Schattenblick →INFOPOOL →UMWELT → LANDWIRTSCHAFT

AGRARINDUSTRIE/042: Hühner-Massentierhaltung vor den Toren Bad Dübens nicht genehmigungsfähig (BUND SN)


Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland
Landesverband Sachsen e.V. - 27. April 2011

Hühner-Massentierhaltung Pristäblich vor den Toren Bad Dübens nicht genehmigungsfähig

BUND Sachsen: Industrielle Massentierhaltung ist gesetzeswidrige Tierquälerei


In einer 6-seitigen Stellungnahme hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in Sachsen zur Planung der Hennenaufzuchtanlage mit 71.000 Plätzen vor den Toren Bad Dübens ausführlich Stellung genommen und erwartet nach intensiver Prüfung der Unterlagen, dass die beantragte Anlage nicht genehmigt wird. Die Stellungnahme kann beim BUND Sachsen, Tel. 03423 608424 angefordert werden.

Nach geltender Rechtslage, so der Landesvorsitzende Hans-Udo Weiland, kann das Landratsamt Nordsachsen die Massentierhaltung auf Kirchengelände wegen schwerwiegender Verstöße gegen Tierschutzrecht, gegen Baurecht, gegen den Boden- und Grundwasserschutz sowie gegen den Brandschutz nicht genehmigen. Selbst die vom Pristäblicher Kirchenvorstand ins Gespräch gebrachte Reduzierung der Belegungsdichte auf sieben Hühner pro Quadratmeter ändert nichts an der Tatsache, dass die Tiere 19 Wochen lang im eigenen Kot stehen müssen, sich die Füße schmerzhaft verätzen, keine Staubbäder nehmen können und in ihrem natürlichen Bewegungsdrang stark eingeschränkt sind. Medikamente, und hier vor allem Antibiotika müssen quasi mit der Gießkanne über den Bestand verteilt werden, damit die Hennen dem hohen Infektionsdruck überhaupt standhalten. Trotzdem sterben fast 3.000 Tiere noch während der Aufzuchtphase, insgesamt 6 Tonnen tote Hühner pro Jahr. Die landwirtschaftlichen Flächen in der Umgebung von Pristäblich bis nach Bad Düben und in den Naturpark hinein werden mit kontaminiertem, stinkendem Hühnermist und Tonnen von Reinigungsabwässern mit Desinfektionsmitteln verseucht. Über die Luft werden Feinstäube, Krankheitskeime und Biotoxine in die Wohnbereiche der Bevölkerung getragen, die demnächst mit einer Zunahme von Atemwegserkrankungen bei Kindern und gesundheitlich geschwächten Menschen zu rechnen hat.

Das alles muss vermieden werden, der Profit einzelner darf nicht die Gesundheit und die wirtschaftliche Entwicklung einer Region ruinieren. Wenn sich erst einmal rumgesprochen hat, dass die Kurstadt Bad Düben, eingekeilt zwischen Schweinemast-, Hühnermast- und Biogasanlagen, mehr Gestank als gesunde Heideluft zu bieten hat, ist der sich langsam entwickelnde sanfte Tourismus in großer Gefahr. Aus diesem Grund sieht der BUND den Kirchengemeinderat in einer besonderen Verantwortung. Offensichtlich fehlt bei einigen Gemeinderäten das notwendige Detailwissen über die Folgen industrieller Massentierhaltung, so dass immer noch Kirchenland für die Anlage zur Verfügung gestellt werden soll. Der BUND wird daher in Kürze mit einem Gesprächsangebot auf die Kirchenvertreter zugehen, um in einer sachlichen Atmosphäre alle anstehenden Fragen zu diskutieren und ein Umdenken der Befürworter des Projekts zu erreichen.


*


Quelle:
Presseinformation, 27.04.2011
Herausgeber:
Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V.
BUND LV Sachsen
Henriettenstraße 5, 09112 Chemnitz
Tel.: 0371/30 14 77, Fax: 0371/30 14 78
E-Mail: bund.sachsen@bund.net
Internet: www.bund-sachsen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2011