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FISCHEREI/277: Poseidon hilf! - Überfischung ist beschlossen (DNR EU)


Deutscher Naturschutzring (DNR)
Dachverband der deutschen Natur-, Tier- und Umweltschutzorganisationen e.V.
EU-Koordination

EU-News - 19.12.2018 / Wasser & Meere

Poseidon hilf! - Überfischung ist beschlossen


Nach langen und intensiven nächtlichen Diskussionen - die Pressemitteilung ging um kurz nach 4 Uhr morgens in den Äther - haben die für Fischerei zuständigen EU-MinisterInnen die Fangquoten in Nordsee und Atlantik beschlossen. Nichtregierungsorganisationen kritisierten die Erhöhung der Quoten, da damit die Überfischung auch 2019 weiter fortgesetzt werde.

Der Fischereirat erhöhte die Fangmengen für eine Reihe von Beständen, zum Beispiel für Scholle in Skagerrak/Kattegat, den südlichen Seehechtbestand, westliche und südliche Stöcker, Kabeljau, Seezunge und Scholle in der Irischen See sowie Seezunge und Flügelbutt in der Bucht von Biskaya. Für Wittling gibt es in einigen Gebieten eine Steigerung von mehreren hundert Prozentpunkten. Für andere Bestände wurden auch geringere Quoten vereinbart, beispielsweise für Hering in norwegischen Gewässern. Außerdem soll der Europäische Aal weiter geschützt werden. Auch die jungen Glasaale dürfen in brackigen Gewässern wie Flussmündungen, Küstenlagunen und Übergangsgewässern nicht mehr gefischt werden. Damit sei bei 59 von rund 150 Fischbeständen der höchstmögliche Dauerertrag eingeführt worden, freut sich der Rat.

"Eine unglaublich unverantwortliche Entscheidung", nannte das Andrea Ripol von Seas At Risk. Die MinisterInnen hätten fünf Jahre Zeit gehabt, ihr eigenes Ziel, nämlich die Überfischung bis 2020 zu beenden, zu erreichen. Doch auch die vorletzte Chance ließen sie verstreichen, was vermutlich schon im nächsten Jahr drastische Kürzungen zu Folge haben werde.

Sowohl für Kabeljau und Hering in der Nordsee als auch für Makrele im Nordwestatlantik wurden die Fanggrenzen deutlich oberhalb der wissenschaftlichen Empfehlungen des Internationalen Rats für Meeresforschung (ICES) festgelegt, kritisierten Slow Food Deutschland und die Deutsche Umwelthilfe die Entscheidung.

Immer noch 55 Prozent der Fischbestände in der Nordsee und im Atlantik sind laut wissenschaftlicher Bewertung überfischt. Eine Studie von Oceana kommt zu dem Schluss, dass die Fischereiflotten in zehn Jahren mindestens 200 Millionen Euro Umsatz erzielen könnten, wenn die EU-MinisterInnen einfach den wissenschaftlichen Empfehlungen folgen würden.

Die Deutsche Umwelthilfe und die Kampagne Our Fish hatten vor dem Fischereirat mit einer Protestaktion 350.000 Unterschriften mit "göttlicher Unterstützung" eines verkleideten Meeresgottes Poseidon überreicht. Die PetentInnen sprachen sich für eine nachhaltige Fischerei aus. [jg]


Pressemitteilung EU-Fischereirat und Details zu den Quoten
https://www.consilium.europa.eu/de/press/press-releases/2018/12/19/atlantic-and-north-sea-council-agrees-2019-fishing-quotas/
https://www.consilium.europa.eu/media/37639/20181218-table.pdf

Reaktion Seas At Risk
https://seas-at-risk.org/16-fisheries/935-ministers-head-for-cliff-edge-by-failing-to-end-overfishing.html

Reaktion DUH nach dem Rat
https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/ueberfischung-in-nordsee-und-atlantik-geht-2019-weiter-deutsche-umwelthilfe-und-our-fish-kritisieren/

Slow Food nach dem Rat
https://www.slowfood.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilungen_2018/pm_-fanggrenzen_nordostatlantik.pdf/@@download/file/PM_%20Fanggrenzen_Nordostatlantik.pdf

Oceana-Pressemitteilung und gemeinsame Empfehlungen über die Höhe der Fangquoten von weiteren Verbänden
https://www.dnr.de/typo3/bit.ly/2UPEMGP
https://eu.oceana.org/sites/default/files/recommendations_atlantic_fishing_opportunities_2019.pdf

DUH-Pressemitteilung zur Protestaktion vor dem Rat mit Fotos und zahlreichen weiteren Links
https://www.duh.de/presse/pressemitteilungen/pressemitteilung/protestaktion-vor-eu-fischereitreffen-unterschriften-fuer-nachhaltige-fangquoten-ueberreicht/

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Quelle:
EU-News, 19.12.2018
Deutscher Naturschutzring e.V. (DNR)
EU-Koordination
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
E-Mail: eu-info@dnr.de
Internet: www.eu-koordination.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Dezember 2018

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