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WALD/073: Afrika - Heiligtum Wald, Indigene als Lehrmeister in Sachen Ressourcenschutz (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 9. Dezember 2011

Afrika: Heiligtum Wald - Indigene als Lehrmeister in Sachen Ressourcenschutz

von Isaiah Esipisu

Olonana Ole Pulei in Durban - Bild: © Isaiah Esipisu/IPS

Olonana Ole Pulei in Durban
Bild: © Isaiah Esipisu/IPS

Durban, Südafrika, 9. Dezember (IPS) - Für die Gemeinschaft der Laibon, einer Untergruppe der kenianischen Massai, ist der 33.000 Hektar große Loita-Forst in Kenias Rift Valley-Provinz viel mehr als ein Wald. Er ist ihr Heiligtum. "Unsere Gottheiten leben hier", sagte Olonana Ole Pulei auf der Weltklimakonferenz im südafrikanischen Durban. "Im Wald finden wir Kräuter und züchten Bienen. Der Wald ist Teil unseres Lebens."

Wie Nigel Crawhall vom 'Indigenous Peoples of Africa Co-ordinating Committee' (IPACC), betonte, einem Netzwerk aus 155 Indigenenverbänden aus 22 afrikanischen Ländern, verfügen Afrikas Ureinwohner über ein ungeheures Waldschutzwissen, dem gerade im Kampf gegen den Klimawandel große Bedeutung zukomme.

"Die unterschiedlichen Gemeinschaften haben verschiedene Methoden des Waldschutzes", betonte Crawhall und gab ein Beispiel. So wissen die Pygmäenvölker Bambuti und Batwa in der Demokratischen Republik Kongo ganz genau, welche Bäume sie schlagen müssen, um im Interesse der Artenvielfalt ein Minimum an Licht in die dichten Äquatorialwälder einzulassen.

In Kenia verbietet die Kultur der Massai den Holzeinschlag. Ebenso wenig dürfen die Pfahlwurzeln der Bäume beschädigt oder die Borke vollständig entfernt werden. Als Feuerholz und Heilmittel dürfen ausschließlich Äste und kleine Nebenwurzeln verwendet werden. Ist die Rinde einer bestimmten Baumart von medizinischem Wert, ist lediglich das Entfernen kleiner Stücke erlaubt. Die nackten Stellen werden mit feuchter Erde versiegelt.


Den Heilungsprozess der Natur unterstützten

"Wir glauben, dass die Erde die Wunden der Bäume heilt. Und nach unserer Kultur ist es abscheulich, einen Baum zu verletzen, ohne ihm beim Heilungsprozess zu unterstützen", erläuterte Ole Pulei. Diese traditionelle Sichtweise werde von einer Generation zur nächsten weitergegeben.

"Der Holzschlag auf dem Land der Massai inklusive die Zerstörung des Mau-Waldes ist ausnahmslos das Werk von Fremden, da unsere Kultur solche Aktivitäten verbietet", so Ole Pulei. "Wir Massai fühlen mit den Bäumen, sie zu fällen ist eine Beleidigung unserer Kultur und unserer Gottheiten."

Es gibt etliche Gemeinschaften auf dem Kontinent, die mit den Wäldern im Einklang leben. Dazu zählen die Tuareg in Algerien, die Yiaku und Ogiek in Kenia und die Kung in Botswana. Sie sind Jäger, Sammler oder Hirten. Crawhall zufolge gibt es in Afrika mehr als 40 Volksgruppen, die als Jäger und Sammler überleben.

Die Leistungen, die indigene Völker für den Fortbestand der Wälder erbringen, seien gerade in Zeiten des Klimawandels relevant, stellte der IPACC-Chef fest. "Das traditionelle ökologische Wissen Afrikas ist die Basis, auf der sich auf nationaler Ebene angemessene und effektive Anpassungsmaßnahmen aufbauen lassen."

IPACC hat sich auf der 17. Konferenz der Vertragsstaaten der Klimarahmenkonferenz (COP 17) im südafrikanischen Durban vom 28. November bis 9. Dezember dafür eingesetzt, dass in einem neuen Abkommen die Wertesysteme und Sichtweisen der indigenen Organisationen, traditionellen Institutionen und Behörden berücksichtigt werden. Auch machte sich IPACC für die Bildung einer regionalen Instanz unter dem Dach der Vereinten Nationen stark, die sich mit Umweltschutzfragen wie etwa Besitzrechte für Waldbewohner befasst, die sich auf nationaler Ebene nur schwerlich erreichen lassen.

Einige Staaten haben damit begonnen, die lokalen Gemeinschaften in ihre Klimaanpassungspläne einzubeziehen. Kenia gilt in dieser Hinsicht als Trendsetter. So arbeitet das Land derzeit an einem Klimaanpassungsgesetz, für das die indigenen Gemeinschaften zu Rate gezogen werden, wie dies in der Landesverfassung vorgesehen ist. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://unfccc.int/2860.php
http://www.ipacc.org.za/eng/default.asp
http://www.ipsnews.net/print.asp?idnews=106156

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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Dezember 2011