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VIELFALT/127: Landwirtschaft braucht Artenvielfalt - Wildbestäuber effektiver als Honigbienen (aid)


aid-Newsletter Nr. 10 vom 6. März 2013

Landwirtschaft braucht Artenvielfalt

Wildbestäuber sind effektiver als Honigbienen



(aid) - Werden Kulturpflanzen von vielen verschiedenen Insektenarten bestäubt, bilden sie mehr Früchte aus und bringen höhere Erträge. Auch Honigbienen können diese Wildbestäuber nicht ersetzen. Das ist das Resultat einer internationalen Studie, an der auch die Universität Göttingen beteiligt war.

Die Wissenschaftler untersuchten 41 Nutzpflanzenarten auf 600 Feldern in 20 Ländern. Sie bestimmten die Anzahl der Blütenbesuche relevanter Insektenarten, die Zahl der Pollenkörner auf der Narbe und den prozentualen Anteil der Blüten, aus denen reife Samen und Früchte entstanden. Zu den Wildbestäubern zählen vor allem Wildbienen, aber auch Fliegen, Käfer und Schmetterlinge.

Wenn Nutzpflanzen häufiger von Bestäubern besucht werden, gelangt auch mehr Pollen auf die Narben der Blüten. Dabei haben Honigbienen einen um 74 Prozent größeren Einfluss als Wildinsekten. Doch nur bei 14 Prozent der untersuchten Anbausysteme führte der Besuch der Honigbiene auch zu einem gesteigerten Fruchtansatz. Der Blütenbesuch von wilden Bestäubern, insbesondere der Wildbienen, war doppelt so effektiv, da der Pollen vermutlich qualitativ hochwertiger ist. Viele Obstsorten brauchen nämlich zur Fruchtbildung Pollen anderer Sorten. Das leisten vorwiegend Wildinsekten. Dadurch ist der Anteil der Fremdbestäubung größer. Die Honigbiene dagegen ist ortstreu und fliegt bei nur einer Pflanze von Blüte zu Blüte. Zudem besuchen Wildinsekten ihre Blüten auch bei ungünstiger Witterung und zu anderen Tageszeiten. Optimale Erträge werden daher nur erzielt, wenn die Kulturen von Wildbestäubern und von der vom Menschen gepflegten Honigbiene besucht werden.

Die Ergebnisse der Studie zeigen, wie wichtig die Bestäubungsleistung der Wildinsekten für den Anbau von Nutzpflanzen ist. Die Honigbiene kann die Wildbestäuber unterstützen, aber nicht ersetzen. Daher muss die Artenvielfalt der Agrarlandschaft gefördert werden, um weltweit die Erträge der Nutzpflanzen zu erhalten und Nahrungsmittelsicherheit zu gewährleisten. Rund ein Drittel der weltweiten Lebensmittelproduktion ist von Bestäubung abhängig. Besonderen Schutz brauchen die Wildbienen, die keine Staaten bilden und keinen Honigvorrat anlegen. Ihr Nest bauen sie solitär, etwa in Totholz, in Hecken und im Boden.

Heike Kreutz, www.aid.de

Weitere Informationen:
www.agroecology.uni-goettingen.de
www.aid.de/landwirtschaft/artenschutz_wildbienen.php

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Quelle:
aid-Newsletter 10 vom 6.3.2013
Herausgeber: aid infodienst
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53123 Bonn
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. April 2013