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WIRTSCHAFT/016: Philippinen - Unternehmen sehen grün, Biodiversität als Geschäftsmodell (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 3. Juli 2012

Philippinen: Unternehmen sehen grün - Biodiversität als Geschäftsmodell

Von Marwaan Macan-Markar



Barangay Atisan, Philippinen, 3. Juli (IPS) - Die kleine Stadt Barangay Atisan rund 85 Kilometer südlich der philippinischen Hauptstadt Manila ist umgeben von blühenden Obstbäumen. Wenn die tropischen Früchte reif sind, landen sie in der Kelterei der Firma 'Broadchem Corporation' und werden zu süßem Fruchtwein verarbeitet.

Noch vor ein paar Jahren sah es hier ganz anders aus: Die Region war Jagdgebiet von Holzfällern, die mit Feuerholz handelten. Die Hügel um Barangay Atisan, die sich über 17 Hektar erstrecken, waren geradezu kahlgeschoren. Erst seit Broadchem in der Biodiversität eine Chance sowohl für nachhaltige Entwicklung als auch eine neue Einnahmequelle erkannt hat, blühen die Hügel wieder und strotzen vor saftigen Früchten.

Besonders beliebt in Manilas Weinläden ist der 'St. Ambrose Bignay', ein Obstwein, der aus der gleichnamigen Frucht hergestellt wird. Bignai ist eine für die Philippinen typische Frucht, die äußerlich der Johannisbeere ähnelt, allerdings an großen Bäumen wächst und offiziell keine Beere ist.

Weinproduktion kann zur Erhaltung von Lebensräumen beitragen - Bild: © Marwaan Macan-Markar/IPS

Weinproduktion kann zur Erhaltung von Lebensräumen beitragen
Bild: © Marwaan Macan-Markar/IPS


Produktion mehr als verdoppeln

"Voriges Jahr haben wir noch 12.000 Flaschen Dessertwein mit 11,5 Prozent Alkohol hergestellt, dieses Jahr planen wir 30.000 Flaschen", sagt Broadchem-Chef Jose Reano. Das Unternehmen kooperiert beim Anbau und bei der Ernte der Früchte mit den lokalen Gemeinschaften, die in Barangay Atisan leben. "Wir haben sie von den Vorzügen des Anbaus von Obstbäumen überzeugt - das verstehen wir unter Unternehmensverantwortung."

Neben dem Weinhersteller setzen auch weitere Firmen auf den Philippinen auf dieses Unternehmensmodell. Umweltschutz und der Erhalt des kulturellen Erbes werden nicht mehr nur als 'gute Tat' gesehen, sondern als eine lukrative Möglichkeit, um Geld zu verdienen.

Angebaut werden Mangos, Zitronen, Kaffee und Kakao. "Wir befinden uns noch ganz am Anfang dieser Entwicklung", sagt Lory Tan, Mitarbeiter des WWF-Regionalbüros der Philippinen. "Noch können wir nicht sagen, ob dies ein wachsender Trend ist. Aber ich denke, dass es eine gute Idee ist - zumindest in begrenztem Ausmaß."

Tan hält den Waldfeldbau für öde Gegenden für nützlich. "Er hat zum einen Vorteile für die Umwelt, da durch die neue Bepflanzung die Hänge stabilisiert werden und der Regen nicht mehr in die Täler rauscht, sondern sich in den Bäumen fangen kann und im fruchtbaren Boden wieder Halt findet. Zum anderen nutzt er der lokalen Bevölkerung als bleibende Einnahmequelle. Feuerholz dagegen wird einfach nur abgehackt, dann ist der Baum weg und die Einnahmequelle damit auch."

Noch bis vor kurzem hatte 'Corporate Social Responsibility' - Unternehmensverantwortung - eine andere Ausrichtung. "Früher haben Unternehmen punktuelle Projekte unterstützt wie eine einmalige Spende für Medikamente für Arme und zumeist auch dabei noch versucht zu sparen", sagt Mars Mendoza, Vize-Chefin der 'Fair Trade Alliance', einer philippinischen Entwicklungshilfeorganisation. "Heute gibt es immer mehr Bauern, die sich zu Kooperativen zusammenschließen, um beispielsweise tropische Früchte anzubauen."


Auch Politik aufgerüttelt

Begonnen hat der Trend vor drei Jahren, als veränderte Umweltbedingungen - lang anhaltende Dürren und zerstörende Überflutungen - lokalen Gemeinschaften ihre Lebensgrundlage genommen haben.

Das hat auch die Politik aufgerüttelt. Wer heutzutage in das Land investieren will, muss Umweltschutzauflagen erfüllen, die das Amt für Handel und Industrie überprüft. Darunter fallen allerdings auch einfache Maßnahmen wie das Spenden von Pflanzensetzlingen oder die Hilfe bei Wiederaufforstungsmaßnahmen.

"Entwicklungsländer haben in der Regel nur geringe finanzielle Möglichkeiten", sagt Lourdes Orijola. Sie ist Beigeordnete Sekretärin für die Philippinen des Zentrums für Artenvielfalt des Staatenverbands ASEAN, zu dem neben den Philippinen neun weitere Staaten gehören, nämlich Singapur, Malaysia, Thailand, Kambodscha, Burma, Laos, Vietnam, Brunei und Indonesien. "Deshalb ist die Beteiligung von Unternehmen beim Umweltschutz und der Erhaltung von Artenvielfalt ein großer Schritt in die richtige Richtung." (Ende/IPS/jt/2012)

Links:
http://www.broadchemph.com/
http://www.ipsnews.net/2012/06/corporations-see-green-in-biodiversity/

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2012