Schattenblick → INFOPOOL → UMWELT → INTERNATIONALES


PROTEST/107: Algarve - Kein Einsatz seismischer Druckluftkanonen ohne Umweltverträglichkeitsprüfung! (OceanCare)


OceanCare - News, 10. Februar 2016

Hotspot Algarve: Kein Einsatz von seismischen Druckluftkanonen ohne Umweltverträglichkeitsprüfungen!


Als Reaktion auf geplante seismische Aktivitäten für die Suche nach Öl- und Gasvorkommen vor der Küste der Algarve hat OceanCare der portugiesischen Regierung am 3. Februar 2016 im Namen der Silent Oceans Koalition eine von 14 Natur- und Artenschutzorganisationen unterzeichnete Stellungnahme übermittelt. Zentrale Forderung der Koalition: Unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) vor jeglicher seismischen Aktivität. Diese Forderung deckt sich mit der 2014 revidierten EU-Richtlinie über UVPs. Bisher verlangte das EU-Recht erst vor Bohrungen im Meeresboden eine solche Prüfung, die geänderten Richtlinien schreiben Umwelt-verträglichkeitsprüfungen nun bereits vor der Explorationsphase vor.

Breite feinsandige Strände und versteckte Buchten, verträumte Dörfer und schroffe Klippen - das sind Bilder, die wir mit der Algarve verbinden. Vor der Küste eine einzigartige Unterwasserwelt - viele Meerestiere, darunter mehrere Delphin- und Walarten, Blauhaie, andere Topräuber und Fischarten sind hier zuhause.

Der Naturpark Südwest-Alentejo und die Vicentinische Küste beinhalten auch ein marines Gebiet, das sich über fast zwei Kilometer ins Meer erstreckt. Dieses fragile Ökosystem ist in Gefahr. Die Ölindustrie greift nach dem wertvollen Gebiet und will vor der Küste der Algarve nach Öl- und Gasvorkommen suchen. Mit bis zu 40 Druckluftkanonen plant sie alle 10 bis 15 Minuten extrem laute Schallemissionen zum Meeresboden hin auszusenden. Im besten Fall können die Meerestiere vor dem Lärm rechtzeitig fliehen. Im schlimmsten Fall lässt der extreme Schalldruck die Blutgefässe der Meeressäuger bersten, denn in Panik tauchen die Tiere blitzartig auf und sterben an den Folgen der für sie unnatürlichen Taucherkrankheit.

Die Ölsuche vor der Algarve bedroht Wale und Delphine, gefährdet aber auch den Tourismus und die Fischerei. Wissenschaftliche Studien belegen, dass nach intensivem Lärm die Fischfangquoten um 40 bis 80 Prozent einbrechen. 85 Prozent der portugiesischen Fischereiflotte ist an der Algarve registriert. Für kurzfristigen Profit wird also nicht nur die Umwelt, sondern auch die lokale Wirtschaft gefährdet.

"Wir hoffen, dass die Verantwortlichen der portugiesischen Regierung unserem Appell folgen, die internationalen Beschlüsse umsetzen und der Ölindustrie keine Aktivitäten genehmigen, ohne vorab umfassende, unabhängige Prüfungen durchgeführt zu haben", sagt Sigrid Lüber, Präsidentin von OceanCare, stellvertretend für die Silent Oceans Koalition.

Die lokale Öffentlichkeit - darunter auch eine Vereinigung der Bürgermeister von 16 Orten der Region Algarve - und die Vertreter der Silent Oceans Koalition richten nun ihr Augenmerk auf den Umgang der portugiesischen Regierung mit der brisanten Situation.


Downloads
Statement of Concern Algarve
https://assets.oceancare.org/downloads/statement_of_concern_algarve_portugal_20160123revfinal.pdf

Links
Kampagne Silent Oceans
http://www.oceancare.org/de/silentoceans/

*

Quelle:
News vom 10. Februar 2016
Herausgeber: Verein OceanCare
Oberdorfstr. 16, Postfach 372, Ch-8820 Wädenswil
Tel.: +41 (0) 44 780 66 88, Fax: +41 (0) 44 780 66 08
E-Mail: info[at]oceancare.org
Internet: www.oceancare.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang