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SCHÄDLING/054: Was tun gegen den Pflaumenwickler? Ansätze für alternative Regulierungsstrategien (aid)


aid-Newsletter Nr. 09 vom 27. Februar 2013

Was tun gegen den Pflaumenwickler?

Neue Ansätze für alternative Regulierungsstrategien



(aid) - Die Larven des Pflaumenwicklers gehören zu den wichtigsten Schaderregern im Pflaumen- und Zwetschenanbau. Vor allem im ökologischen Obstbau gibt es zurzeit keine zufriedenstellenden Strategien zur Bekämpfung des Insekts. Wissenschaftler der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg haben im Rahmen des Bundesprogramm Ökologischer Landbau und andere Formen nachhaltiger Landwirtschaft (BÖLN) in einem fünfjährigen Forschungsprojekt alternative Möglichkeiten zur Regulierung untersucht.

Als wirksamste Maßnahme erwies sich dabei der großflächige Einsatz von Sexuallockstoffen, die sogenannte Verwirrungsmethode. Durch die hohe Konzentration an Lockstoffen finden männliche und weibliche Falter nicht mehr zueinander, so dass die Vermehrung unterdrückt wird. In Freilandversuchen erzielten die Forscher damit Wirkungsgrade von bis zu 90 Prozent, jedoch nur bei geringem Befall und größeren Anbauflächen (über 1 ha). Allerdings hat der eingesetzte Lockstoff noch keine Zulassung für den ökologischen Obstbau.

Für kleinere Flächen bewährte sich das Anbringen von Wellpappe im unteren Drittel des Stammes, die die Larven der 1. Generation zur Überwinterung nutzen. Entscheidend für die Wirksamkeit dieser Maßnahme ist es, die Pappe frühzeitig anzubringen, am besten bis Ende Juni. Auch der Einsatz insektenpathogener Nematoden ist nach Ansicht der Forscher ein geeigneter Baustein einer Bekämpfungsstrategie. Die Nematoden dringen in die Larven des Pflaumenwicklers ein und töten diese ab, bevor sie ihr Überwinterungsversteck in der Borke oder im Boden erreichen. Bei der Ausbringung von Nematoden mit einer umgebauten Pflanzenschutzspritze im unteren Stammbereich und im Boden wurden Wirkungsgrade von bis zu 70 Prozent erreicht. Der Bekämpfungserfolg schwankte jedoch sehr stark in den einzelnen Versuchsjahren. Die Wissenschaftler vermuten, dass die Witterung bei der Ausbringung (möglichst feucht) und der Ausbringungstermin über den Erfolg der Maßnahme entscheiden.

Mit dem Einsatz von Schlupfwespen (Trichogramma), die über Kärtchen oder Kugeln ausgebracht wurden, erzielten die Forscher dagegen nur durchschnittliche Bekämpfungserfolge. Da diese Methode sehr witterungsabhängig und zudem teuer ist, raten die Experten Praktikern davon ab.

Jürgen Beckhoff, www.aid.de

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Quelle:
aid-Newsletter 09 vom 27.2.2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. April 2013