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CHEMIE/241: Antibiotika bei Feuerbrand - Bienen produzieren Sondermüll (BUND)


BUND Landesverband Baden-Württemberg e.V. - 28. April 2009

BUND gegen Einsatz von Antibiotika bei Feuerbrand

Bienen produzieren Sondermüll


Stuttgart. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die Landesregierung auf, in Baden-Württemberg die Bekämpfung des Feuerbrands mit dem Antibiotikum Streptomycin zu verbieten. Weiter fordert der BUND vom Land, sich auf Bundesebene dafür einzusetzen, dass keine Ausnahmegenehmigungen für den Einsatz von Antibiotika mehr erteilt werden. "Es kann nicht sein, dass im Obstbau Antibiotika ausgebracht werden, die den Honig zum Sondermüll machen und Imker dazu zwingen, ihre Bienenvölker aus Obstbauregionen zu entfernen", sagt BUND-Landesgeschäftsführer Berthold Frieß und warnt vor den Folgen: "Ohne Bienen keine Bestäubung der Obstbäume."

In Baden-Württemberg wurde im Jahr 2008 auf über 5000 Hektar Streptomycin ausgebracht, das ist die Hälfte der Kernobst-Anbaufläche im Land. Gleichzeitig mussten 2008 über acht Tonnen Honig im Land aufgekauft und vernichtet werden, weil die Streptomyzin-Rückstände mehr als den Höchstwert von 20 Mikrogramm/Kilogramm (µg/kg) enthielten. Ab 2009 wird der Grenzwert für Streptomyzin in Honig auf 10 µg/kg halbiert.

Der BUND setzt sich dafür ein, die Feuerbrandbekämpfung mit antibiotikafreien Mitteln durchzuführen. Dafür stehen z.B. Hefepräparate zur Verfügung, deren Wirksamkeit nur wenige Prozent unter der von Streptomyzin liegt und die auch im ökologischen Obstbau eingesetzt werden. Dem Argument, dass diese die Berostung der Äpfel fördern, hält Frieß entgegen: "Lieber ein Macken auf dem Apfel als Antibiotika im Honig".

Hintergrund: Feuerbrand ist eine Bakterienkrankheit, die in den 90er Jahren aus Amerika eingeschleppt wurde und die in Kernobstplantagen schwere Schäden hervorrufen kann. Streptomycin ist eines der ältesten Antibiotika. Wegen schwerer Nebenwirkungen wird es heute in der Humanmedizin nur noch selten eingesetzt, ist aber für die Behandlung bestimmter hartnäckiger Infektionen, z.B. der Lunge, immer noch wichtig. Es ist zu befürchten, dass die breite Anwendung in der freien Umwelt die Verbreitung von Resistenzen gegen Streptomycin fördert. Auswirkungen auf das Bodenleben sind bisher ungeklärt.


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Quelle:
Presseinformation, 28. April 2009
Herausgeber:
Bund für Umwelt und Naturschutz e.V.
Landesverband Baden-Württemberg
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Tel.: 07 11/62 03 06-0, Fax: 07 11/62 03 06-77
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. April 2009