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POLITIK/491: Noch kein Fortschritt bei Klimaschutztreffen in Paris (BMU)


Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit - Berlin, 26. Mai 2009 - Klimaschutz/International

Gabriel: "EU und Deutschland im Klimaschutz weiter allein auf weiter Flur"

Noch kein Fortschritt bei Klimaschutztreffen in Paris


"Leider sind die Europäische Union und Deutschland immer noch allein auf weiter Flur im internationalen Klimaschutz." Das ist das Resümee von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nach Abschluss des zweitätigen internationalen Treffens zu Klimaschutz in Paris. Unter dem Namen "Major Economies Forum" (MEF) hatte US-Präsident Barack Obama nach einem ersten Treffen Ende April zum zweiten Mal die 16 Industrie- und Schwellenländer mit den stärksten Volkswirtschaften und den höchsten Treibhausgasemissionen eingeladen.

"Das Treffen in Paris zeigt, dass es noch sehr großer Anstrengungen und hoher Verhandlungsbereitschaft auf allen Seiten bedarf, um beim Klimagipfel in Kopenhagen Ende des Jahres zu einer anspruchsvollen Anschlussvereinbarung zum Kyoto-Protokoll zu kommen", sagte Gabriel. Zwar habe sich die Position unter Präsident Obama vollständig verändert, die konkrete Bereitschaft der USA zur Verminderung der Treibhausgase sei jedoch weit entfernt von dem, was in Europa bereits heute geleistet wird.

So will die EU im Rahmen eines neuen internationalen Klimaabkommens bis 2020 rund 30 Prozent weniger schädliche Klimagase als im Jahr 1990 ausstoßen. Präsident Obama will bis dahin auf das Niveau des Jahres von 1990 zurückkehren. "Das wäre weit weniger, als die Klimaforschung für notwendig hält. Und Länder wie Japan, Australien, Kanada oder Russland würden sich wohl eher hinter den Amerikanern verstecken als mit den Europäern gleichziehen", so Gabriel. Nach Gabriels Einschätzung würden sich zudem die Entwicklungsländer zu keinen eigenen Verpflichtungen bereiterklären, so lange die Industrienationen keinen gemeinsamen Vorschlag unterbreiten, der den Anforderungen der internationalen Klimaforschung gerecht wird.

"Die Entwicklungsländer haben einfach Angst, zusätzliche und für sie viel zu teure Verpflichtungen im Klimaschutz übernehmen zu müssen, wenn die Industrienationen ihrer Verantwortung nicht gerecht werden. Ich kann diese Sorge gut verstehen." Gabriel hatte deshalb vorgeschlagen, dass diejenigen Länder, die bis 2020 keine ausreichenden Verringerungen ihrer Treibhausgasemissionen erreichen könnten, für den Zeitraum bis 2030 konkrete weitere Minderungsschritte anbieten müssten. Gabriel: "Sonst schaffen wir das Ziel, von dem alle behaupten, sie würden es unterstützen, nicht: die weltweite Halbierung der schädlichen Klimagase um die Hälfte."

Auch bei der Finanzierung des internationalen Klimaschutzes ist die EU nach Gabriels Worten weltweit die einzige Region, die konkrete Vorschläge gemacht habe. EU-Kommissar Stavros Dimas hatte während des Pariser Treffens das Angebot der EU wiederholt, ab 2013 die Einnahmen aus dem europäischen Emissionshandel bis zur Hälfte für den internationalen Klimaschutz zu nutzen. Allein in Deutschland wären dies zwischen 2,5 und 5 Milliarden Euro pro Jahr. Gabriel: "Mexiko hatte einen sehr guten Vorschlag unterbreitet, dass alle Staaten abhängig von ihrer Wirtschaftskraft in einen gemeinsamen Fonds einzahlen sollten, um davon die ärmeren Ländern überproportional profitieren zu lassen." Leider habe es auch zu diesem Vorschlag in Paris keine Fortschritte gegeben.

Gabriel forderte die Teilnehmer des MEF und insbesondere den Gastgeber USA auf, bis zum nächsten Treffen im Juni in Mexiko konkrete Vorschläge zu unterbreiten:

(1) Zu den gemeinsamen Verpflichtungen aller Industrienationen.
(2) Zu den Maßnahmen im Klimaschutz, zu denen die Entwicklungsländer ohne finanzielle Hilfe durch die Industrienationen bereit und in der Lage sind.
(3) Zu den Maßnahmen, die Entwicklungsländer nur mit Hilfe der Industrienationen erreichen können.
(4) Zu den Finanzmitteln, die in diesem internationalen Klimaprozess notwendig sind.

"Wir dürfen nicht noch einmal zusammen kommen, um nur die bekannten Stellungnahmen auszutauschen. Wir brauchen endlich die Bereitschaft, über konkrete Kompromisse zu sprechen", so Gabriel. Dazu müssten die Staats- und Regierungschefs ihre Umweltminister dringend mit der notwendigen Flexibilität für die Verhandlungen ausstatten. Gabriel: "Sonst können wir uns die Reisen sparen und die Protokolle der letzten vier Jahre nachlesen, denn die Positionen stehen da überall schon drin."


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Quelle:
BMU-Pressedienst Nr. 156/09, 26. Mai 2009
Herausgeber: Bundesumweltministerium (BMU)
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Redaktion: Michael Schroeren (verantwortlich)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Mai 2009