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WIRTSCHAFT/007: Simbabwe - Umweltministerium kündigt Importverbot für Gebrauchtwagen aus Japan an (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 14. Juni 2011

Simbabwe: Umweltministerium kündigt Importverbot für Gebrauchtwagen aus Japan an

Von Tariro Madzongwe


Harare, 14. Juni (IPS) - In Simbabwe hat Umweltminister Francis Nhema einen Importstopp für Gebrauchtwagen aus Japan angekündigt, die älter als fünf Jahre alt sind und deren CO2-Emissionen einen noch festzulegenden Höchstwert übersteigen. Die Ankündigung stößt in einem Land, in dem sich nur die wenigsten Menschen einen Neuwagen leisten können, auf Protest.

Wie Nhema gegenüber IPS erklärte, hat sich Simbabwe in einen Abladeplatz für Second-Hand-Autos entwickelt. Viele der eingeführten Billig-Fahrzeuge seien bereits mehr als zehn Jahre alt und eine Gefahr für die Umwelt und den Straßenverkehr. "Da in Japan selbst strikte CO2-Emissionsoberwerte gelten, werden Gebrauchtwagen zunehmend in armen Ländern wie Simbabwe abgestoßen. Es ist an uns, gegen diese Form der Ausbeutung vorzugehen. Wir haben die Pflicht, Leben zu retten und uns und unsere Umwelt zu schützen."

In Simbabwe kosten Neuwagen je nach Fabrikat zwischen 15.000 und 50.000 US-Dollar. Das sind stolze Preise in einem Land mit einer Arbeitslosigkeit von 90 Prozent. Einfache Staatsbedienstete verdienen in Simbabwe durchschnittlich 200 Dollar im Monat. Die Einfuhr der Gebrauchtfahrzeugen kostet um die 900 Dollar. Wer gleich in Nippon einen Pkw bestellt, bezahlt höchstens 1.000 Dollar an Schiffsgebühren und Importsteuern, wer hingegen einen Zwischenhändler einschaltet, der muss noch mindestens 4.000 Dollar drauflegen.

Tausende Simbabwer leisten sich inzwischen einen Gebrauchtwagen made in Japan. Der Grundschulleiter George Tigere ist einer von ihnen. Sollte die Regierung die Second-Hand-Importe stoppen, würde sie sich selbst damit ins eigene Fleisch schneiden, meint er.


400 Second-Hand-Fahrzeuge pro Tag

Nach offiziellen Angaben der Behörde für Importeinnahmen ZIMRA führt das Land im südlichen Afrika mindestens 400 Gebrauchtwagen pro Tag ein, an denen Simbabwe wöchentlich 200.000 Dollar verdient. Die Einkünfte dürften ein Grund dafür sein, warum die Regierung die Frist für das Importverbot um vier Monate auf den 31. Oktober verschoben hat.

"Was hat der Staat davon, uns, die wir wenig Geld haben, den Zugang zu einem eigenen fahrbaren Untersatz zu versperren?", fragte Tigere, der als Schulrektor 350 Dollar im Monat verdient. "Vor neun Jahren waren Autos ausschließlich den Reichen vorbehalten. Doch dann konnte sogar ich, ein kleiner Schuldirektor, mit meinen Ersparnissen und einem kleinen Darlehen einen Toyota Vitz bezahlen."

Wie der Pädagoge betonte, hat der Wagen sein Leben verändert. "Das Auto verschafft mir Respekt. Es war so demütigend für mich, zusammen mit meinen Schülern ein öffentliches Transportmittel zu benutzen."


Frist verlegt

Dass das ursprünglich für den 31. Juni vorgesehene Importverbot für Gebrauchtwagen verschoben wurde, begründete der Minister für Transport, Kommunikation und Entwicklung, Nicholas Goche, mit der Notwendigkeit, alle beteiligten Akteure in den Verhandlungsprozess einzubeziehen. "Ich kann allen Betroffenen versichern, dass vor Abschluss umfangreicher Konsultationen niemandem die Einfuhr von Autos untersagt wird, die über fünf Jahre alt sind."

Einem ZIMRA-Mitarbeiter zufolge, der sich Anonymität ausbat, werden vor allem Fahrzeuge der Marke Toyota nach Simbabwe importiert. "Wir verstehen nicht wirklich, warum der Umweltminister diese Gebrauchtwagen verbieten möchte", sagte er. "Er klagt immer über die negativen Auswirkungen dieser Autos für die Umwelt, doch vergisst er offenbar die positiven Aspekte, die die Fahrzeuge dem Land gebracht haben."

Der Massenimport der Gebrauchtwagen machte den Ausbau des Tankstellennetzes erforderlich. Im Durchschnitt verkauft die Tankstelle in der Samora Machel Avenue in Harares zentralem Geschäftsviertel 5.000 Liter Benzin am Tag, wie ein Tankwart berichtet. "Davor waren es keine 1.000 Liter, weil es einfach keine Autos gab." (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Juni 2011