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RECHT/006: Chile - Strafgeld für kanadischen Goldproduzenten Pascua Lama (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 6. Juni 2013

Chile: Strafgeld für kanadischen Goldproduzenten - Umweltgruppen fordern Aus für Pascua Lama

von Marianela Jarroud



Santiago, 6. Juni (IPS) - Die Regierung in Chile hat den kanadischen Bergbauriesen 'Barrick Gold' zur Zahlung eines Strafgeldes in Höhe von 16,4 Millionen US-Dollar aufgefordert. Das Unternehmen, dem Verstöße gegen Umweltauflagen am Standort der umstrittenen Goldmine Pascua Lama und irreparable Schäden an der Natur vorgeworfen werden, ist bisher nur zur Zahlung von höchstens 8,5 Millionen Dollar bereit.

Lokale Umweltschützer halten die staatlich verordneten Sanktionen gegen den Multi aus sozioökologischer Sicht für ebenso kriminell. Sie fordern die endgültige Einstellung des Projekts. Einem jüngsten Beschluss des zuständigen Umweltkontrolleurs zufolge darf Barrick Gold seine Arbeit wieder aufnehmen, sobald es das Wassermanagement- und Drainagesystem der Mine verbessert hat. Das könnte in ein bis zwei Jahren der Fall sein.

"Es ist sträflich, an einem Vorhaben festzuhalten, das aus ökologischer Sicht nicht zu verantworten ist", meinte Lucio Cuenca, Leiter der Lateinamerikanischen Beobachtungsstelle für Umweltkonflikte. Es habe in den mehr als zehn zurückliegenden Jahren genügend Vorfälle gegeben, die eine Rücknahme der Umweltgenehmigung rechtfertigen würden.

Die chilenische Justiz hatte am 10. April die Stilllegung der umstrittenen Mine Pascua Lama im Huasco-Tal im Norden Chiles verfügt. Das Berufungsgericht stellte sich damit auf die Seite der Umweltschützer und der Diaguita-Indigenen, die seit Jahren gegen das Megaprojekt protestieren.

"Der Tagebau war an die Bedingung geknüpft, dass die Gletscher nicht in Mitleidenschaft gezogen würden. Doch die Wasserbehörde (DGA) hat wiederholt bestätigt, das Pascua Lama zur Zerstörung der Gletscher beiträgt", berichtet Cuenca. Obwohl durch die illegalen Vorgänge die Flüsse der Region verseucht worden seien, hätten die Umweltbehörden nicht reagiert.

Die Pascua-Lama-Mine befindet sich in 4.000 Meter Höhe in den Anden. Sie erstreckt sich über chilenisch-argentinisches Territorium und ist die weltweit höchst gelegene Gold-, Silber- und Kupfer-Übertage-Mine der Welt. Auf chilenischer Seite befindet sie sich am Oberlauf des Flusses El Estrecho in der Provinz Huasco in der Region Atacama rund 700 Kilometer von der Hauptstadt Santiago entfernt. Barrick Gold hatte ursprünglich vor, die drei dort befindlichen Gletscher zu versetzen, um besser an die darunter liegenden Rohstoffvorkommen heranzukommen.


Rückendeckung für indigene Diaguita

Mit seinem einstimmig erzielten Urteil gab das Berufungsgericht in der Atacama-Hauptstadt Copiapó den lokalen Diaguita Recht, die die Mine als Gefahr für die örtlichen Gewässer und Gletscher ablehnen. In dem Verfahren hatte sich ihr Rechtsanwalt Lorenzo Soto auf Umweltverstöße berufen, die bereits von staatlichen Stellen wie dem Nationalen Dienst für Geologie und Bergbau (SERNAGEOMIN), dem Nationalen Evaluierungssystem und der Umweltaufsichtsbehörde sanktioniert worden waren.

Soto zufolge führen die Aktivitäten des weltgrößten Goldunternehmens zur Zerstörung der Gletscher 'Toro 1', 'Toro 2' und 'Esperanza'. Außerdem wurden hohe Konzentrationen von Arsen, Aluminium, Kupfer und Sulfat im Fluss El Estrecho gemessen.

Das Unternehmen hatte bereits im November 2012 die Arbeiten in der Mine auf Geheiß von SERNAGEOMIN einstellen müssen, weil es gegen Sicherheitsstandards verstoßen hatte. Das Urteil vom 10. April bedeutet nun die komplette Einstellung auf chilenischer Seite, es sei denn das Unternehmen zieht vor den Obersten Gerichtshof. Einem Sprecher des kanadischen Multis zufolge werden die Arbeiten auf argentinischer Seite jedoch fortgesetzt. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.olca.cl/oca/index.htm
http://www.tierramerica.info/nota.php?lang=eng&idnews=4155&olt=609
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=102666
http://www.ipsnews.net/2013/04/chilean-court-suspends-pascua-lama-mine/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2013