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BIENEN/115: Bedrohte Bienenvölker - Reinliche "Superbiene" trotzt dem Milbenbefall (aid)


aid-PresseInfo Nr. 46/10 vom 17. November 2010

Bedrohte Bienenvölker

Reinliche "Superbiene" trotzt dem Milbenbefall


(aid) - Eine blaue Biene mit roten Flügeln und dem gelb-roten "Superman"-Symbol auf dem Abdomen, die endlich mit den bedrohlichen Varoa-Milben aufräumt, wäre der Traum eines jeden Imkers. Denn nicht nur in den USA, wo seit 2007 jährlich etwa ein Drittel der Bienen dem Milbenbefall zum Opfer fallen, ist die Lage für die Imker ernst. Das gilt auch für die Bestäubungsleistung in landwirtschaftlichen Kulturen. "In Deutschland verlieren wir seit Jahren jeden Winter zwischen 15 und 30 Prozent der Bienenvölker", berichtet Professor Jürgen Tautz von der Universität Würzburg in der "Welt".

Die Gesamtpopulation wäre längst zusammengebrochen, wenn die Imker nicht ständig nachzüchten würden. Durch Zufall hat dabei der Engländer Ron Hoskins eine Art "Superbiene" entdeckt, die den Milbenbefall mit vergleichsweise einfachen Mitteln in Schach hält: Aufräumen. Das Problem ist nämlich, dass die Varroa-Milbe zwar nach der asiatischen Honigbiene nun auch die europäischen Verwandten befällt, diese jedoch nicht mit dem asiatischen Überlebensrezept ausgestattet sind. Während die asiatische Honigbiene befallene Larven und abgestorbene Bienenreste aus den Stöcken entfernen, haben die europäischen Bienen dieses Putzverhalten nicht im genetischen Programm.

Die Folge: die Milben können sich immer weiter ausbreiten und schließlich in den Bienenstöcken zum Totalkollaps führen. Ron Hoskins aber hat nun einen Joker gezogen: eines seiner Völker der europäischen Honigbiene zeigte das gleiche Putzverhalten wie die asiatischen Verwandten. Eines Tages entdeckte er, dass eines seiner Völker kaum Verluste durch die Blutsauger hatte. Unter einer Lupe beobachtete er, dass seine Bienen fein säuberlich alle befallenen Larven aus dem Stock warfen und zudem sich auch noch gegenseitig nach Milben absuchten - ähnlich wie die Paviane auf dem Felsen.

Noch wisse der Imker allerdings nicht genau, ob das so begehrte Absuchverhalten überhaupt erblich ist. Wenn dies der Fall wäre, könne hier die Lösung zu einer chemiefreien Lösung des Milbenproblems liegen. Normalerweise werde die Varroa-Milbe mit chemischen oder biotechnischen Verfahren bekämpft, allerdings immer mit der Gefahr von Resistenzen und mit dem Anspruch, keine Rückstände im Honig und im Bienenwachs zu erzeugen.

Derweil geht in Deutschland der Bienenklau um: Schon jetzt hätten manche Imker-Landesverbände für 2010 mehr gestohlene Bienenvölker gemeldet, als in 2009. 80.000 Imker seien bei einem Hamburger Spezialversicherer gegen den Diebstahl ihrer Völker versichert.

Friederike Heidenhof, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 46/10 vom 17. November 2010
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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2010