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WALD/157: Nachhaltige Waldwirtschaft möglich, Politik muss Rahmenbedingungen verbessern (BUND)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) - Pressemitteilung vom 28. Januar 2010

Zum Internationalen Jahr der Wälder 2011: BUND präsentiert "Weißbuch Wald"

Nachhaltige Waldwirtschaft ist schon jetzt möglich, Politik muss aber Rahmenbedingungen verbessern


Stuttgart. Die Vereinten Nationen haben 2011 zum Internationalen Jahr der Wälder erklärt. Zu diesem Anlass präsentierte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, auf der heutigen Pressekonferenz sein "Weißbuch Wald". Trotz hoher Anforderungen an den Wald und trotz schwieriger finanzieller, personeller und politischer Rahmenbedingungen gelingt es vielen Förstern und Waldbesitzern im Land aufgrund ihres hohen persönlichen Engagements schon heute, eine naturnahe, ökologische Waldwirtschaft umzusetzen. In seinem "Weißbuch Wald" dokumentiert der Verband positive Beispiele aus privaten, kommunalen und staatlichen Waldbaubetrieben. Das Buch führt sowohl Forstbetriebe auf, die ein nachhaltiges Gesamtkonzept umsetzen, als auch gelungene Einzelmaßnahmen des Waldnaturschutzes. "Die Forstwirtschaft hat die schwierige Aufgabe, den ökonomischen, ökologischen und sozialen Ansprüchen gleichermaßen nachhaltig gerecht zu werden", sagte der BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß. Er forderte die Landesregierung auf, die politischen Rahmenbedingungen so zu verbessern, dass künftig landesweit und flächendeckend eine Waldwirtschaft umgesetzt werden kann, die dem Naturschutz im Wald gerecht wird. Das "Weißbuch" belegt, dass der Naturschutz im Wald nicht zwangsläufig hinter kommerziellen Interessen zurückstehen muss. Trotz einer Forstpolitik, die eine nachhaltige Waldwirtschaft erschwert, gelingt es vielen engagierten Waldbesitzern und Förstern, ökologische Ziele umzusetzen und gleichzeitig schwarze Zahlen zu schreiben. Zu den positiven Entwicklungen in den baden-württembergischen Wäldern gehören: die Abkehr von reinen Fichtenbeständen, der Vorrang der Naturverjüngung vor Pflanzungen und Einzelbaumentnahme vor Kahlschlag sowie die Erhöhung der Stabilität der Wälder durch ungleichaltrige Mischwälder.

Das Weißbuch führt neben beispielhaften Forstbetrieben auch eine große Zahl von gelungenen Naturschutzmaßnahmen auf. Der Erhalt von Höhlen- und Horstbäumen zum Schutz von Schwarzspecht, Hohltaube und Fledermäusen gehört in vielen Forstbetrieben inzwischen zur Routine. Die Wiedervernässungen von Mooren und die Öffnung von zugewachsenen Waldbächen sind weitere zentrale Maßnahmen zum Schutz von Feuchte liebenden Arten. Lichte Wälder müssen erhalten und geschaffen werden, um lichtbedürftigen Arten - wie dem bedrohten Gelbringfalter - das Überleben zu ermöglichen. "Die im 'Weißbuch Wald' genannten Beispiele zeigen: Nachhaltige Waldwirtschaft und Waldnaturschutz sind vereinbar", sagte Frieß. "Mit seinem Alt- und Totholz-Konzept hat das Land schon einen wichtigen Schritt getan, um die Biodiversität im Wald zu erhalten. Der Entwurf muss aber zügiger und effektiver umgesetzt werden als es die Landesregierung bisher plant", forderte der BUND-Landesgeschäftsführer. Nur so haben gefährdete und europaweit geschützte Arten wie Alpenbock, Hirsch- und Juchtenkäfer, die auf altes und totes Holz angewiesen sind, eine echte Überlebenschance.

38,1 Prozent der Landesfläche sind bewaldet, die Forstwirtschaft prägt damit einen Großteil der Landschaft. Das Land steht in der großen Verantwortung, entsprechende Rahmenbedingungen zu schaffen, damit die Waldflächen künftig flächendeckend nachhaltig bewirtschaftet werden können. "Es ist zwingend", sagte Frieß, "dass der Gesetzgeber mehr Mittel zur Verfügung stellt, damit die Förderung von Naturschutzmaßnahmen im Privat- und Kommunalwald nicht nur auf dem Papier stehen, sondern auch bedient werden können. Vor dem Hintergrund der Umsetzung von europäischen Richtlinien zum Schutz von gefährdeten Arten und Lebensräumen im Rahmen von Natura 2000 ist dies ein absolutes Muss." Aus Sicht des BUND ist es nicht nachvollziehbar, dass durch Verwaltungsreformen viele Stellen im Forst gestrichen wurden. Dadurch ging viel Kompetenz verloren, zugleich wurden die Reviere stark vergrößert. Eine nachhaltige Waldwirtschaft erfordert qualifizierte Waldarbeiter und Revierleiter sowie Gebiete, die für einen Förster überschaubar sind. Nur so könne dieser dafür sorgen, dass der Wald seine ökonomischen, ökologischen und sozialen Funktionen erfüllt. Frieß: "Das Internationale Jahr der Wälder bietet die große Chance falsche Weichenstellungen jetzt zu korrigieren."

- Das "Weißbuch Wald" steht zum Downloaden im Internet unter www.bund-bawue.de/pm/3683


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Quelle:
BUND-Pressedienst, 28.01.2011
Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND)
Freunde der Erde Deutschland
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veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Januar 2011