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ANBAU/121: Raubbau für Palmöl, Indonesien - Der Palmöl-Hype (ROBIN WOOD-Magazin)


ROBIN WOOD-Magazin Nr. 102/3.2009
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie


Raubbau für Palmöl
Tropenwald-Spezial Recherche in Indonesien 2009

Der Palmöl-Hype

Von Peter Gerhardt


Palmöl ist in Waschmitteln, Cremes, Nahrungsmitteln und billigem Biosprit enthalten. Der Weltmarkt für pflanzliche Fette wächst kontinuierlich. Nach Schätzungen des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums USAD nahm der jährliche Weltverbrauch in den letzten fünf Jahren um 17 Millionen Tonnen zu und beläuft sich heute auf über 136 Millionen Tonnen. Palmöl ist dabei das meist produzierte Pflanzenfett weltweit.

Ursache für den Pflanzenfett-Boom sind zum Beispiel veränderte Essgewohnheiten in bevölkerungsreichen Nationen wie Indien und China. Dort stehen zunehmend Fleisch und industriell verarbeitete Lebensmittel auf dem Speiseplan, die nur mit einem hohen Fetteinsatz produziert werden können. Diesen Schritt haben die Industrienationen schon vollzogen, deren Fettverbrauch sich bereits seit Jahren auf einem hohen Niveau bewegt. Außerdem werden Pflanzenfette zunehmend als Energieträger für Verkehr und Stromproduktion eingesetzt, da diese durch politisch vorgegeben Quotenziele gefördert werden, wie etwa mit dem Beimischzwang zu Dieselkraftstoffen.

Palmöl ist das meist produzierte Pflanzenfett auf unserem Globus. Während sich die Produktion von Sojaöl, dem zweitwichtigsten Pflanzenfett, in den letzten fünf Jahren nicht wesentlich gesteigert hat, erlebt der Palmöl-Anbau einen Boom. Insbesondere Indonesien vergrößert seinen Marktanteil stetig und hat vor fünf Jahren Malaysia als wichtigstes Produktionsland überholt. Die politischen Machthaber haben Expansionspläne für weitere 20 Millionen Hektar Ölpalmen-Plantagen in der Schublade. Weitere Produzenten wie Thailand, Nigeria oder Kolumbien spielen nur eine untergeordnete Rolle, da Indonesien und Malaysia zusammen über 85 Prozent der Weltproduktion auf den Markt bringen.

Waldzerstörung in Indonesien: Es ist fünf nach zwölf

Indonesien verliert seinen tropischen Waldgürtel in atemberaubender Geschwindigkeit. Nach Schätzungen der Welternährungsorganisation FAO fallen in dem südostasiatischen Inselstaat jedes Jahr Waldgebiete von 1,8 Millionen Hektar den Kettensägen und Bulldozern zum Opfer. Die Palmölkonzerne sind treibende Kräfte bei diesem Vernichtungsfeldzug gegen Mensch und Natur, der die Lebensgrundlagen für Millionen von Menschen unwiederbringlich zerstört.

Gleichzeitig reiht sich Indonesien hinter China und den USA in die Liste der weltgrößten Klimasünder ein: Durch die Vernichtung der Wälder wird das Klimagas Kohlendioxid in großen Mengen in die Atmosphäre freigesetzt.

Peter Gerhardt, Tropenwaldreferat
ROBIN WOOD, Hamburg
tropenwald@robinwood.de

Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
Für den weltweiten Pflanzenfett-Boom werden die letzten tropischen Urwälder in Indonesien vernichtet


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Quelle:
ROBIN WOOD-Magazin Nr. 102/3.2009
Zeitschrift für Umweltschutz und Ökologie
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2009