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WALD/037: Burkina Faso - Gravierende Waldverluste, Umweltministerium schlägt Alarm (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Juni 2011

Burkina Faso: Gravierende Waldverluste - Umweltministerium schlägt Alarm

Von Brahima Ouédraogo


Ouagadpigpi, Burkina Faso, 24. Juni (IPS) - In Burkina Faso hat eine Umweltstudie die Behörden in Alarmbereitschaft gesetzt. So büßt das westafrikanische Sahelland jedes Jahr 110.550 Hektar Wald oder mehr als vier Prozent seines Baumbestands ein. Drei Viertel der Verluste sind auf landwirtschaftliche Aktivitäten zurückzuführen.

Auch wenn die vom Umweltministerium erstellte Untersuchung Zahlen der Jahre 1992 bis 2002 auswertet, zeigen sie einen aktuellen realistischen Trend auf. Allein in der Region Kompienga im Osten von Burkina Faso wurden in den letzten 15 Jahren 1.600 Quadratkilometer Wald pro Jahr vernichtet. In Poni und Noumbiel im Südwesten schrumpften die Savannenwälder auf 60 Prozent ihrer ursprünglichen Größe und hinterließen Buschland.

"Verursacht wird das Problem auch durch Brandrodung, geringere Niederschlagsmengen, Buschfeuer und die hohe Nachfrage nach Holz und anderen Waldprodukten", sagte Soumaila Bancé, der Landeskoordinator des Nationalrats für Umwelt und nachhaltige Entwicklung für die Umsetzung der Artenvielfaltkonvention CBD. Außerdem ließen sich die Wälder angesichts eines Bevölkerungswachstums von jährlich 3,1 Prozent nicht in der Geschwindigkeit wieder aufforsten, in der sie zerstört würden.

Die Armut ist Bancé zufolge ein Faktor, der junge Arbeitslose veranlasst, die Wälder ohne Rücksicht auf die Folgen auszubeuten. "Sie holen sich die unreifen Früchte. Doch nur wenn Früchte reifen dürfen, gibt es eine Chance zur Regeneration, weil sich die reproduktionsfähigen Samen aussäen und zu neuen Bäumen entfalten können", sagte der Beamte. Bereits vom Aussterben bedroht seien Baobab-, Kapok- und Wildpflaumenbaum.


Waldschwund erst seit Anfang der 90er Jahre gravierend

Auch die Internationale Vereinigung besorgter Wissenschaftler (IUCS) warnt vor dem rapiden Niedergang der burkinischen Wälder und Böden. Dem Weltnaturschutzbund IUCN zufolge wurden zwischen 1992 und 2009 40 Prozent der Wälder zugunsten der Landwirtschaft gerodet. Wie der IUCN in einem im Mai veröffentlichen Bericht betonte, hat sich der Kahlschlag seit Anfang der 1990er Jahre drastisch beschleunigt. Hatten sich die Waldverluste zwischen 1982 und 1990 auf elf Prozent pro Jahr beschränkt, beliefen sie sich in den letzten zehn Jahren auf 43 Prozent.

"Die Zerstörung der Wälder trägt erheblich zum Verlust unserer Artenvielfalt bei", warnte Mouni Sawadogo vom IUCN-Programm in Burkina Faso. 60 Prozent der Pflanzenarten seien vom Aussterben bedroht. Die rote Liste des IUCN zeigt, dass auch das Überleben etlicher Tierspezies gefährdet ist und in einigen Seen von mehreren Fischarten nur noch 20 Prozent übrig geblieben sind.

"Das liegt nicht an einem mangelnden Umweltbewusstsein", versicherte Sawadogo. "Es fehlt an den finanziellen Mitteln, um begonnene Wiederaufforstungsprojekte zu einem erfolgreichen Abschluss zu bringen. Außerdem werden die Waldschutzgesetze nicht umgesetzt."


Auch die Aufforstung muss nachhaltig sein

"Wenn wir die Artenvielfalt wiederherstellen und den Waldschwund aufhalten wollen, müssen wir die Wiederaufforstung ernsthaft betreiben", sagte Sina Sere vom Nationalen Baumsamenzentrum. "Jedes Jahr werden im Rahmen einer Wiederaufforstungsmaßnahme zehn Millionen Setzlinge ausgebracht. Doch weil sie nicht gehegt und gepflegt werden, gehen viele von ihnen ein."

Ein im japanischen Nagoya beschlossener Strategieplan für die Jahre 2010 bis 2020 sieht vor, dass die Staaten bis 2015 jedes Jahr mindestens 15 Prozent ihrer degradierten Flächen in Erosionszonen wiederherstellen müssen.

Wie der IUCN erklärte, setzen Wälder dadurch, dass sie gefällt oder geschädigt werden, ein Sechstel der weltweiten Klimagase frei. Würden sie hingegen nachhaltig bewirtschaftet, hätten sie das Potenzial, in der ersten Hälfte des 21. Jahrhunderts ein Zehntel der weltweiten CO2-Emissionen zu speichern. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2011