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MELDUNG/209: In die Aue gehört kein Acker (NABU TH)


NABU Landesverband Thüringen - Jena, 18. Januar 2016

In die Aue gehört kein Acker

NABU fordert Grünlandbewirtschaftung in Auen als Gewässerschutz


In der Diskussion um die Ausweitung der Uferrandstreifen an Fließgewässern hält der NABU Thüringen die Vereinbarungen im Koalitionsvertrag für nicht ausreichend. Um die Belastungen der Fließgewässer zu minimieren, soll laut Koalitionsvertrag im Thüringer Wassergesetz ein Uferrandstreifen von 10 Metern eingeführt werden, auf dem Düngen und Spritzen untersagt ist.

Dem Landesvorsitzende des NABU Thüringen, Mike Jessat, sind 10 Meter Uferrandstreifen, der frei von Dünger und Pflanzenschutzmittel zu halten ist, zu wenig: "Uns geht diese Vereinbarung nicht weit genug. In die Aue gehören weder Acker, noch Gülle oder Pflanzenschutzmittel. Auen sind Überschwemmungsräume, welche vor Erosion und die Gewässer belastende Stoffe, zu schützen sind." Deshalb fordert der NABU Thüringen eine durchgehende Grünlandbewirtschaftung für Auenböden. "Neben der naturnahen Waldbewirtschaftung ist dies die einzige sinnvolle Form einer Bewirtschaftung in der Aue. Wer in diesem sensiblen Bereich wirtschaftet und bewusst die Gefahr eingeht, dass Nähr- und Giftstoffe in die Fließgewässer gelangen, schädigt das Gemeinwohl", so Mike Jessat.

Der Zustand vieler Gewässer in Thüringen ist als kritisch zu betrachten und die allermeisten der Wasserkörper verfehlen das Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie - den guten Erhaltungszustand. Die Verbesserung der Wasserqualität stagniert. Nachdem die meisten Siedlungen an Kläranlagen angeschlossen wurden, was als großer Erfolg der vergangenen zwei Jahrzehnte zu werten ist, halten die Stoffeinträge aus der Landwirtschaft nach wie vor die Wasserqualität auf einem unbefriedigenden Stand. "Noch schlechter sieht es mit den natürlichen Strukturen der Fließgewässer aus. Hier sind wir noch weit von der Bezeichnung "naturnah" entfernt", so Jessat.

Mit der Novellierung des Thüringer Wassergesetzes 2009 ist der Schutz der Uferrandstreifen weggefallen. Die Agrarwirtschaft argumentierte mit "Freiwilligkeit" und rechnete, wie derzeit auch, die verlorengegangenen Hektar vor. "Die angeführte Freiwilligkeit hat nichts gebracht. Das war aber auch zu erwarten", so der NABU Landesvorsitzende. "Die in Grünland umgewandelten Äcker in den Auen sind keine "verlorengegangenen Hektar", sondern gewonnene. Es ist an der Zeit, dass die Landwirte diese verfehlte Auenbewirtschaftung korrigieren und der Allgemeinheit die Auen, die dem Hochwasserschutz, der Artenvielfalt und der Erholung dienen, zurückgeben", fordert Mike Jessat.

Laut der Naturschützer zählen Auen normalerweise zu den Lebensräumen mit einer besonders hohen Artenvielfalt. Mike Jessat schätzt die Realität allerdings anders ein: "Flussbegradigung, Wasserbau, Eindeichung und industrielle Landwirtschaft haben die Auen naturfern werden lassen. Einst typische Arten unserer Auenlandschaften zieren jetzt kaum noch die Aue sondern die Roten Listen".

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Quelle:
Pressemitteilung, 18.01.2016
Herausgeber: Naturschutzbund Deutschland e.V.
NABU Thüringen
Leutra 15, 07751 Jena
Tel. 0 36 41/60 57 04, Fax 0 36 41/21 54 11
E-Mail: LGS@NABU-Thueringen.de
Internet: www.NABU-Thueringen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Januar 2016

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