunden hat. Dazu kam die Bereisung der Westküste mit Pedro Rosabal, dem Gutachter der IUCN, im September 2008. Er nutzte die Gelegenheit, mit mehr als 100 VertreterInnen an der Küste zu sprechen und zeigte sich zum Abschluss überzeugt, dass die Region voll hinter dem Antrag steht. Wir haben einen intensiven Beteiligungsprozess in Dithmarschen und Nordfriesland gehabt. Über viele Jahre sind Gemeinden und Gremien informiert worden, Höhepunkte waren die positiven Beschlussfassungen der beiden Kreistage und der Nationalpark-Kuratorien. Sie waren Grundlage für den einstimmigen Beschluss des schleswig-holsteinischen Landtags im November 2007 - eine Sternstunde, weil alle Fraktionen dafür votierten, das schleswig-holsteinische Wattenmeer als Weltnaturerbe anzumelden. Das dokumentiert eine große gesellschaftliche Unterstützung - für die UNESCO ein ganz wesentliches Kriterium.

Im Weltnaturerbe Wattenmeer bestehen derzeit noch zwei große "Lücken" - das hamburgische und das dänische Wattenmeer: Die beiden können nachträglich einsteigen. Dänemark wurde in Sevilla vom UNESCO-Komitee dazu aufgefordert, über eine Nachmeldung nachzudenken. Es wäre sicher sinnvoll, das in einem gemeinsamen Antrag zu tun, Das Weltnaturerbe ist zuallererst eine Auszeichnung für den Naturschutz, für die jahrzehntelangen länderübergreifenden Schutzbemühungen und damit für unseren Nationalpark. Es ist eine Verpflichtung, den hohen Schutzstatus, der ja Grundlage der Anerkennung ist, zu erhalten. Wir sind uns bewusst, dass wir hier die Verantwortung für ein Kleinod tragen. Der Welterbe-Status kann viele Vorteile bringen für die Region, insbesondere für den Tourismus. Wichtig ist: Es gibt keine neuen Regelungen oder Gesetze. Das Betreten des Watts, Erholung, Baden, Naturerlebnis - alles ist weiterhin wie im bisherigen Umfang erlaubt, ja sogar erwünscht, Wir hoffen, dass in Zukunft noch mehr Gäste einen naturverträglichen Urlaub bei uns verbringen und das Naturerlebnis suchen werden. Das können wir gut vereinbaren mit dem Schutzstatus. Wir haben an der Westküste Schleswig-Holsteins schon jetzt eine hervorragende Kooperation zwischen Nationalpark und Tourismus. Auch im Welterbe-Verfahren war die Unterstützung durch den Tourismus und die Naturschutzverbände sehr wichtig.

In Schleswig-Holstein hat Klaus Koßmagk-Stephan von der Nationalparkverwaltung, der die Diskussion über viele Jahre begleitet hat, großen Anteil an diesem Erfolg, und es hat viel Freude gemacht, zusammen daran zu arbeiten. Gemeinsam mit allen Beteiligten in der Region werden wir langfristige Konzepte und Maßnahmen im Marketing und im Besuchermanagement entwickeln und die Auszeichnung mit Leben füllen. Grenzüberschreitende Welterbe-Gebiete sind eher selten, und so wurde die Zusammenarbeit von Deutschland und den Niederlanden in Sevilla besonders hervorgehoben. Die Anerkennung wäre sicher nicht möglich gewesen ohne die hervorragende Arbeit des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats und dessen Leiter Jens Enemark, In einer bewegenden Rede hat er im Namen der beiden Staaten dem Welterbe-Komitee für die Auszeichnung gedankt und die Weltgemeinschaft eingeladen - Willkommen im Weltnaturerbe Wattenmeer!"


UNESCO-Welterbe

Die von der UNESCO geführte Liste des Welterbes umfasst insgesamt 890 Denkmäler in 148 Ländern. Gegenüber 689 Kulturdenkmälern ist das Naturerbe mit 176 Eintragungen unterrepräsentiert. Weitere 25 Denkmäler gehören sowohl dem Kultur- als auch dem Naturerbe an. Das Land mit den meisten Welterbestätten ist Italien mit 44, gefolgt von Spanien mit 41. China liegt an dritter Stelle mit 38 Welterbe-Denkmälern. Den 4. Platz mit je 33 belegen Deutschland und Frankreich.

Bisher gab es unter den deutschen Denkmälern auf der UNESCO-Welterbeliste ein einziges Naturdenkmal, die Fossillagerstätte Grube Messel bei Darmstadt. Nun ist das Weltnaturerbe Wattenmeer hinzugekommen. Die übrigen 31 Denkmäler sind Kulturerbestätten, wie z.B. der Kölner Dom, die Altstädte von Stralsund und Wismar, die Hansestadt Lübeck und das Mittelrheintal. Die Welterbestärten stehen unter dem Schutz der Internationalen Konvention für das Kultur- und Naturerbe der Menschheit. Die von der UNESCO 1972 verabschiedete Konvention ist das international bedeutendste Instrument, um Kultur- und Naturstätten, die einen "außergewöhnlichen universellen Wert" besitzen, zu erhalten. Sie werden nur dann in die Liste des Welterbes aufgenommen, wenn ein überzeugender Managementplan vorliegt.

www.unesco.de, whc.unesco.org. www.weltnaturerbe-wcsuenmeer.de


Kriterien für die Anmeldung
- oder Was macht das Wattenmeer so einzigartig?

Bei der Entscheidung über die Aufnahme eines Gebietes in die Welterbeliste muss sein außergewöhnlich universeller Wert und seine Unversehrtheit nachgewiesen werden, gleichzeitig muss der Schutz des Gebietes gewährleistet sein, Das Wattenmeer fällt unter die drei UNESCO-Kriterien 1. Geologie, 2. Ökologie, 3. Biodiversität

1 "Jung und ursprünglich"
Das Wattenmeer ist eine junge Landschaft mit Salzwiesen und Dünen, Wattflächen und Sänden, die seit der letzten Eiszeit durch Wind, Wellen und Strömungen ständig neu geformt wird.

2. "Wo Naturkräfte walten"
Beeinflusst von den Kräften der Natur, von Gezeiten, Sand und Wind haben sich spezialisierte Lebensgemeinschaften gebildet. Naturvorgänge können sich hier weitgehend ungestört entfalten.

3. "Vielfalt des Lebens"
Das Wattenmeer bietet viele verschiedene Lebensräume und damit ein Zuhause für zahlreiche Arten. Rund 10000 Spezies von Mikroorganismen, Pflanzen und Tieren wie Würmer und Muscheln, Fische, Vögel und Säugetiere leben hier.


"Oh happy day!" - Stimmen zum Weltnaturerbe Wattenmeer

"Das ist eine großartige Nachricht für unseren Nationalpark und eine Auszeichnung für ganz Schleswig-Holstein. Die Anerkennung ist eine große Ehre für die Länder an der deutschen Nordseeküste sowie ein Meilenstein und Ansporn für die gemeinsamen internationalen Bemühungen für den Schutz des Wattenmeeres," Ministerpräsident Peter Harry Carstensen, Medieninformation der Landesregierung Schleswig-Holstein vom 26. Juni 2009

"Nach zehn Jahren intensiver Diskussion und mit der Unterstützung der Westküstenkreise Nordfriesland und Dithmarschen ist dies die Belohnung für den schleswig-holsteinischen Naturschutz: Wir sind Weltspitze!"
Umweltminister Christian von Boetticher, Medieninformation der Landesregierung Schleswig-Holstein vom 26.Juni 2009

"Heute ist ein großer Tag für den Naturschutz in Deutschland. ... Und es ist eine Verpflichtung auch für die Bundesregierung, dem Schutz des Wattenmeeres auch in Zukunft hohe Priorität einzuräumen."
Bundesumweltminister Sigmar Gabriel, Pressemitteilung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, 26.Juni 2009

"Die Weltgemeinschaft hat anerkannt, dass wir ordentlich mit dem Nationalpark umgegangen sind. Es wird Impulse geben für die regionale Entwicklung."
Detlef Hansen, Leiter der Nationalparkverwaltung in Tönning, Kieler Nachrichten vom 27.Juni 2009

"Das wurde aber auch Zeit." Otto Waalkes, Die Welt vom 27 Juni 2009

"Walking across the Wadden Sea tidal flats where just a few hours before it was covered by meters of water, surrounded by an endless sky that meers the sea in a distant horizon is an unforgettable experience. It is a truly magical place - come and enjoy with us a life changing experience of nature,"
Jens Enemark, Leiter des Gemeinsamen Wattenmeersekretariats, in seiner Dankesrede in Sevilla am 26.Juni 2009

"Mensch, jetzt haben wir den Oscar."
Klaus Koßmagk-Stephan, Biologe in der Nationalparkverwaltung in Tönning

"Das Weltnaturerbe ist identitätsstiftend für die ganze Region."
Hans-Ulrich Rösner, WWF-Wattenmeerbüro Husum, Husumer Nachrichten vom 27. Juni 2009

"Enorme opsteker voor het gebied." (opsteker = Glücksfall)
Bert Swart, Bürgermeister von Schiermonnikoog

"Aus dem Nationalpark ist ein International-Park geworden!"
Staatssekretär Ernst-Wilhelm Rabius in seiner Festrede am Leuchtturm Westerheversand am 27. Juni 2009

"Wir freuen uns sehr über die Auszeichnung und sind stolz darauf - sowohl als Bewohner dieser Region am Weltnaturerbe als auch als Gastgeber dieses großartigen Naturerlebnisraumes."
Constanze Höfinghoff, Geschäftsführerin der Nordsee Tourismus Service GmbH

"Das Wattenmeer ist Weltnaturerbe - das ist mal 'ne gute Sache!"
Henning Harrsen aus Husum, 17 Jahre, zitiert von seinem Vater Dieter Harrsen, Landrat von Nordfriesland, in seinem Grußwort am Leuchtturm Westerheversand am 27. Juni 2009

"Erb-Gut!" Bild vom 27. Juni 2009

"Oh happy day!"
Gert Oetken, Gründer der Schutzstation Wattenmeer, in seinem Grußwort am Leuchtturm Westerheversand am 27. Juni 2009

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Weltnaturerbe-Frau Vera Knoke im Weltkulturerbe Alcazar, dem mittelalterlichen Königspalast von Sevilla.


*


Quelle:
Nationalpark Nachrichten 7-11/2009, Seite 1-3
Herausgeber:
Nationalparkamt Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer
Schlossgarten 1, 25832 Tönning
Tel.: 04861/616-0, Fax: 04861/616-69
www.wattenmeer-nationalpark.de

Die Nationalpark Nachrichten erscheinen etwa 4 mal jährlich und sind kostenlos


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. August 2009