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FORSCHUNG/293: Wärmeres Klima nicht Ursache des Sauerstoffmangels in der Ostsee (idw)


University of Gothenburg / Universität Göteborg - 12.10.2009

Wärmeres Klima ist nicht die Ursache für den Sauerstoffmangel in der Ostsee


Der Sauerstoffmangel in der Ostsee war nie größer als jetzt, allerdings ist dies keine Folge des Klimawandels sondern eher der zunehmenden Einträge von Nährstoffen und Düngemitteln. Das ist das Ergebnis einer von Forschern der Universität Göteborg in Schweden durchgeführten Analyse des Ostseeklimas seit dem 16. Jahrhundert.

Im Einzugsgebiet der Ostsee leben 85 Millionen Menschen. Diese Bevölkerungszahl hat großen Einfluß auf die Meeresumwelt, wie der Forscher Daniel Hansson von der Abteilung für Geowissenschaften durch die Anwendung neuer Methoden bei der Analyse des Meeresklimas der Ostsee seit dem 16. Jahrhundert aufzeigt.

Menschliche Aktivitäten

In seiner Dissertation stellt Hansson fest, daß Sauerstoffmangel und die Zunahme abgestorbener Meeresböden in der Ostsee im wesentlichen auf menschliche Aktivitäten zurückzuführen sind. "Der Klimawandel hat bisher nur unwesentliche Auswirkungen auf das Sauerstoffdefizit der Ostsee gehabt. Der hauptsächliche Grund für den Sauerstoffmangel und das Absterben großer Bereiche des Meeresbodens ist, daß Einträge aus der Landwirtschaft und ungereinigten Abwassers drastisch zugenommen haben, insbesondere in Verbindung mit der seit Mitte des 20. Jahrhunderts angestiegenen Verwendung kommerzieller Dünger," sagt Hansson.

Neue Methoden

Durch Kombination neuer Methoden zur Rekonstruktion des historischen Klimas mit modernen Computermodellen, war es Hansson möglich, Veränderungen der Wassertemperatur, Eisausdehnung, Wasserabfluß aus Flüssen, Salzgehalt und Sauerstoffkonzentrationen der Ostsee über einen Zeitraum von 500 Jahren bis ins kleinste zu studieren. Die Studien zeigen deutlich, daß die heutigen Sauerstoffbedingungen mit keiner anderen Periode seit dem 16. Jahrhundert verglichen werden können und daß die heutige erhöhte Wassertemperatur mit begrenzter Eisausdehnung Situationen ähnelt, die zuvor nur zweimal vorgekommen sind.

Veränderungen sind möglich

"Wenn die Tendenz zu fortgesetzter Erwärmung anhält, könnten wir uns bald Klimaveränderungen gegenübersehen, die über die in den vergangenen 500 Jahren aufgetretenen Variationen hinausgehen," sagt Hansson.

Das für die Dissertation verwendete Verfahren ermöglicht eine sehr hohe zeitliche Auflösung. Hansson ist es beispielweise gelungen zu rekonstruieren, wie in den stürmischen Tagen des Januar und Februar 1658, als König Charles X Gustav mit der schwedischen Armee über den Kleinen und den Großen Belt marschierte, das Eis dicker wurde, was zur Annektierung von Blekinge, Skåne, Halland und Bohuslän durch Schweden führte.

Die Dissertation "Ocean climate variability over recent centuries explored by modelling the Baltic Sea" [Variabilität des Meeresklimas der nahe zurückliegenden Jahrhunderte, untersucht anhand der Modellierung der Ostsee] wurde am 25. September öffentlich verteidigt.

Link zur Dissertation: http://gupea.ub.gu.se/dspace/handle/2077/20827


Kontakt:
Daniel Hansson,
Department of Earth Sciences
University of Gothenburg
Telephon: 46 31-786 2878
daniel.hansson@gvc.gu.se

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.science.gu.se/english/News/News_detail/
Warmer_climate_not_the_cause_of_oxygen_deficiency_in_the_Baltic_Sea_.cid897162
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PhD Daniel Hansson, Department of Earth Sciences

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Übersetzung aus dem Englischen:
Redaktion Schattenblick


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
University of Gothenburg/Universität Göteborg, Helena Aaberg, 12.10.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de

übersetzt vom und veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Oktober 2009