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AGRARINDUSTRIE/125: Antibiotikaeinsatz für Tiere in Deutschland leicht gesunken (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzverbände e.V.
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 29. Juli 2015 / Verbraucherschutz

Antibiotikaeinsatz für Tiere in Deutschland leicht gesunken


2014 haben Tiere in deutschen Ställen etwa 15 Prozent (214 Tonnen) weniger antibiotische Medikamente bekommen als im Vorjahr. Das ergab die Auswertung der Abgabemengedaten für Antibiotika, die das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gestern veröffentlichte.

Für problematisch hält der Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) aber den zunehmenden Einsatz von sogenannten Reserveantibiotika. Das sind laut Weltgesundheitsorganisation Wirkstoffe, die besonders wichtig für die Therapie bei Menschen sind. Dazu gehören Fluorchinolone, deren Abgabe deutlich gestiegen ist: nämlich um 50 Prozent im Vergleich zum Referenzjahr 2011, in dem zum ersten Mal die Tierarzneimenge in Deutschland zentral registriert worden ist.

Die Bundesregierung hatte angekündigt strengere Regeln für Reserveantibiotika im Stall zu erlassen, doch gehandelt habe der zuständige Agrarminister nicht. "Minister Christian Schmidt schaut bislang tatenlos nach Brüssel, von wo sogar noch Aufweichungen der bestehenden Regeln für Antibiotika im Futter drohen", sagte die BUND-Agrarexpertin Reinhild Benning.

Derzeit wird das europäische Tierarzneimittelgesetz überarbeitet. Das sogenannte EU-Tierarzneimittelpaket besteht aus drei Verordnungsvorschlägen der EU-Kommission. Das Europäische Parlament wird sich im Lauf dieses Jahres mit den Vorschlägen beschäftigen. Der Schattenberichterstatter im Umweltausschuss des EU-Parlaments Martin Häusling kündigte an, er werde besonderes Augenmerk darauf legen, wie der Einsatz von Antibiotika geregelt wird. Denn momentan würden Antibiotika in der Human- und in der Tiermedizin viel zu oft und falsch eingesetzt - mit verheerenden Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier sowie auf die Umwelt.

Das betätigt auch das BVL. Trotz der Erfolgsmeldung heißt es bei der Behörde: "Sorge bereitet jedoch, dass der Therapieerfolg sowohl in der Human- wie auch in der Tiermedizin zunehmend durch das Auftreten antibiotikaresistenter Bakterien gefährdet wird. Der Transfer von antibiotikaresistenten Bakterien und/oder der Transfer von Resistenzgenen zwischen Mensch und Tier sind wechselseitig möglich." [mbu]



BVL zu Abgabemengen Tiermedizin
http://kurzlink.de/bvl-antibiotika-2014

BUND zu Antibiotika in der Tiermedizin
http://kurzlink.de/bund-reserveantibiot

Häusling zu EU-Tierarzneimittelpaket
http://www.martin-haeusling.eu/themen/tierhaltung-und-tierschutz/910-1-briefing-zum-eu-tierarzneimittelpaket.html

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Quelle:
EU-News, 29.07.2015
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Juli 2015

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