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MASSNAHMEN/171: Neophyt - Mit Schafen gegen den Staudenknöterich (BBU WASSER-RUNDBRIEF)


BBU-WASSER-RUNDBRIEF Nr. 948 vom 22. Juni 2010 - 29. Jahrgang

Schafe gegen hochwassergefährliche Aliens


Mit rund 200 Schafen will man seit April 2010 dem Staudenknöterich entlang des Schwarzwaldflusses Rench zu Leibe rücken. Den ganzen Sommer über sollen die Schafe am Ufer der Rench die Verbreitung des Unkrauts eindämmen. An der Rench sind bereits 30 Prozent der Uferflächen vom Staudenknöterich befallen. Und die "Vermehrung der Pflanze gehe unaufhörlich weiter", schreibt die Acher-Rench-Zeitung am 27.04.10. Teilweise seien es Kreuzungen des japanischen und des Sachalin-Knöterichs, "die vielfach aggressiver sind als die reinen Arten". Der eingeschleppte Knöterich sei "äußerst anpassungsfähig und durch seine Rhizome und bis zu zehn Meter tiefen Pfahlwurzeln sehr vital", schreibt die Acher-Rench-Zeitung. "An großen Gewässern, wie der Rench, kann der Einwanderer aus Japan eine Gefahr für Mensch und Tier werden. Er wächst allein in der Vegetationsperiode und hinterlässt im Winter blanken Boden", was den Winter- und Frühjahrshochwässern "eine ideale Angriffsfläche" bieten würde. Beim Jahrhunderthochwasser in Rench und Kinzig 1990/91 seien "die dramatischen Auswirkungen der fehlenden Grasnarbe sichtbar" geworden: "Das Ufer brach an manchen Stellen ein." Zudem biete der Neophyt heimischen Organismen weniger Lebensraum und verdränge gleichzeitig die standorttypische Flora. Nur vier Insektenarten fänden Interesse an dem Staudenknöterich, während eine natürlichen Wirtspflanze, wie beispielsweise der Stumpfblütige Ampfer, rund 100 Arten beherbergen würde. Deshalb würden auch die renchanliegende Stadt Oberkirch, die BUND-Ortsgruppe Oberkirch sowie die Umweltgruppe der Firma Koehler gegen den Neophyten mobil machen. Seit Anfang der 90er Jahre teste das Regierungspräsidium (RP) Freiburg verschiedene Verfahren, um die Ausbreitung des Staudenknöterichs einzudämmen.


Die Dominanz des Staudenknöterichs

In einem Porträt des Staudenknöterichs schreibt die Acher-Rench-Zeitung, dass diese Pflanze in den 70er Jahren aus seinem Ursprungsgebiet Japan in Deutschland als Zierpflanze in Gärten und Parkanlagen eingeführt worden sei:

"Seinen Namen verdankt er dem staudenförmigen Wuchs sowie den Knoten, die den Stiel, ähnlich wie beim Bambus, in einzelne Segmente teilen. Er kann bis zu drei Meter hoch werden. Zwei Arten kommen in der Ortenau am häufigsten vor: der Japanische Staudenknöterich (Reynoutria japonica) sowie der Sachalin-Staudenknöterich (Reynoutria Salachinensis). Die Pflanzen vermehren sich nicht nur über Samenflug, sondern auch über unterirdische Ausläufer, die so genannten Rhizome. Daneben können auch Pflanzenteile, die weggeschwemmt oder mit einem Erdhub fortgetragen werden, wieder austreiben. Pflanzenteile müssen daher nach der Mahd verbrannt werden."

Wo das Ufer gut zugänglich ist, sei die mehrfache Mahd das Mittel der Wahl gewesen. Wo die steilen Ufer eine Mahd erschweren würden, versuche das RP, mit Bepflanzungen dem Wildwuchs des Knöterichs zu begegnen. Im September 2009 testete der Bauhof des RP ein Heißdampfverfahren, dass sich für die Massenanwendung jedoch als zu aufwendig erwies. Mit dem Abweiden des Renchufers durch Schafe habe das Regierungspräsidium "bisher die besten Erfahrungen gemacht". Von 1997 bis 2000 hatte das RP bereits einen Schäfer engagiert, der jedoch aufgrund vieler Schwierigkeiten nach drei Jahren aufgab. Denn die Schafe müssten ständig "von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang" beobachtet werden, damit sie sich nicht über benachbarte Gärten und Felder hermachen. Zäune könnten keine gestellt werden, damit der Renchdeich auch weiterhin durchgehend begehbar bleibe. Erst in diesem Jahr konnte die Behörde einen Schäfer finden, der bereit sei, die Herausforderung anzunehmen.


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Quelle:
BBU-WASSER-RUNDBRIEF - Nr. 948/2010
Herausgeber:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. November 2010