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VERBAND/162: Schuldzuweisungen über Rückgang der Artenvielfalt kontraproduktiv (DBV)


Deutscher Bauernverband - Pressemitteilung vom 27. Juli 2012

Schuldzuweisungen über Rückgang der Artenvielfalt sind kontraproduktiv

DBV kritisiert Bundesamt für Naturschutz



Einseitige und pauschale Schuldzuweisungen, alleine die Intensität der Landnutzung sei für einen besorgniserregenden Zustand der Populationen von Feldvögeln verantwortlich, verärgern die Landwirte. Zu dieser Feststellung kommt der Deutsche Bauernverband (DBV) in einer Reaktion auf Vorwürfe des Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Die Äußerungen des Bundesamtes werden der Sache nicht gerecht, betont der DBV. Sie verschließen die Augen vor wesentlichen Gefährdungsursachen und verprellen alle Landwirte, die ihren Beitrag für den Natur- und Artenschutz leisten, erklärte der DBV.

Zwar hätten beispielsweise die Umstellung des Anbaus von Sommer- auf Wintergetreide und die heute dichteren Getreidebestände dazu geführt, dass beispielsweise die Feldlerche weniger Brutmöglichkeiten hat. Jedoch würden die Landwirte mit der engeren Saat des Getreides den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln deutlich reduzieren und gleichzeitig die Erträge steigern. Als Ausweichmöglichkeiten würden die Bauern immer häufiger Feldlerchenfenster anlegen, die als kleine nicht eingesäte Flächen den Feldlerchen zur Brut und Nahrungssuche dienen, betonte der DBV mit Verweis auf ein gemeinsames Projekt des DBV mit dem Naturschutzbund Deutschland (NABU) zur Anlage von Feldlerchenfenstern ("1.000 Äcker für die Feldlerche"). Vollkommen außer Acht lasse das BfN auch, dass in dem angegebenen Beobachtungszeitraum von 1990 bis heute die landwirtschaftliche Nutzfläche durch Zubetonierung für Straßen und Häuser um über 800.000 Hektar abgenommen hat und somit jegliche Brutmöglichkeiten für Feldvogelarten verloren gegangen sind.

Keine Erwähnung finde ferner, dass fast alle vom Bundesamt für Naturschutz für den Indikator Artenvielfalt betrachteten Feld-Vogelarten, die den Zustand der Agrarlandschaft in Deutschland widerspiegeln sollen, als Zugvögel erheblichen Gefahren beim Zug in ihre Brut- und Winterquartiere ausgesetzt sein können und daher ihre Bestandssituation nicht nur auf die Lebensbedingungen und Schutzbemühungen in Deutschland zurückgeführt werden dürfen. So gelten einige der gefährdeten und in Deutschland streng geschützten Vogelarten in südeuropäischen Ländern als Delikatesse und werden dort millionenfach legal gejagt. Dies dürfe jedoch keinesfalls der Landwirtschaft in Deutschland und Europa zur Last gelegt werden, erklärte der Deutsche Bauernverband. Sofern man verschiedenen Veröffentlichungen von Vogelschutzverbänden über Abschusszahlen von Zugvögeln Glauben schenken kann, würden alleine zwei bis drei Mio. Feldlerchen jedes Jahr in Europa geschossen. Vor diesem Hintergrund würden die Zahlen des Bundesamtes für Naturschutz überraschen, wonach seit 1990 bis heute eine Million Feldlerchen in Deutschland verstummt seien. Unerwähnt bleibe letztlich auch die Tatsache, dass viele Feldvogelarten heute mehr denn je durch Hunde, Katzen, Füchse und Greifvögel gefährdet sind. Angesichts dieser Fakten mahnte der Bauernverband eine differenziertere Betrachtung der Gefährdungsursachen an.

Für den DBV stelle sich zudem die Frage, ob angesichts der beschriebenen Tendenz bei der Situation der Feldvögel nicht auch mal eine kritische Bewertung der ordnungsrechtlichen Schutzgebietspolitik des Naturschutzes der vergangenen Jahrzehnte angebracht sei, anstatt darauf zu beharren, dass der Naturschutz mehr Fläche brauche und die Agrarpolitik grüner werden müsse. Da im Gegensatz zur Ausweisung von weiteren Schutzgebieten der kooperative Naturschutz mit den Landwirten über Vertragsnaturschutz und Agrarumweltprogramme nachweislich erfolgreich sei und zudem über die notwendige Akzeptanz bei den Landwirten verfüge, sollte der Naturschutz vielmehr mit den Landwirten Wege entwickeln, wie eine hochproduktive Landbewirtschaftung und der Schutz der Artenvielfalt gemeinsam und erfolgreich realisiert werden kann.

Letztlich forderte der DBV eine Verbesserung des Monitoring der Artenvielfalt in Deutschland. Der Naturschutz verfüge nach wie vor nicht über repräsentative und statistisch abgesicherte Daten über den Zustand und die Entwicklung aller Arten. Dies sei aber dringend erforderlich, um die Akzeptanz in der Gesellschaft für weitere Bemühungen im Naturschutz zu erhalten, erklärte der Bauernverband.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 27. Juli 2012
Deutscher Bauernverband, Pressestelle
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juli 2012