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MOOR/038: Geheimnisvolle Moore (Unser Wald)


Unser Wald - 2. Ausgabe, März/April 2012
Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald

Geheimnisvolle Moore

von Julia Hoffmann



Moore galten lange Zeit als unheilvoll, unheimlich und gefährlich. Geschichten und Mythen über Menschen und ganze Dörfer, die darin versunken sein sollen, gibt es zu Hauf und von fast jedem Moor. Heute weiß man jedoch, dass Moore keineswegs unheilvoll, sondern vielmehr einzigartige Lebensräume für oftmals sehr seltene Arten sind.

Durch die ganz besonderen Wasser- und Nährstoffverhältnisse können nur spezialisierte Arten in Mooren überleben. Und auch für unser Klima sind Moore als große CO2-Senken von äußerster Wichtigkeit. Nach dem Ende der letzten Eiszeit kam es in vielen Gebieten zu besonders hohen Niederschlägen. Durch das Schmelzen der Eispanzer wurde weiteres Wasser freigesetzt und zahlreiche Täler, Senken und Niederungen wurden überflutet, wodurch es zur Bildung von Moorgebieten kam.

Wie ein Moor entsteht, war lange Zeit ein Rätsel. Heute kennt man den Vorgang sehr genau und unterscheidet im Allgemeinen zwischen Hoch-, Nieder- und Zwischenmooren. Der Unterschied liegt dabei vor allem darin, aus welcher Wasserquelle das Moor gespeist wird. Hochmoore haben keine Verbindung zum Grundwasser und werden ausschließlich durch Regenwasser gespeist. Dadurch sind sie sehr nährstoffarm und sauer. Daher können nur wenige besonders gut angepasste Arten hier leben. Für diese stellt eine Veränderung des Nährstoffhaushaltes große Schwierigkeiten dar. Der Nährstoffeintrag, auch Eutrophierung genannt, ist in unserer heutigen Zeit ein zunehmendes Problem. Da die Stoffproduktion der Pflanzen höher liegt, als der Abbau von totem Material im Moor, sammelt sich Pflanzenmaterial an und das Moor wächst. Ein intaktes Moor wächst auf diese Weise rund einen Millimeter pro Jahr. Für einen Torfkörper von etwa zehn Metern muss ein Hochmoor also rund 10.000 Jahre lang wachsen. Dies zeigt die Schwierigkeit, ein zerstörtes Moor wieder zu renaturieren.

Niedermoore bilden sich vor allem in Senken und Niederungen durch Verlandung von Seen oder Versumpfung durch besonders hoch anstehendes Grundwasser. Im Gegensatz zu den Hochmooren werden sie sowohl durch Regen- als auch durch Grundwasser gespeist. Sie sind somit sehr nährstoffreich und sie sind Lebensraum für sehr gut angepasste und meist sehr selten vorkommende Spezialisten der Tier- und Pflanzenwelt, wie beispielsweise den Großen Feuerfalter, das Wollgras oder die Seggen. Auch beim Niedermoor wächst der Torfkörper nur wenige Millimeter im Jahr. Auf Grund des fast luftdichten Abschlusses im Torf läuft der Zersetzungsprozess nur sehr langsam und unvollständig ab, wodurch neue Torfschichten entstehen.

Als Zwischenmoore bezeichnet man die Übergangsphase zwischen Nieder- und Hochmoor. Durch ständige Torfneubildung im Niedermoor wird die wachsende Torfschicht zu einer immer größeren Barriere für die Speisung durch Grundwasser. Das Wachstum von Pflanzen im Moor entzieht dem Boden Nährstoffe. Nach und nach sinkt der Nährstoffgehalt und das Niedermoor wird zum Hochmoor.

Moore sind nicht nur als Lebensraum seltener Arten besonders wichtig. Sie dienen als Grundwasserfilter und können einzelne Regionen als Rückhaltefläche vor Hochwasser schützen. Bei Starkregen können sie sich vollsaugen wie ein Schwamm und so die Abflussgeschwindigkeit des Regenwassers verlangsamen. Wichtig für den Klimaschutz ist der Erhalt der Moore, da durch deren Zerstörung und die Nutzung des Torfs klimawirksame Gase, wie beispielsweise CO2, freigesetzt werden, die vorher in 11.000 Jahren festgelegt wurden. Die Entwässerung und Nutzung der Moore verursachen rund 10% des weltweiten CO2-Ausstoßes.

Zwar sind nur etwa 3% der Erde von Mooren bedeckt, dennoch sind in ihnen circa ein Drittel des terrestrischen Kohlenstoffs gebunden. Heute sind bis zu 95% der Moorflächen zerstört oder werden land- oder forstwirtschaftlich genutzt. Neben der Nutzung des Torf ist vor allem die Entwässerung der Moore ein Hauptproblem. Durch die Entziehung des Wassers schrumpft der Torf, die Mooroberfläche sackt ein und Sauerstoff kann in den zuvor wassergesättigten Boden gelangen. Es kommt zur Freisetzung von Nährstoffen und Gasen und das Moor wird von der Kohlenstoffsenke zur Kohlenstoffquelle. Ein ähnliches Problem stellt hier die fortschreitende Klimaerwärmung dar, die zum Austrocknen der Moore führt.

Noch aus einem anderen Grund sind die Moore ein Juwel: Aus der Zusammensetzung des Torfs lassen sich frühere Vegetations- und Klimaverhältnisse ablesen und oftmals findet man Spuren ehemaliger Nutzung und Besiedlung. Moore gelten daher als wichtige Archive der Natur- und Kulturgeschichte, die Aufschluss über die Vergangenheit geben.

Autorin
Julia Hoffmann
ist Projektkoordinatorin beim SDW-Bundesverband;
E-Mail: julia.hoffmann[at]sdw.de

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Das Wollgras hat sich an die Lebensbedingungen im Moor gut angepasst.

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Quelle:
Unser Wald - Zeitschrift der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald
2.‍ ‍Ausgabe, März/April 2012, Seite 14-15
Herausgeber:
Bundesverband der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald e.V., Bonn
Redaktion: Meckenheimer Allee 79, 53115 Bonn
Telefon: 0228 / 945 98 30, Fax: 0228 / 945 98 33
E-Mail: unser-wald@sdw.de
Internet: http://www.sdw.de
 
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Bezugspreis: Jahresabonnement 17,50 Euro
einschl. Versandkosten und 7% MwSt.
Einzelheft: Preis 3,- Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Mai 2012