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WASSER/018: Brasilien - Wissenschaftler erstellen Risikokarte für Guaraní-Frischwasserreservoir (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 5. April 2011

Brasilien:
Wissenschaftler erstellen Risikokarte für Guaraní-Frischwasserreservoir


Rio de Janeiro, 5. April (IPS) - Das Institut für technologische Forschung (IPT) im südbrasilianischen Bundesstaat São Paulo hat eine Verschmutzungsrisikokarte für eines der größten unterirdischen Frischwasserreservoire der Welt erstellt: den Guaraní-Aquifer.

Nach Ansicht der IPT-Wissenschaftler geht auf brasilianischer Seite die größte Gefahr für den Grundwasserspeicher von wilden Müllkippen und chemischen Rückständen der Zuckerindustrie aus. Die Karte soll den Behörden des südamerikanischen Landes nun als Ausgangspunkt für die Entwicklung von Präventivmaßnahmen dienen.

Auf Brasilien entfällt mit 840.000 Quadratkilometern der größte Teil des 1,2 Millionen Quadratkilometer großen Grundwasserspeichers. Auf Argentinien entfallen 225.500, auf Paraguay 72.000 und auf Uruguay 58.500 Quadratkilometer. An manchen Stellen erreicht das Grundwasser die Erdoberfläche, vielerorts befindet sich das Wasser rund 50 Meter unter der Erdoberfläche und an einigen Stellen ist der Grundwasserspiegel 1.800 Meter tief.

Der Guaraní Aquifer, benannt nach dem indigenen Volk, das hier ursprünglich lebte, versorgt Millionen von Menschen mit sauberem Trinkwasser. Sein Wasservolumen wird auf 45.000 Kubikkilometer geschätzt. Entnommen werden dem Aquifer jedes Jahr rund 200 Kubikkilometer Wasser.

Am stärksten nutzt Brasilien das Reservoir als Trinkwasserquelle. Mehrere tausend Brunnen versorgen 500 brasilianische Städte. In Paraguay dienen 200 Bohrungen der Versorgung der ländlichen Bevölkerung mit Trinkwasser und der Landwirtschaft. In Uruguay werden die 135 Bohrungen hauptsächlich für touristische Zwecke genutzt - das Wasser erreicht mancherorts 40 Grad Celsius, und die Besucher können in heißen Quellen baden.

Die Anrainerstaaten hatten 2003 eine Projektgruppe zum Schutz und zur nachhaltigen Entwicklung der Süßwasserreserve gegründet. Bis 2009 erforschten Experten unter der Leitung des Geologen Jorge Santa Cruz gemeinsam die Besonderheiten des Aquifers. "Zwar ist das Wasser im Speicher sauber, aber das kann sich ganz schnell ändern, wenn wir nicht verhindern, dass Chemikalien aus der Landwirtschaft eindringen", sagte Santa Cruz. Die Risikokarte der IPT soll dazu einen Beitrag leisten. (Ende/IPS/kb/2011)


Link:
http://www.sg-guarani.org/
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=eng&idnews=3647&olt=520

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IPS-Tagesdienst vom 5. April 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. April 2011