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AGRARINDUSTRIE/094: Studie zu Antibiotika in der Tiermast (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Mittwoch, 26. Juni 2013 / Landwirtschaft & Gentechnik

Antibiotika in der Tiermast



Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern unternimmt Deutschland zu wenig gegen den hohen Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Europaabgeordnete Martin Häusling (Grüne) in Auftrag gegeben hatte.

In der Tiermast werden in Deutschland demnach mehr als doppelt so viel Antibiotika eingesetzt wie in der Humanmedizin - nämlich über 1700 Tonnen im Vergleich zu 800 Tonnen. Dadurch steigt die Entwicklung von Resistenzen, was wiederum die Gesundheit der Menschen gefährdet. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben in der Europäischen Union jedes Jahr etwa 25.000 Menschen, weil ihre Infekte nicht mehr mit Antibiotika behandelt werden können.

Häusling fordert ein gesamteuropäisches Vorgehen dagegen. Denn "wenn eine Mehrzahl der Mitgliedstaaten das Antibiotikaproblem weiterhin negiert, gelangen durch den ausgeprägten europaweiten Nutztierhandel multiresistente Keime auch in Länder, die den Antibiotikaeinsatz in der Tierhaltung restriktiv handhaben", warnte er.

Dass es auch anders geht zeigen die Beispiele Dänemark und Niederlande. So sanken der Studie zufolge in den Niederlanden die Verkaufszahlen von Antibiotika für Tiere innerhalb von drei Jahren um 50 Prozent. Kontrolliert werde dies über ein zentrales Datensystem. Auch Dänemark hat ein strenges Kontrollsystem eingeführt, bei dem Betriebe mit auffälligem Antibiotikaverbrauch im Internet genannt und dazu verpflichtet werden, den Medikamenteneinsatz zu senken.

In Deutschland hat sich unterdessen der Vermittlungsausschuss von Bundestag und Bundesrat auf einen Kompromiss zur Eindämmung des übermäßigen Antibiotikaverbrauchs geeinigt. In der geplanten Änderung des Arzneimittelgesetzes sind nun auch Sanktionen gegen Bauern vorgesehen, die ihren Tieren besonders häufig Medikamente verabreichen. Zudem müssen die Tierhalter in einer Datenbank angeben, wie oft und welche Mengen an Arznei sie ins Futter getan haben.

Die Tierschutzorganisation Vier Pfoten lobt zwar die geplante Novelle des Arzneimittelgesetzes, fordert aber darüber hinaus, die Haltungsbedingungen für Nutztiere an die Bedürfnisse der Tiere anzupassen. Die Landwirte müssten mit besseren Haltungsbedingungen dafür sorgen, dass die Tiere gar nicht erst krank werden, sagte Martina Stephany, Kampagnenleiterin von Vier Pfoten. [mbu]

Studie über Antibiotikaeinsatz in Tierhaltung
http://www.martin-haeusling.eu/images/attachments/130622%20BroschuereAntibiotika_END.pdf

Vier Pfoten
http://www.vier-pfoten.de/

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Quelle:
EU-News, 26.06.2013
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
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E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2013