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RESSOURCEN/044: Anbauland in beherrschbaren Grenzen halten (idw)


Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH - 24.01.2014

Globaler Landnutzungsbericht empfiehlt gesündere Ernährung und Ausstieg aus Biokraftstoffen

Der Internationale Ressourcenrat befürchtet weltweite Übernutzung natürlicher Flächen und macht Vorschläge für ein nachhaltiges Management



Am Rande des Weltwirtschaftsgipfels in Davos hat UNEP-Exekutivdirektor Achim Steiner einen Bericht des International Resource Panel (IRP) zur globalen Landnutzung vorgestellt, dessen koordinierender Autor Prof. Dr. Stefan Bringezu vom Wuppertal Institut ist.

Der Bericht stellt einen steigenden Druck auf die natürlichen Ressourcen durch die Nachfrage an Nahrung, Biokraftstoffen und nachwachsenden Rohstoffen fest. Zugleich gehen fruchtbare Böden durch Erosion und Überbauung verloren. Diese dramatische Entwicklung dürfte nicht nur zu weiter steigenden Preisen für Lebensmittel und wachsender Bodenspekulation führen. Wenn nicht gegengesteuert wird, erwartet der Bericht eine Ausweitung der Ackerfläche um 320 bis 850 Mio. Hektar bis zum Jahr 2050 (ausgehend von 1.530 Mio. Hektar 2005). Diese Ausdehnung geht zu Lasten von Grasländern, Savannen und Wäldern vorwiegend in den Tropen. Die Folgen sind zusätzliche Treibhausgasemissionen und erhebliche Verluste an Biodiversität. Damit werden die Aufrechterhaltung lebenswichtiger Funktionen von Ökosystemen und letztlich auch eine nachhaltige Sicherung der weltweiten Versorgung mit Nahrungsmitteln gefährdet, analysiert der Bericht.

Um die Ausdehnung der Anbaulandes in beherrschbaren Grenzen zu halten, wird eine doppelte Strategie vorgeschlagen. Erstens muss mit jedem Hektar fruchtbaren Bodens sorgsamer umgegangen werden. Dazu gehören bessere landwirtschaftliche Praktiken und eine Raumplanung, die eine Überbauung produktiver Anbauflächen vermeidet. Zweitens muss die Nachfrage nach der Anzahl von Hektaren in der Landwirtschaft auf ein Niveau beschränkt werden, das eine nachhaltige Produktion erlaubt.

Bisher nicht erschlossene Potenziale, Land zu "sparen" sieht der Bericht vor allem darin, effizienter mit der geernteten Biomasse umzugehen. Weltweit geht bislang ein Drittel der Ernte in der weiteren Lagerung und Verarbeitung, im Handel und den Haushalten als Abfall verloren (in Deutschland sind es 11 Mio. Tonnen jährlich). Eine gesündere Ernährung, die auf ein Übermaß an Fleisch- und Milchprodukten verzichtet, trägt ebenfalls wesentlich zur Entlastung der natürlichen Systeme bei, denn die Tierproduktion braucht z. B. in Deutschland fünfmal mehr Fläche für das Futter als die Produktion pflanzlicher Nahrungsmittel mit dem gleichen Nährwert. Problematisch sieht der Bericht auch den wachsenden Einsatz von Energiepflanzen für Biokraftstoffe. Deren Verbrauch sollte durch die Verminderung und letztlich die Aufgabe von vorgeschriebenen Verbrauchsquoten reduziert werden.

Der Bericht "Assessing Global Land Use - Balancing Consumption with Sustainable Supply" wurde von der Working Group on Land and Soils des IRP unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Bringezu erarbeitet. Weitere Autoren aus dem Wuppertal Institut sind Dr. Helmut Schütz und Meghan O'Brien.

"Mit diesem Bericht liefert der Internationale Ressourcenrat eine Orientierungshilfe zum nachhaltigen Management der Ressource Land", stellt Bringezu heraus und folgert: "Ohne eine Veränderung unseres Verbrauchs wird eine nachhaltige Landnutzung nicht möglich sein. Ein Wandel ist aber möglich, der Nahrungsmittelsicherheit international gerechter und risikoärmer gewährleistet."


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.unep.org/resourcepanel/Publications/AreasofAssessment/AssessingGlobalLandUseBalancingConsumptionw/tabid/132063/Default.aspx
UNEP Report "Assessing Global Land Use"

Die gesamte Pressemitteilung erhalten Sie unter: http://idw-online.de/de/news570609
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter: http://idw-online.de/de/institution735

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie GmbH, Dorle Riechert, 24.01.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2014