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SPORT/026: Besonders geschütztes Biotop - Golfspieler wollen Arnikavorkommen zerstören (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - 11. April 2018

Golfspieler wollen Arnikavorkommen zerstören

Naturschutzverbände verabschieden gemeinsame Resolution zum Schutz der Schuderbachwiese bei Oberhof


Der Thüringer Wald ist untrennbar mit der Pflege von Bergwiesen und den Vorkommen von Arnika verbunden. Auf der "Schuderbachwiese" bei Oberhof, einem der größten dokumentierten Bestände der streng geschützten Heilpflanze, soll in Zukunft ein Golfplatz entstehen. In einer gemeinsamen Resolution lehnen die Naturschutzverbände NABU, BUND und AHO die Umgestaltung und Nutzung der Schuderbachwiese bei Oberhof als Golfplatz ab.

"Aus naturschutzfachlicher Sicht ist dies ein Desaster. Von dem Golfplatz werden nicht nur Rote-Liste-Arten wie die stark gefährdete Orchideenart Grüne Hohlzunge bedroht, sondern auch prioritäre FFH-Lebensraumtypen wie die artenreichen montanen Borstgrasrasen auf Silikat-Böden", sagt Otmar Töpfer, der Vorsitzende des Arbeitskreis Heimische Orchideen Thüringen (AHO). "Wenn diese Flächen verloren gehen, wird dies auch Auswirkungen auf den nächsten FFH-Monitoring-Bericht Thüringens an die Europäische Union haben".

Der hervorragende Pflegezustand und die hochwertige Artenausstattung der Schuderbachwiese sind das Ergebnis der langjährigen guten Pflegearbeiten. Die Verbände fordern daher von der Thüringer Landesregierung, der Stadt Oberhof und dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen, die Planungen zum Golfplatz auf der Schuderbachwiese abzulehnen. "Artenreiche Bergwiesen mit Arnika und Co dürfen nicht für eine kleine Gruppe von Menschen geopfert werden, die ihrem Hobby frönen", fordert Martin Schmidt, der Landesvorsitzende des NABU Thüringen. "Ein Golfplatz bedeutet einen erheblichen Eingriff in die Natur und darf keine europarechtlich geschützten Arten und Lebensräume zerstören."

Laut der Naturschutzverbände zählt die Schuderbachwiese zu den sogenannten Bergmähwiesen. Dabei handelt es sich um artenreiches, extensiv genutztes Grünland der Mittelgebirge und ihrer Vorländer oberhalb von 400 Metern über dem Meeresspiegel. "Nach dem Thüringer Naturschutzgesetz handelt es sich dabei um besonders geschützte Biotope, die eine bedeutende Rolle im Naturhaushalt spielen und unersetzlich für den Artenschutz sind", erklärt Ron Hoffmann, der Landesvorsitzende das BUND Thüringen. Seiner Ansicht nach würde der Bau eines Golfplatzes auch gegen geltendes Naturschutzrecht verstoßen.

Raute


Gemeinsame Resolution des NABU Thüringen, des BUND Thüringen und des AHO Thüringen zum Schutz der Schuderbachswiese bei Oberhof

Der NABU (Naturschutzbund) Thüringen, BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland, Landesverband Thüringen) Thüringen und der AHO (Arbeitskreis Heimische Orchideen) Thüringen lehnen die Umgestaltung und Nutzung der Schuderbachswiese bei Oberhof als Golfplatz ab. Ein solcher Golfplatz bedeutet einen erheblichen Eingriff in die Natur und vernichtet europarechtlich geschützte Lebensräume und Arten. Der hervorragende Erhaltungszustand und die hochwertige Artenausstattung der Schuderbachswiese sind das Ergebnis einer langjährigen Pflege und Betreuung.

Die Verbände fordern daher von der Thüringer Landesregierung, der Stadt Oberhof und dem Landkreis Schmalkalden-Meiningen, die Planungen zum Golfplatz auf der Schuderbachswiese nicht weiter zu unterstützen, um:

• den besterhaltenen, artenreichen montanen Borstgrasrasen Thüringens zu schützen

Dieser prioritäre FFH-Lebensraumtyp (LRT 6230*) bedeckt rund drei Viertel der Schuderbachswiese und ist damit die größte zusammenhängende Fläche dieses LRT mit hervorragendem Erhaltungszustand in Thüringen. Dies belegt ein Gutachten der TLUG (2016). Ein Golfplatz würde zur Vernichtung des wesentlichen Teils dieses Biotops führen. Der Verlust ließe sich nicht kompensieren und hätte auch Auswirkungen auf den nächsten FFH-Monitoring-Bericht Thüringens an die EU.

• den größten Bestand der Arnika in Thüringen zu erhalten

Die Arnika zählt zu den stark gefährdeten, im Rückgang befindlichen Pflanzenarten Thüringens (RLT 2). Aufgrund des sehr guten Erhaltungszustandes der Borstgrasrasen findet sich auf der Schuderbachswiese der größte Bestand der Arnika (Arnica montana) in Thüringen. Die Erhaltung dieses einmaligen Vorkommens hat eine weit über Thüringen hinausgehende Bedeutung!

• den einzigartigen Lebensraum der Grünen Hohlzunge nicht zu vernichten

Auf der Schuderbachswiese sind bisher mindestens 10 Pflanzenarten der Roten Liste Thüringens festgestellt worden, darunter die stark gefährdete Orchideenart Grüne Hohlzunge (Dactylorhiza viridis). Mit 178 (2016) bzw. 284 (2017) blühenden Exemplaren stellt es das größte Bergwiesenvorkommen in Thüringen dar und hat sich gerade in den letzten Jahren durch regelmäßige Pflege sehr positiv entwickelt. Die Population wird seit 1997 im Rahmen des Fundortmonitoring des AHO Thüringen im Auftrag der TLUG überwacht.

• die Berg-Mähwiesen als Teil der Schuderbachswiese zu erhalten

Bei diesem FFH-Lebensraumtyp (LRT 6520) handelt es sich um artenreiches, extensiv genutztes Grünland der Mittelgebirge. Die nach Thüringer Naturschutzgesetz besonders geschützten Biotope sind in ihrer typischen Ausprägung artenreich und bunt sowie in der Roten Liste der Biotope Thüringens als stark gefährdet eingestuft.

• Privatnutzen nicht über Allgemeinnutzen zu stellen

Die Schuderbachswiese stellt in Thüringen und überregional einen einmaligen, besonders artenreichen Bergwiesenkomplex dar. Sie ist seit 1993 als Flächennaturdenkmal ausgewiesen. Die Anliegen des europaweit bestehenden Biotop- und Artenschutzes (FFH-Richtlinie) können nicht hinter den Interessen eines kleinen, elitären Personenkreises stehen. Die über viele Jahre währenden Bemühungen zur Pflege und Entwicklung dieser Wiese würden sonst zunichte gemacht!



beteiligte Verbände:
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
E-Mail: lgs@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de
BUND Thüringen,
Trommsdorffstraße 5, 99084 Erfurt
E-Mail: bund.thueringen@bund.net
Internet: www.bund-thueringen.de
AHO Thüringen e.V.
OT Uhlstädt, Hohe Straße 204
07407 Uhlstädt-Kirchhasel
E-Mail: aho.thueringen@t-online.de
Internet: www.aho-thueringen.de

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Quelle:
Pressemitteilung/Resolution, 11.04.2018
Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2018

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