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MELDUNG/155: Vom Aussterben bedrohte Urzeitkrebse entdeckt (Stadt Hanau)


Stadt Hanau - Pressemitteilung von Mittwoch, 6. August 2014

Urzeitkrebse bei den Przewalski-Pferden in Hanau

Fachwelt staunt über zoologische Rarität



Die Fachwelt staunt über zwei überaus seltene Arten von Urzeitkrebsen, die aktuell auf Campo Pond entdeckt wurden. In flachen Sommertümpeln konnte Martin Schroth von der Unteren Naturschutzbehörde den Sommer-Feenkrebs (Branchipus schaefferi) und den Kiemenfuß (Triops cancriformis) feststellen. "Das sind Tiere, die seit vielen Millionen Jahren als 'Lebende Fossilien' überdauert haben", erläutert der Biologe. In ganz Hessen gebe es seit dem Jahre 1906 keinen einzigen Nachweis mehr von diesen sehr seltenen und hochgradig vom Aussterben bedrohten Tieren, in der gesamten Bundesrepublik gebe es aktuell nur noch rund 20 Vorkommen.

Wiese mit kleiner Wasserfläche - Foto: © Stadt Hanau

Idealer Lebensraum für Urzeitkrebse: Flache Himmelsteiche (entstanden durch Regenwasser) auf Campo Pond.
Foto: © Stadt Hanau

Wie Schroth berichtet, leben die Urzeitkrebse in den flachen Kuhlen auf Campo Pond, überdauern dort viele Jahre trockene Sommer im Ei-Stadium, bis die Chance eines ergiebigen Sommerregens günstige Entwicklungsbedingungen zulassen. Die Dauereier werden von Enten und anderen Vögel verbreitet, an deren Gefieder und Füßen sie haften. "Die Eier brauchen allerdings ungedüngte und nährstoffarme Kleingewässer ohne Fische, um zu überleben", erläutert Schroth. Solche speziellen Bedingungen seien heute sehr selten geworden und es sei daher kein Zufall, dass die wenigen Fundorte fast alle in ehemaligen Truppenübungsplätzen lägen. "Nur hier herrschen die notwendigen Bedingungen ohne Kunstdünger und ohne Biozide!"

Vier Urzeitkrebse - Foto: © Stadt Hanau

Triops Cancriformis (Kiemenfuß)
Foto: © Stadt Hanau

Der Fund habe unter anderem bei den Fachwissenschaftlern Prof. Dr. Michael Türkay vom Senckenberg Forschungsinstitut, Prof. Dr. Bruno Streit vom Zoologischen Institut der Goethe-Universität Frankfurt, und bei Prof. Dr. Mario Engelmann vom Institut für Biochemie und Zellbiologie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg ein großes Echo gefunden, weiß Schroth zu berichten.

"Großes Interesse findet in diesem Zusammenhang auch die gelungene Landschaftspflege der Tümpel durch die Przewalski-Pferde, ohne die diese Kleingewässer schon längst verbuscht und beschattet wären und in Folge als Lebensraum für die Krebse nicht mehr geeignet wäre", erzählt Christoph Goebel, Leiter des Bundesforstbetriebs Schwarzenborn, der sowohl Eigentümer der Fläche, als auch Halter der Pferde ist. "Die Beweidung des Areals durch die Pferde führt zu einer stetig ansteigenden Artenvielfalt von Fauna und Flora auf dem Gelände!" Auch Stadtrat Andreas Kowol zeigte sich begeistert über die immer wieder neuen, positiven Überraschungen in diesem ökologisch hoch wertvollen Hanauer Natura-2000-Schutzgebiet. "Die Natur bricht sich Bahn, wenn ihr der Raum dafür gegeben wird. Im Gegensatz zu diesen Urzeitkrebsen, die Millionen von Jahren als "lebenden Fossilien" überdauert haben, gibt es uns Menschen erst seit kurzer Zeit. Es ist unsere Aufgabe auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass es geschützte Lebensräume für Lebewesen wie diese gibt."

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Quelle:
Pressemitteilung, 06.08.2014
Stadt Hanau, Pressestelle
Am Markt 14-18, 63450 Hanau
E-Mail: Pressestelle@hanau.de
Internet: www.hanau.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2014