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GENTECHNIK/813: NGOs fordern neue Sicherheitsbewertung für Gen-Mais (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur- und Umweltschutzverbände
EU-Koordination

EU-News - Freitag, 29. Juli 2011 / Landwirtschaft & Gentechnik

NGOs fordern neue Sicherheitsbewertung für Gen-Mais


Die gentechnikkritischen Organisationen Testbiotech und GeneWatch UK haben Beschwerde gegen die Zulassung einer US-amerikanischen Gen-Maissorte eingelegt und eine erneute Sicherheitsprüfung gefordert. Die EU-Kommission hatte am 17. Juni den Mai "Genuity VT Triple PRO Corn" als Lebens- und Futtermittel zugelassen.

Diese gentechnisch manipulierte Maissorte produziere eine Mischung aus drei verschiedenen Insektengiften. Zudem seien die Pflanzen unempfindlich gegenüber dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat (bekannt als Roundup), kritisierten Testbiotech und GeneWatch. Weder die in der EU festgelegten Standards zum Schutz der Umwelt und Verbraucher noch die Vorschriften für die Überwachung möglicher gesundheitlicher Schäden seien ausreichend beachtet worden.

Die Organisationen beantragen eine Überprüfung der Marktzulassung unter Berufung auf Artikel 10 der EU-Verordnung 1367/2006 (1), die sich unter anderem auf das Recht auf Umweltinformationen (Umsetzung der Aarhus-Konvention in EU-Recht) bezieht. Testbiotech und GeneWatch UK fordern einen Widerruf der Marktzulassung.

"Dieser Mais produziert eine besondere Mischung von Insektengiften. Die Pflanzen enthalten ein synthetisches Gift, das wesentlich toxischer sein könnte als die natürlichen Varianten. Es kann zu Wechselwirkungen mit den anderen Insektengiften und Rückständen des Unkrautvernichtungsmittels kommen", sagt Helen Wallace von GeneWatch UK. "All diese Risiken betreffen Umwelt und Verbraucher. Trotzdem wurden sie vor der Zulassung der Pflanzen nicht gründlich untersucht."

Der Mais sei nur in einem Kurzzeitversuch zur Futterverwertung an Geflügel getestet worden. Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA habe außerdem die Rückstände von Unkrautvernichtungsmitteln in den Pflanzen nicht bewertet. Weder gebe es einen Überwachungsplan, um mögliche Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit zu identifizieren noch eine Methode, den Gehalt an Insektengift in den Pflanzen zu bestimmen. Zurzeit würden die gesetzlichen Standards für die Prüfrichtlinien der EFSA beraten - die Organisationen sehen "erheblichen Nachholbedarf" bei der Sicherung eines hohen Schutzniveaus für Umwelt und Verbraucher. Sollte die erneute Überprüfung der ZUlassung von der EU-Kommission abgelehnt werden, sei auch ein Gang vor den Europäischen Gerichtshof denkbar.

Gentechnisch veränderte Pflanzen kämen zurzeit besonders über Futtermittelimporte aus Nord- und Südamerika auf den europäischen Markt. In Spanien werde bereits ein Mais angebaut, der Insektengift produziert. Allerdings wiesen Studien daraufhin, dass die Schadinsekten zunehmen resistent gegen diese Gifte werden. Außerdem gebe es Hinweise, dass diese Gifte bei der Verdauung im menschlichen Körper nicht abgebaut werden. [jg]

Hintergrundpapier/Begründung (englisch)
http://www.testbiotech.de/node/526

Testbiotech e.V., Christoph Then, + 49 151 54638040, E-Mail: info[at]testbiotech.org
GeneWatch UK, Helen Wallace, + 44 7903 311584, E-Mail: helen.wallace[at]genewatch.org

(1) http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=OJ:L:2006:264:0013:0013:DE:PDF


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Quelle:
EU-News, 29.07.2011
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juli 2011