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WASSER/072: Südafrika - Warten auf Tankwagen, Wasserleitung im Township Diepsloot verseucht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. April 2012

Südafrika: Warten auf die Tankwagen - Im Township Diepsloot ist die Wasserleitung verseucht

von Siphosethu Stuurman

Stundenlanges Warten auf die Tankwagen - Bild: © Siphosethu Stuurman/IPS

Stundenlanges Warten auf die Tankwagen
Bild: © Siphosethu Stuurman/IPS

Johannesburg, 24. April (IPS) - Im Township Diepsloot im Norden von Johannesburg sind die Menschen derzeit auf die städtischen Wasserwerke schlecht zu sprechen. Mitte April wurde die Trinkwasserleitung bei Bauarbeiten am Kanalnetz beschädigt und bleibt auch nach der Reparatur mit den gefährlichen E. coli-Bakterien verseucht.

Seitdem müssen die mehr als 150.000 Bewohner der armen Vorstadtsiedlung ihren täglichen Wasserbedarf erheblich einschränken und sich aus stationären Wassertanks und Tanklastern versorgen. Der Ärger über die schlechte Trinkwasserversorgung und die sich hinziehende Sanierung des Wasserleitungsnetzes ist groß.

In Diepsloot lebt ein Teil der Menschen in von der Regierung finanzierten einfachen Ziegelhäusern mit Strom- und Wasserversorgung, für die sie Gebühren zahlen. Die übrigen Bewohner behelfen sich mit provisorischen Hütten aus Wellblech und Holz. Ihr Trinkwasser kommt aus kommunalen Zapfhähnen und ist kostenlos.

Die Sprecherin der Johannesburger Wasserbehörde Millicent Kabwe wies die Vorwürfe zurück. "Wir tun alles, was in unserer Macht steht. In der Zwischenzeit stehen den Bewohnern von Diepsloot 65 stationäre Wassertanks mit einem Fassungsvermögen von jeweils 5.000 Litern sowie zwölf mobile Wasserwagen zur Verfügung", erklärte sie. In einigen Bezirken sind die Leitungen inzwischen saniert und liefern wieder unbedenkliches Trinkwasser.

"Zu wenig", meint Ortsvorsteher Scelo Shezi. "Man hat uns erklärt, die Kapazitäten für den Wassertransport in die Gemeinde seien erschöpft. Doch wir brauchen einfach mehr Tanks", forderte er. "Die Menschen sind frustriert, weil sich vor den Behältern lange Warteschlangen bilden."


Langes Anstehen für teures Gut

Nach den ersten Schlägereien in der Warteschlange hat der Bezirk 113 das Prinzip 'ein Eimer Wasser pro Familie' eingeführt, das dort auch befolgt wird.

Sie habe fast einen ganzen Tag warten müssen, bis sie an die Reihe kam, klagte Duduzile Ngema. "Hier in Diepsloot haben wir ein großes Problem. Wir können weder baden noch waschen. Man hat uns zwar gesagt, dass es wieder sauberes Trinkwasser geben wird, doch wir warten schon so lange darauf." Und weil die Wasserspülung nicht funktioniert, müssten sich die Menschen mit Eimern behelfen und die Exkremente einfach wegkippen, berichtete sie verlegen.

"Jetzt müssen wir Trinkwasser kaufen, und das können sich die Ärmeren hier, die keine Arbeit haben, eigentlich nicht leisten" klagte Thami Dlodlo. "Leute mit Autos lassen sich einen Eimer Wasser mit 1,25 Dollar bezahlen. Wir kaufen das Wasser trotzdem, zum Trinken und damit unsere Kinder zur Schule gehen können."

Kritik an der schleppenden Instandsetzung der Wasserleitungen in Diepsloot kommt auch von Südafrikas offizieller Oppositionspartei, der Demokratischen Allianz. Für solche Instandsetzungsarbeiten brauche man eigentlich nicht mehr als eine Woche, so auch der Wissenschaftler Akpofure Taigbenu von der Abteilung für Wassertechnik der Universität in Witwatersrand. Besonders wichtig sei es, während der Reparaturarbeiten ein engmaschiges Netz von Wassertanks zu haben, zu denen es die Menschen nicht weit haben. "Weite Wege zum Wasserholen sind für die Bewohner mit viel Stress verbunden", betonte er.


Marodes Leitungsnetz

Die Sprecherin der Wasserwerke, Kabwe, räumte ein, der Standard des Leitungsnetzes von Johannesburg entspreche noch nicht nationalen Ansprüchen. Die gesamte Wasserversorgung der Stadt leide unter altersschwachen Leitungsnetzen. "Wir sind dabei, im Rahmen eines Strukturprogramms die städtischen Wasserleitungen und Abwasserkanäle zu sanieren und zu verbessern. Diese Aufgabe lässt sich nicht auf einen Schlag stemmen, doch wir machen Fortschritte", berichtete sie.

Nach Angaben der für Südafrikas Wasserwirtschaft zuständigen Ministerin Edna Molewa werden in den nächsten zehn Jahren 71 Milliarden US-Dollar an Investitionen in Wassernetze und ein besseres Wassermanagement benötigt, um den wachsenden Bedarf zu decken. Doch das Finanzministerium stellt im Budget nur 44 Prozent dieser Summe zur Verfügung. (Ende/IPS/mp/2012)

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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. April 2012