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BODEN/061: Ackerboden - Deutschlands "Boden des Jahres 2023" in Gefahr (WWF)


WWF Pressemitteilung, 02.12.2022

WWF zu Deutschlands "Boden des Jahres 2023" und zum Weltbodentag (5.12.2022)

Ackerboden in Gefahr
Ackerboden ist Deutschlands "Boden des Jahres 2023"


Gefährlicher Trend: Deutschlands Ackerböden verlieren an Fruchtbarkeit WWF fordert von Bundesregierung neue Ackerbaustrategie für Deutschland Berlin, 02. Dezember 2022: Am 5. Dezember wird zum Weltbodentag der "Boden des Jahres 2023" für Deutschland vorgestellt: Der Ackerboden. Die Umweltschutzorganisation WWF sieht dringenden Handlungsbedarf zum besseren Schutz des Ackerbodens in Deutschland. Denn auf den heimischen Äckern gehen pro Jahr je Hektar rund zehn Tonnen an fruchtbarem Boden durch Erosion verloren. Und der Anteil an Humus - Boden, der besonders reich an Nährstoffen, Mikroorganismen und Kohlenstoff ist - sinkt. Das gefährdet die Bodengesundheit und Bodenfruchtbarkeit. "Gesunde Böden sind die Voraussetzung für gute Ernten. Die brauchen wir mehr denn je. Die Bundesregierung muss den schleichenden Substanzverlust auf Deutschlands Äckern stoppen. Eine entsprechende neue Ackerbaustrategie dazu ist überfällig", sagt Dr. Rolf Sommer, Fachbereichsleiter Landwirtschaft und Landnutzungswandel beim WWF Deutschland.

32 Prozent der Fläche Deutschlands sind Ackerland. Diese Flächen gilt es widerstandsfähiger gegen Extremwettereignisse zu machen und zugleich die Bodenfruchtbarkeit erhöhen. Böden mit einer hohen Vielfalt an Mikroorganismen und Kleinstlebewesen wie Regenwürmern sind fruchtbarer und speichern mehr Wasser. Derzeit aber nimmt die Qualität und damit Fruchtbarkeit der Böden ab. Der Humusgehalt sinkt. Für deutsche Ackerböden zeigen Modelle des Thünen-Instituts weitere Verluste an organischem Kohlenstoff für die nächsten zehn Jahre. Mit dem Abbau von Humus setzen Böden CO2 frei, sie tragen also zur Klimakrise bei. "Wir verlieren Tag für Tag guten Boden, statt Boden gut zu machen", kritisiert Rolf Sommer vom WWF.

Hauptursachen für den Verlust von humusreichem Boden sind die Verarmung von Sorten und Kulturen sowie die Art und Intensität der Bewirtschaftung. Im Ackerbau werden teilweise sehr schweren Maschinen eingesetzt, die den Boden verdichten. Kulturen wie Hülsenfrüchtler (Leguminosen) oder Feldfutterbau mit zum Beispiel Kleegras finden zu wenig Berücksichtigung. Pestizide und synthetische Mineraldünger stören den Bodenhaushalt zusätzlich.

Zwar hat die letzte Bundesregierung 2021 eine "Ackerbaustrategie 2035" vorgelegt. Sie enthält aber lediglich vage Leitlinien und Impulse. Der WWF fordert eine neue Ackerbaustrategie, die messbare Ziele zur qualitativen Verbesserung der Ackerbodenqualität in Deutschland enthält. Die Strategie sollte aus Sicht des WWF umfassen:

  • Messbare Ziele und Maßnahmen zur zügigen Förderung der Bodenqualität und des Humusaufbaus in der Landwirtschaft bis 2035: durch vielfältige und standortangepasste Fruchtfolgen und Untersaaten sowie Mischkulturen und eine biologische Stickstoff-Fixierung mittels in die Fruchtfolgen integrierter Hülsenfrüchte (Leguminosen).
  • Mehr Fördermaßnahmen, um den heimischen Anbau von Futterleguminosen und für den menschliche Verzehr gedachten Eiweißpflanzen als festen Bestandteil der Fruchtfolge deutlich zu steigern. Das verbessert nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern auch den Selbstversorgungsgrad mit diesen Lebensmitteln.
  • Messbare Ziele und Maßnahmen zur Reduzierung des Einsatzes von synthetischen Stickstoffdüngern, um den Austrag in Wasser und Luft zu reduzieren. Der Stickstoff-Saldo der landwirtschaftlichen Gesamtbilanz muss bis 2035 um 50 Prozent sinken.
  • Modelle zur Finanzierung und Förderung einer besseren landwirtschaftlichen Beratung zu bodenkundlichen Aspekten - zum Beispiel über eine zentrale staatliche Anlaufstelle zur Vermittlung kostenloser, unabhängiger und standortnaher Beratung zu Fruchtfolgen und Bodenmanagement.
  • Reduzierung des zulässigen Gesamtgewichtes landwirtschaftlicher Nutzfahrzeuge, um weitere Bodenverdichtung zu verhindern.

Über den Weltbodentag und den "Boden des Jahres" in Deutschland:

Die UN-Generalversammlung hat den Weltbodentag (engl. World Soil Day) am 5. Dezember 2014 ins Leben gerufen. Er soll auf die Bedeutung gesunder Böden aufmerksam machen und für eine nachhaltige Bewirtschaftung der Bodenressourcen werben
(https://www.un.org/en/observances/world-soil-day).

Der "Boden des Jahres" wird vom Kuratorium Boden des Jahres ausgewählt und jedes Jahr am 5. Dezember präsentiert. Boden des Jahres 2023 ist "Der Ackerboden". Ziel ist, den Boden, seine Funktionen und den Bodenschutz stärker in das öffentliche Bewusstsein zu bringen. Die diesjährige Festveranstaltung findet am 5.12.2022 in Berlin statt
(https://www.bonares.de/news/festveranstaltung-boden-des-jahres-2023-ackerboden-jetzt-anmelden)
Dr. Rolf Sommer, WWF Deutschland, nimmt an der Podiumsdiskussion anlässlich der Festveranstaltung teil. Er steht für Interviews und O-Töne vor und am Weltbodentag zur Verfügung.

Wesentliche Forderungen des WWF zum besseren Erhalt der Ackerbodenqualität enthält das Boden-Bulletin (2019):
https://www.wwf.de/fileadmin/fm-wwf/Publikationen-PDF/Landwirtschaft/WWF-Studie-Boden-Bulletin-2019.pdf

Die "Bodenzustandserhebung Landwirtschaft" (2018): Humus in landwirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands (thuenen.de)
https://www.thuenen.de/media/institute/ak/Allgemein/news/Bodenzustandserhebung_Landwirtschaft_Kurzfassung.pdf

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Quelle:
WWF Pressemitteilung, 02.12.2022
Herausgeber: WWF Deutschland
Reinhardtstraße 14, 10117 Berlin
Tel.: 030 311 777 - 0, Fax: 030 311 777 - 603
E-Mail: info@wwf.de
Internet: www.wwf.de

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 6. Dezember 2022

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