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BIENEN/105: Newsletter zum aktuellen Stand an der Bienenfront (Honighäuschen)


Imkerei Honighäuschen
NEWSLETTER - Bonn, den 2. Juni 2010

Riesige Nachfrage nach Bienen

- Bienenverluste in Deutschland weit jenseits der "offiziellen" 20%
- Die Zuchtsaison im Honighäuschen hat begonnen
- Nachwachsende Energiepflanzen: Blumenmischungen als Alternative zum Mais
- Besamungstermin mit Imkermeister Jürgen Brauße am 25.-26. Juni
- Tag der Offenen Gartenpforte 12./13. Juni und Tag der Imkerei am 3.-4. Juli
- Vespa velutina: Demnächst auch in Deutschland/Vortrag am 17. Juni in Bonn
- 12. Tag der Offenen Tür in der Imkerei & Imkerbedarf Wittig


Bonn, den 2. Juni 2010

Guten Tag,

in den vergangenen Wochen riefen täglich Imker bei uns an, die ihre seit dem Spätsommer 2009 erlittenen Verluste mit dem Kauf von Kunstschwärmen ausgleichen wollten. Anscheinend sind die Verluste so groß, daß der Markt für Bienen nahezu leergefegt ist. Anrufe kommen sogar aus der Schweiz und Österreich in unserer Imkerei an.

Mehrere deutsche Bieneninstitute hatten Umfragen gestartet und kamen zu dem Ergebnis, daß es in etwa doppelt soviele Verluste wie üblich gegeben haben soll.

Allerdings sind diese Umfragen kritisch zu hinterfragen, da sie in keiner Weise repräsentativ sind. Die Umfragen wurden online durchgeführt unter den Imkern, die sich mit ihrer eMail-Adresse bei den Bieneninstituten registriert haben sowie über Fachzeitschriften beigelegten Fragebögen. Diese Umfragen erreichten nur eine Positivauswahl an Imkern, jene die sich regelmäßig auf dem Laufenden halten und beispielsweise Fortbildungsveranstaltungen besuchen. Sie erreichen nicht jene zahlreichen Imker, die weder in Imkervereinen aktiv sind, keine Fachzeitschrift halten, sich nicht weiterbilden oder aber zu alt sind, um sich noch mit dem Internet zu beschäftigen. Angesichts des hohen Durchschnittalters der Imkerschaft eine zahlenmäßig nicht zu unterschätzende Gruppe.

Großes Wachsangebot, wenig Nachfrage

Demgegenüber hat der Deutsche Berufs und Erwerbs Imkerbund den Markt beobachtet und sich unter wachsverarbeitenden Betrieben und Bienenhändlern umgesehen. Wachsverarbeitende Betriebe erhalten die aus abgestorbenen Bienenvölkern entnommenen Waben zur Verarbeitung und stellen daraus Mittelwände her, die von den Imkern wiederum in neuen Völkern eingesetzt werden, um frischen und sauberen Wabenbau errichten zu lassen. Diese Betriebe melden große Mengen an eingehenden Wachsmengen, aber verhältnismäßig geringe Nachfrage nach Mittelwänden. Im Klartext heißt das: viele tote Bienenvölker, wenig neue Bienenvölker.

Riesige Nachfrage nach Kunstschwärmen

Die Nachfrage nach Kunstschwärmen ist so groß, daß selbst die klimatisch bevorzugt gelegenen Imkereien in Frankreich und Italien die Nachfrage bisher nicht befriedigen konnten. Bei mir liegen Reservierungen für Hunderte von Kunstschwärmen vor, die kaum erfüllt werden können. Die Aussagen der Imker, die Bienen haben wollen, sind immer die gleichen. Es seien woanders keine Bienen zu bekommen.

Auch meldet die Polizei schon Bienendiebstähle, in manchen Imkervereinen wurde bereits an den Lehrbienenständen Kameraüberwachung installiert:

Diebe stahlen Bienenkönigin [2]
Wolfsburg: Fachkundige stehlen Bienenstöcke [3]


Neuer Imkerwitz: Sagt ein Bieneninstitut, 20% der Bienen seien nicht über den Winter gekommen

Diese Aussage der Bieneninstitute wird in Imkerkreisen und Fachzeitschriften als wenig glaubwürdig anerkannt und eher als Witz betrachtet. Über die Gründe kann man nur spekulieren, sei es, daß man in der Imkerschaft keine weitere Unruhe aufkommen lassen will oder aber selber den Tatsachen hilflos gegenüber steht. Im Bundesministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz wird die nach wie vor die Varroamilbe und die unzureichende Behandlung durch die Imker als Hauptursache angesehen.

Wenn dem so ist, warum greift das Aigner-Haus dann nicht ein und ändert die Varroabehandlungskonzepte? Warum überläßt das BMELV die Bienen, das drittwichtigste Nutztier, anscheinend völlig überforderten Freizeitimkern, die jetzt händeringend nach Ersatz suchen?

Dazu passen auch zwei Presseartikel:
Imker schuld am massenhaften Bienensterben in Bayern? [4]
Sag mir, wo die Bienen sind [5]

Zwar unterstellt der Vorsitzende des Landesverbandes Bayerischer Imker (LVBI) dem Fachberater für Imkerei in Oberbayern Übertreibung, doch in Vereins- und Fachkreisen ist bekannt, wie wenig die Verbandsspitze des LVBI in der Realität verhaftet ist. LVBI wird in Bayern auch gern als Langsam verschwinden Bienen und Imker interpretiert.

Außerdem ist bekannt, daß viele Imker ihre Verluste nicht angeben. Bei mir orderten viele Imker Kunstschwärme und als den Imkern bei der Verteilung der Kunstschwärme der WDR für die Lokalzeit Bonn angekündigt wurde, baten Imker aus der Region darum, schon am Vorabend die Bienen abholen zu können. Man wollte nicht, daß die anderen Imker in der Region erführen, daß man Bienenvölker verloren hätte. Aus dem Schwarzwald berichtet der Berufsimker Christoph Koch, daß Imker wütend reagieren, da er keine Bienenvölker verkaufen kann. Koch hat selber noch unter den Folgen der Bienenvergiftung durch Clothianidin zu leiden und kann keine Völker abgeben. Nach seinen Angaben sind es auch hier Imker, die Totalverlust erlitten haben und ihre Verluste verstecken.


Die Zucht- und Vermehrungssaison im Honighäuschen hat begonnen

Trotz des bisher nicht optimalen Wetters hat die Zuchtsaison in der Imkerei Honighäuschen begonnen. In den ehemaligen Schießbahnen des früheren Bundeswehr-Schießstandes fliegen jetzt keine Kugeln mehr, dafür starten dort jetzt im Lauf der Saison mehrere Hundert Bienenköniginnen der Bienenrasse Buckfast zum Begattungsflug. Mit diesen jungen Königinnen statte ich die Kunstschwärme und Jungvölker der eigenen Imkerei aus, um im nächsten Jahr wieder gute Honigernten zu haben.

Mit Bienen und Blumen - Make love not war!

In geringer Anzahl stehen ab Ende Juli vsl. auch auf Baltrum begattete Buckfasttköniginnen nach Vorbestellung zur Verfügung.

Standbegattete Buckfastköniginnen können über unseren Webshop bestellt werden.

Wirtschaftskönigin aus der Imkerei Honighäuschen [6]


Besamungstermin mit Imkermeister Jürgen Brauße am 25.-26. Juni

Am Wochenende 25.-26. Juni steht eine Besamungsaktion in der Imkerei Honighäuschen an. Imkermeister Jürgen Brauße besamt dazu angemeldete Bienenköniginnen mit dem Erbgut ausgesuchter Drohnenherkünfte. Der Termin steht auch ImkerInnen zur Verfügung, die eigenes väterliches Erbgut mitbringen wollen.

Tip: Wer bis zum Besamungstermin aus eigener Zucht begattungsfähige Jungköniginnen haben will, sollte jetzt umlarven.

Es wird um Anmeldung und Angabe der zu besamenden Königinnen per eMail gebeten. Kostenbeitrag pro Königin 18 EURO

Anmeldung [7]


Tag der Offenen Gartenpforte in der Imkerei Honighäuschen und Tag der Imkerei am 3.-4. Juli

Am Sonntag, dem 16. Mai zeigte die Gärtnerei Immengarten von Bernhard Jaesch ihr großes Angebot an für blütenbesuchenden Insekten wertvolle Stauden und Gehölze mehreren Hundert Besuchern der Imkerei. Darunter auch Imker aus dem Imkerverein Haiger, die zu einer Besichtigung des Honighäuschens gekommen waren.

Am 12.-13. Juni ab 12 Uhr findet der nächste Tag der Offenen Gartenpforte mit Führungen an den Bienenvölkern statt. Auch hier wird um Anmeldung per eMail [7] gebeten.

Vorankündigung: Am ersten Juliwochenende, dieses Jahr am 3.-4. Juli findet der bundesweite Tag der Imkerei statt, an dem auch das Honighäuschen teilnimmt und Führungen an den Bienenvölkern sowie grundsätzliche Beratung für an der Imkerei interessierte Anfänger anbietet.


Nachwachsende Energiepflanzen: Blumenmischungen als Alternative zum Mais

Nicht nur bei Imkern sind die endlosen Maiswüsten unbeliebt, auch Jäger sehen die im Zuge der wuchernden Biogas-Anlagen wuchernden Maisfelder ungern, ziehen die Maisfelder doch Wildschweine an, für deren angerichtete Schäden der Jagdpächter haften muß. Hinzu kommen noch die unappetitlichen Bilder, wenn der Mais geerntet wird und man schon mal das eine oder andere Reh samt Kitz "miterntet".

Daß es auch anderes gehen kann, zeigte eine Tagung der Hessischen Naturschutzakademie in Wetzlar. Mehrere Referenten, darunter vom Bieneninstitut Veitshöchheim, zeigten Alternativen zur Monokultur Mais. Am interessantesten war dabei das Konzept, aus Blumenwiesen mit bis zu 80 verschiedenen Blumenarten den Rohstoff für die Biogas-Anlage zu gewinnen. Nach den in Veitshöchheim unternommenen Versuchen sind solche Blumenwiesen in der Energieausbeute nahezu genauso ergiebig wie Mais, jedoch mit dem Vorteil, deutlich weniger Dünger und schon mal gar keine Agrargifte zu benötigen. Pech für Bayer & Co, aber es zeigt sich wieder einmal, daß es auch ohne Gift auf dem Acker geht.

Weitere Vorteile sind das bessere Nahrungsangebot für blütenbesuchende Insekten sowie Deckung für Niederwild, letzteres fanden insbesondere die teilnehmenden Jäger interessant. Unter den Teilnehmern der Veranstaltung waren auch verschiedene Imkerverbandsvertreter, darunter auch DIB-Chef Peter Maske, der sich schon bei einem Gespräch mti Ministerin Aigner für dieses alternative Energiepflanzenkonzept einsetzte.

Die vollständige Studie (36 MB) finden Sie zum Download hier:
Biomasse-Produktion aus Wildpflanzen [8]

Vespa velutina: Demnächst auch in Deutschland/Vortrag am 17. Juni in Bonn

Ich bin ein großer Fan von Hornissen und bemühe mich im Kontakt mit der Öffentlichkeit schon seit Jahren, der einheimischen Hornisse Vespa crabro ein wenig von ihrem schlechten Ruf zu nehmen. Unsere Hornisse ist ein relativ angenehmer Zeitgenosse, mit dem man gut in der Nachbarschaft leben kann.

Vespa velutina nigrithorax, so der botanische Name der 2004 nach Südwestfrankreich eingeschleppten Asiatischen Hornisse, ist da von einem anderen Kaliber. Französische Imker klagen über riesige Verluste an den Bienenvölkern, die durch jagende Hornissen verursacht werden. Im Gegensatz zur Vespa crabro jagt die Asiatische Hornisse gezielt Bienen, bis hin zum Zusammenbruch des Bienenvolkes. Nester der V. velutina werden um einiges größer als die der heimischen Hornisse und sind schwer zu finden, da sie sich gern in den Wipfeln der Bäume befinden. Bis jetzt ist V. velutina schon nach Paris vorgedrungen und es ist nur eine Frage der Zeit, bis sie auch in Deutschland eintreffen wird.

Da kommt etwas und es ist nicht nett...

Donnerstag, 17. Juni 2010, 19.30 Uhr, Stadtbibliothek Dottendorf, Dottendorfer Str. 41, Bonn


12. Tag der Offenen Tür in der Imkerei & Imkerbedarf Wittig

Am Sonntag, dem 6. Juni lädt die Imkerei Wittig [9] in Rhäsa zum 12. Tag der Offenen Tür ein und bietet ein Programm rund um die Imkerei mit Beobachtungen der Bienen im Schaukasten, einem Wildbienenhotel sowie in einem 100jährigen Bienenkorb an.

Außerdem gibt es stündliche Führungen durch die Imkerei mit Wissenswertem rund um Bienen, Hummeln und Honig. Es findet an dem Tag auch eine Schauschleuderung statt mit Verkostung des geernteten Honigs. Zusätzlich wird das Ziehen und Wickeln von Kerzen gezeigt.

Rhäsa liegt direkt an der B 175 zwischen Nossen und Döbeln und ist etwa 1km von Nossen entfernt. Über den Autobahnanschluss Nossen- Nord ( BAB 14 Leipzig-Dresden) ist Rhäsa sehr gut zu erreichen. Sie müssen nur noch 2 km Richtung Nossen fahren.

Imkerei & Imkerbedarf Wittig, Steffen Wittig, Gasse 2, 01683 Rhäsa
Tel. 035242-70581, Fax. 035242-65636

Weitere Info unter www.sachsenhonig.de [9]

Mit freundlichen Grüßen

Klaus Maresch

Veranstaltungshinweise in der Imkerschule Bonn [10]

[1] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=0
[2] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=2
[3] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=3
[4] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=4
[5] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=5
[6] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=6
[7] mailto:imkerei@t-online.de [8] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=7
[9] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=8
[10] http://www.honighaeuschen.de/index.php?id=386&rid=t_16796&mid=119&aC=afb9806f&jumpurl=9


Bioland-Imkerei Honighäuschen
Estermannstraße 139
53117 Bonn
www.honigmet.de [1]
imkerei@t-online.de


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Quelle:
Bioland-Imkerei Honighäuschen
Newsletter, 2. Juni 2010
Estermannstraße 139, 53117 Bonn
Tel.: 0228/4220850, Fax: 0228/4220860
E-Mail: imkerei@t-online.de
Internet: www.honighaeuschen.de, www.honigmet.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2010