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WIRTSCHAFT/026: Karibik - Neue Finanzierungsmöglichkeiten gegen Naturkatastrophen dringend gesucht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Juni 2013

Karibik: Neue Finanzierungsmöglichkeiten gegen Naturkatastrophen dringend gesucht

von Desmond Brown


Bild: © Desmond Brown/IPS

Bauer auf einem von einem Sturm zerstörten Bananenfeld
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Castries, St. Lucia, 18. Juni (IPS) - Die Karibik befindet sich der beklagenswerten Situation, ohnehin schon eine der unwetteranfälligsten Regionen der Erde zu sein. Durch den Klimawandel steigen die Risiken weiter. Experten warnen vor erheblichen Folgen für die Wirtschaft, sollten die Staaten nicht handeln.

Warren Smith, Präsident der auf Barbados ansässigen Karibischen Entwicklungsbank (CDB), mahnt umfassende Maßnahmen zum Schutz der Karibik gegen die Auswirkungen des Klimawandels an. "Jede Wachstumsstrategie wird unzureichend bleiben, solange nicht die Widerstandskraft der Region insgesamt gestärkt wird." Die Naturkatastrophen hätten an Intensität zugenommen und wirkten sich nachteilig auf das Wirtschaftswachstum der Region aus.

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Der Präsident der Karibischen Entwicklungsbank in Barbados, Warren Smith
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Bei einem Treffen mit hochrangigen Bankmanagern zitierte Smith aus einem kürzlich veröffentlichten Bericht des Internationalen Währungsfonds (IWF), dem zufolge die karibischen Staaten in den vergangenen 60 Jahren von 187 Naturkatastrophen, vor allem Wirbelstürme und Fluten, getroffen worden sind. Der Report schätzt die jährlichen Kosten der Schäden durch solche Katastrophen auf ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Damit hemmen diese Wetterereignisse das Wachstum beträchtlich und sind ein zentraler Faktor bei der Verschuldung.

"Angesichts dieser beängstigenden Statistiken hat der IWF vorgeschlagen, die kleinen Inselentwicklungsländer in der Karibik als Frontstaaten für die Klimafinanzierung zu betrachten", sagte Smith. Seiner Ansicht nach nehmen die Wachstumsperspektiven für die anfälligsten Länder zu, wenn die Ressourcen für den Kampf gegen die Klimaveränderungen im Rahmen eines umfassenderen Anpassungspakets bereitgestellt werden. "Diese Interventionen sollten rasch erfolgen und auf die empfindlichsten Wirtschaftsbereiche wie Tourismus und Landwirtschaft abzielen", forderte er.


Zusammenarbeit mit Europäischer Investitionsbank

Nach Angaben des Regierungschefs von St. Lucia, Kenny Anthony, hat die CDB ein großes Interesse daran, Unterstützung gegen den Klimawandel zu leisten. Gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) entwirft die CDB Projekte, die im Rahmen einer Kreditlinie für Aktionen gegen den Klimawandel (CALC) in Höhe von 65 Millionen US-Dollar bezuschusst werden sollen. "Diese Kreditlinie bietet die Chance für eine kostengünstige Projektfinanzierung, die die Widerstandsfähigkeit gegen Naturkatastrophen stärken soll."

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Der Ministerpräsident von St. Lucia, Kenny Anthony
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Zu den kleinen Karibikstaaten werden Antigua und Barbuda, die Bahamas, Barbados, Belize, Dominica, Grenada, Guyana, St. Kitts and Nevis, St. Lucia, St. Vincent und die Grenadinen, Suriname sowie Trinidad und Tobago gerechnet. Sechs dieser Länder gehören zu den zehn am meisten durch Naturkatastrophen gefährdeten Staaten der Welt. Auch der übrige Teil der Karibik gilt als Risikozone. In Jamaika und Barbados ist die Wahrscheinlichkeit für Wirbelstürme am höchsten. Auch in anderen Staaten liegt das Risiko bei mehr als zehn Prozent jährlich.

Wie der CDB-Präsident Smith erklärte, haben diese "bitteren Erfahrungen" die Region gelehrt, dass sogar die am sorgfältigsten ausgearbeiteten wirtschaftlichen Anpassungsprogramme durch ein größeres Klimaereignis aus der Bahn geworfen werden könnten. Eine angemessene Versicherung könnte ein effizienter Weg sein, um diese Risiken zu schwächen. Die Fazilität für die Versicherung von Katastrophenrisiken im karibischen Raum (CCRIF) sei ein "exzellentes Mittel zu diesem Zweck".

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Überflutungsgebiet in Anguilla
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Smith zufolge sind die Geber der Ansicht, dass sich verschuldete Staaten vor allem auf ihre Reformen konzentrieren sollten. Diese Vorstellung sollte dahingehend erweitert werden, dass auch der Schutz vor den Folgen des Klimawandels an vorderer Stelle stehen sollte, meinte er. Erst kürzlich habe CCRIF neue Mittel von Gebern angefordert, um die Flutversicherung erschwinglicher zu machen.


Mehr als 1.300 Todesopfer durch Naturkatastrophen

Die mit den häufig auftretenden Naturkatastrophen verbundenen Kosten sind hoch. Seit den frühen 1960er Jahren hat die Karibik im Durchschnitt jährliche Verluste hinnehmen müssen, die sich im Schnitt auf fast ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) beliefen. Und diese Kosten sind in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen. Betrugen sie in den 1990er Jahren noch 0,9 Prozent des BIP, so lagen sie ein Jahrzehnt später bereits bei 1,3 Prozent.

In den vergangenen 60 Jahren sind insgesamt 1.345 Menschen in der Region durch die Naturgewalten ums Leben gekommen. Doch die Staaten zeigen sich entschlossen, dem Klimawandel die Stirn zu bieten. (Ende/IPS/ck/2013)


Links:

http://www.caribank.org/
http://www.ccrif.org/
http://www.ipsnews.net/2013/06/caribbean-looks-at-financial-approach-to-combat-climate-change/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2013