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JAGD/063: "Ruhe in den Ruhezonen" - Naturschützer fordern Ende der Vogeljagd im Wattenmeer (NABU NI)


Gemeinsame Pressemitteilung von NABU, BUND, LBU, Mellumrat, NaturFreunde, NHB, NVN, WAU und WWF - 7. September 2014

Naturschützer fordern Ende der Vogeljagd im Wattenmeer

"Ruhe in den Ruhezonen" - Nationalpark muss endlich internationale Kriterien erfüllen


Hannover, 07.09.2016 - Der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer liegt inmitten einer der weltweit wichtigsten Drehscheiben des Vogelzugs und wurde - wie inzwischen das gesamte drei Staaten übergreifende Wattenmeer - von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt. Dennoch werden noch immer Zugvögel im Wattenmeer bejagt, zu deren Schutz sich auch Niedersachsen gemäß internationaler Kriterien verpflichtet hat. Die niedersächsischen Naturschutzverbände fordern das sofortige Ende der Jagd im Wattenmeer.

Mehr als 10 Millionen Wat- und Wasservögel aus einem riesigen Einzugsgebiet der nördlichen Erdhalbkugel ziehen jährlich durch das Gebiet an der südlichen Nordseeküste. Sie sind auf ihrer anstrengenden "Reise" bis ins südliche Afrika auf störungsfreie Rastplätze und die nahrungsreichen Watten und Salzwiesen des Wattenmeers angewiesen. Eine Jagd stellt gerade zur Zugzeit eine große und schwerwiegende Störung der rastenden Vögel dar. "Niedersachsen hat das Wattenmeer in die bei der UN geführte Nationalparkliste aufnehmen lassen und steht so in der Verantwortung die international geltenden Kriterien für Nationalparks einzuhalten", so Dr. Holger Buschmann, Vorsitzender des NABU Niedersachsen. "Damit hat sich Niedersachsen auch zur Einstellung der Jagd im Nationalpark verpflichtet."

Die niedersächsischen Naturschutzverbände fordern erneut die sofortige Einstellung der Jagd im und am Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Nicht einmal im Bereich der Inseln sind die Ruhezonen gänzlich als befriedete Bereiche ausgewiesen, moniert der NABU. Denn selbst innerhalb der streng geschützten Bereiche ist eine 10-tägige Jagd auf Wasservögel noch erlaubt. Hunderte von Zugvögeln werden von Jägern erschossen oder von abgerichteten Jagdfalken erlegt, tausende von ihren Hochwasserrastplätzen vertrieben oder so stark beunruhigt, dass sie fluchtartig das Gebiet verlassen. "Die Jagd hat sich sogar zu einem touristischen Event entwickelt", kritisiert BUND-Landesgeschäftsführer Carl-Wilhelm Bodenstein-Dresler. So finden sich alljährlich Gruppen von Falknern im Nationalpark ein, um ihre Falken zu trainieren, Gastjäger aus dem ganzen Bundesgebiet gehen im Wattenmeer auf die Zugvogeljagd. "Besonders kritisch sehen wir den Abschuss der Waldschnepfe, deren "Malerfedern" und "Schnepfenbart" als jagdliche Trophäe geschätzt werden", so Bodenstein-Dresler.

Jagdpachten im Bereich des Nationalparks sollten aus diesen Gründen nicht verlängert werden, so die Forderung der Naturschutzverbände. Eine fallweise erneute Vergabe müsse zumindest an strenge Auflagen zur Unterstützung der Nationalparkziele geknüpft werden. "Die Jäger sollten sich noch stärker als Partner des Nationalparks einbringen und mehr dem Schutzzweck dienende Aufgaben wahrnehmen, wie sie dies mit der Seehundzählung bereits tun", sagt Hans-Ulrich Rösner vom WWF. Hilfreich für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume wäre beispielsweise eine mit der Nationalparkverwaltung abgestimmte, einvernehmliche Entnahme von eingeführten Prädatoren und Damwild.

Hintergrund: Das Wattenmeer zwischen Den Helder in den Niederlanden und Esbjerg in Dänemark bildet das weltweit größte zusammenhängende Wattengebiet. Neben dem Schlick- und Sandwatt gehören zahlreiche andere Lebensräume, wie zum Beispiel Salzwiesen und Marschen, Dünen und Sandbänke, Seegraswiesen und Muschelbänke zu dem Gebiet. Das große Nahrungsangebot macht das Wattenmeer unentbehrlich als Zwischenstopp für ziehende Wat- und Wasservögel. Auf ihrem "Ostatlantischen Zugweg" zwischen den südlichsten Überwinterungsgebieten in Afrika bis zu den arktischen Brutgebieten, die von Nordsibirien bis über Grönland nach Kanada reichen, ist das Wattenmeer als Nahrungs-, Rast-, Mauser- und Überwinterungsgebiet überlebenswichtig. Das Wattenmeer ist in allen drei Anrainerstaaten geschützt, in Deutschland durch drei Nationalparks. 2009 wurde es von der UNESCO als Weltnaturerbe ausgezeichnet.


Diese gemeinsame Pressemitteilung wird im Rahmen der Wattenmeer-Koordination herausgegeben und von folgenden Verbänden mitgetragen:
Naturschutzbund Deutschland (NABU) Landesverband Niedersachsen e.V., Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Niedersachsen e.V. sowie Landesverband Bremen e.V. , Der Mellumrat e.V., Landesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz Niedersachsen e.V. (LBU), NaturFreunde Deutschland e.V. Landesverband Niedersachsen, Naturschutzverband Niedersachsen e.V. (NVN), Niedersächsischer Heimatbund e.V. (NHB),Wissenschaftliche Arbeitsgemeinschaft für Natur- und Umweltschutz e.V. (WAU) sowie WWF Deutschland.

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Quelle:
Pressemitteilung, 07.09.2016
Naturschutz aktuell - NABU Pressedienst
Herausgeber:
Naturschutzbund Deutschland (NABU)
Landesverband Niedersachsen e.V.
Alleestr. 36, 30167 Hannover
Tel.: 0511/911 05-27, Fax: 0511/911 05-40
E-Mail: Info@NABU-Niedersachsen.de
Internet: www.NABU-Niedersachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. September 2016

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